Inspiration · Pfingstnovene

Pfingstsequenz Teil 9: Bis in den Himmel

Heil’ger Geist, wir bitten dich,
Gib uns allen gnädiglich
Deiner Gaben Siebenzahl.
Spende uns der Tugend Lohn,
Lass uns stehn an deinem Thron,
Uns erfreun im Himmelssaal.

von Katharina Weiß · 30.05.2020

junge Frau streckt ihre Arme in die Luft und blilckt in den Himmel
Foto: Brook Cagle/Unsplash

Auf ganz vielfältige Art hast du den Hl. Geist bisher bei diesem Durchgang durch die Pfingstsequenz erlebt, sei es als denjenigen, der dir ein Licht aufgehen lässt, als Tröster oder Helfer beim Gebet. In der neunten Strophe bittest du den Hl. Geist schließlich um der „Gaben Siebenzahl“. Natürlich gibt es noch viel mehr als sieben Dinge, die der Hl. Geist schenkt, wie wir ja gesehen haben. Doch diese sieben Gaben, die auf die Bibelstelle Jes 11,2-3 zurückgehen, ragen darunter ganz besonders heraus.[1] Auf den ersten Blick etwas abstrakte Begriffe haben sie doch einen Bezug zu unserem Leben. Schauen wir sie ein bisschen genauer an:

Da ist zunächst die Weisheit. Bei ihr geht es nicht um Intelligenz, sondern darum, dich nicht so sehr an den Dingen dieser Welt zu orientieren, sondern „hinter“ die Dinge zu schauen und zu erkennen, was wirklich wichtig für dein Leben und für dein Leben mit Gott ist. Die Gabe der Einsicht/des Verstandes hilft dir hingegen, den Glauben und auch die Texte der Bibel recht zu verstehen.

Was du im rechten Moment sagen und tun sollst – dabei unterstützt dich die Gabe des Rates, während dir der Hl. Geist mit der Gabe der Stärke Ausdauer schenkt und beisteht, das als richtig Erkannte auch wirklich mutig umzusetzen. Das kann zum Beispiel bedeuten, zu deinem Glauben zu stehen, auch wenn andere das vielleicht lächerlich finden. Die Gabe der Erkenntnis/Wissenschaft macht dich unter anderem aufmerksam, welcher der Weg Gottes ist und wo du in der Gefahr bist, von diesem Weg abzuweichen. Die Frömmigkeit hilft dir, in Gott deinen liebenden Vater zu sehen und zu ihm zu beten, während die Gottesfurcht, die nichts mit Angst zu tun hat, dir seine Macht und Größe bewusst macht.[2]

Um diese Gaben darfst du für dich, aber besonders auch für die Kirche beten. Denn ganz deutlich ist in diesem letzten Teil der Pfingstsequenz auch die Gemeinschaft angesprochen. Es ist von „wir“ und „uns“ die Rede und im Lateinischen von den „fideles“, den Gläubigen. Die ganze Kirche, aber gerade auch der Papst und die Bischöfe benötigen den Hl. Geist, um die Kirche bzw. ihr Bistum als gute Hirten zu leiten und die Gläubigen letztlich „in den Himmel zu geleiten“.

Das ist auch die Perspektive der letzten Strophe. Wenn von „Tugend Lohn“ und „Himmelssaal“ die Rede ist, wird ersichtlich, dass der Hl. Geist nicht einfach irgendein Helfer ist, damit du ein angenehmes Leben hast. Das tiefste Anliegen des Hl. Geistes, und dazu dienen auch die sieben Gaben, ist es, dich letztlich in den Himmel zu führen. So kannst du ihn bitten: „Komm Hl. Geist, schenk uns deine Gaben und führ uns in den Himmel. Amen. Halleluja“ .

[1]     Falls du in Jes 11,2-3 nachschlägst, findest du vermutlich nur sechs Gaben. Das hängt damit zusammen, dass sich unsere Einheitsübersetzung an der hebräischen Bibel orientiert. In der griechischen Bibel findet sich statt der doppelten Erwähnung der Gottesfurcht zusätzlich die Gabe der Frömmigkeit.
[2]     Vgl. zu dieser Beschreibung der sieben Gaben den Liedtext im Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch. Ausgabe für die Diözese Augsburg. Hg. v. d. (Erz-)Bischöfen Deutschlands und Österreichs und dem Bischof von Bozen-Brixen. Stuttgart/Augsburg 2013, Nr. 783.

Pfingstsequenz als Novene

Tag 1:
Komm, o Geist der Heiligkeit!
Aus des Himmels Herrlichkeit
Sende deines Lichtes Strahl!

Tag 2:
Vater aller Armen du,
Aller Herzen Licht und Ruh’,
Komm mit deiner Gaben Zahl!

Tag 3:
Tröster in Verlassenheit,
Labsal voll der Lieblichkeit,
Komm, du süßer Seelenfreund!

Tag 4:
In Ermüdung schenke Ruh’,
In der Glut hauch Kühlung zu,
Tröste den, der trostlos weint.

Tag 5:
O du Licht der Seligkeit,
Mach dir unser Herz bereit,
Dring in unsre Seelen ein!

Tag 6:
Ohne Dein lebendig Wehn
Nichts im Menschen kann bestehn,
Nichts ohn’ Fehl und Makel sein.

Tag 7:
Wasche, was beflecket ist,
Heile, was verwundet ist,
Tränke, was da dürre steht.

Tag 8:
Beuge, was verhärtet ist,
Wärme, was erkaltet ist,
Lenke, was da irregeht.

Tag 9:
Heil’ger Geist, wir bitten dich,

Gib uns allen gnädiglich
Deiner Gaben Siebenzahl.
Spende uns der Tugend Lohn,
Lass uns stehn an deinem Thron,
Uns erfreun im Himmelssaal.

Heinrich Bone,  1847