Inspiration · Pfingstnovene
Pfingstsequenz Teil 8: Wovon lässt du dich leiten?
von Katharina Weiß · 29.05.2020
Ob in der Politik, in der Arbeit oder im Privaten – wir erleben es immer wieder: Wenn sich Fronten äußerlich und Menschen innerlich verhärten und eine, wenn auch nicht physisch vorhandene Kälte spürbar wird, greift oft Ratlosigkeit um sich. So gerne würden wir dann das Rad zurückdrehen und einfach noch mal neu starten. So gerne hätten wir dann ein Mittel, das alles wieder rückgängig macht.
In der achten Strophe der Pfingstsequenz wird der Hl. Geist darum gebeten, zu beugen, was verhärtet ist und zu wärmen, was erkaltet ist. Das passt genau zu dieser Situation. Wenn du also merkst, dass dein Herz oder das Herz anderer hart oder kalt wird, dann bitte doch den Hl. Geist um seine Hilfe.
Wenn jemand hart und kalt reagiert, dann hängt das aber auch oft damit zusammen, wovon er sich in seinem Leben leiten lässt. Wenn der Neid dein Leben bestimmt, kannst du anderen nichts gönnen. Wenn du dich von Egoismus leiten lässt, nimmst du auf andere und deren Wünsche keine Rücksicht. Und wenn Erfolg und Karriere bei dir im Mittelpunkt stehen, kann es sein, dass die Menschen in deiner Umgebung irgendwann zu kurz kommen. In der achten Strophe der Pfingstsequenz tut sich eine Lösung dafür auf. Denn du bittest hier den Hl. Geist: „Lenke, was da irregeht.“ Das heißt: Wenn du dein Leben von falschen Dingen oder Haltungen leiten lässt, dann lenkt der Hl. Geist dich wieder zurück auf die rechte Bahn. Und wodurch?
Der Hl. Geist setzt hier sozusagen an der Wurzel an, indem er dir die rechte Herzenshaltung schenkt. Im Römerbrief heißt es dazu: „Denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist“ (Röm 5,5). Die Liebe, die der Hl. Geist in unsere Herzen gießt, ist damit sozusagen eine „Präventivmaßnahme“. Denn wenn du von der Liebe Gottes erfüllt bist, dann gehst du gleich den rechten Weg und dein Herz bleibt weich und für deine Mitmenschen offen. So kannst du den Hl. Geist bitten: „Lenke mich, wenn ich mich von falschen Dingen leiten lasse und schenke mir Gottes Liebe ins Herz.“
Pfingstsequenz als Novene
Tag 1:
Komm, o Geist der Heiligkeit!
Aus des Himmels Herrlichkeit
Sende deines Lichtes Strahl!
Tag 2:
Vater aller Armen du,
Aller Herzen Licht und Ruh’,
Komm mit deiner Gaben Zahl!
Tag 3:
Tröster in Verlassenheit,
Labsal voll der Lieblichkeit,
Komm, du süßer Seelenfreund!
Tag 4:
In Ermüdung schenke Ruh’,
In der Glut hauch Kühlung zu,
Tröste den, der trostlos weint.
Tag 5:
O du Licht der Seligkeit,
Mach dir unser Herz bereit,
Dring in unsre Seelen ein!
Tag 6:
Ohne Dein lebendig Wehn
Nichts im Menschen kann bestehn,
Nichts ohn’ Fehl und Makel sein.
Tag 7:
Wasche, was beflecket ist,
Heile, was verwundet ist,
Tränke, was da dürre steht.
Tag 8:
Beuge, was verhärtet ist,
Wärme, was erkaltet ist,
Lenke, was da irregeht.
Tag 9:
Heil’ger Geist, wir bitten dich,
Gib uns allen gnädiglich
Deiner Gaben Siebenzahl.
Spende uns der Tugend Lohn,
Lass uns stehn an deinem Thron,
Uns erfreun im Himmelssaal.
Heinrich Bone, 1847