Inspiration · Pfingstnovene
Pfingstsequenz Teil 2: Komm, heiliger Geist!
von Katharina Weiß · 23.05.2020
Arm. Das will eigentlich keiner sein. Die meisten Menschen wollen schon selber durchkommen, es selbst schaffen. Doch in der zweiten Strophe der Pfingstsequenz beten wir ganz markant: „Vater aller Armen du“.
Wer sind denn die Armen? Nein, hier geht es nicht um diejenigen, die in finanziellen Schwierigkeiten stecken. Arm sind zunächst die, die etwas brauchen. Wenn du möchtest, dass der Heilige Geist in deinem Leben wirkt, dann denke ich, dass es wichtig ist, dass du dir eingestehst, dass du ihn brauchst, dass du es nicht allein schaffst, dass du letztlich „arm“ bist. Das ist der erste Schritt. Und der ist nicht immer einfach.
Der nächste Schritt ist, den Heiliger Geist auch wirklich zu bitten. Im lateinischen Originaltext ist das sehr schön ersichtlich, denn alle drei Zeilen der zweiten Strophe beginnen hier mit dem Wort „veni“, das heißt „komm“. Es ist also ein dringendes Rufen um den Hl. Geist. Wenn du in der Apostelgeschichte nachliest, wird ebenfalls deutlich, dass die Jünger um den Hl. Geist beten. Denn dort heißt es:
„Als sie in die Stadt kamen, gingen sie in das Obergemach hinauf, wo sie nun ständig blieben: Petrus und Johannes, Jakobus und Andreas, Philippus und Thomas, Bartholomäus und Matthäus, Jakobus, der Sohn des Alphäus, und Simon, der Zelot, sowie Judas, der Sohn des Jakobus. Sie alle verharrten dort einmütig im Gebet, zusammen mit den Frauen und Maria, der Mutter Jesu, und seinen Brüdern“ (Apg 1,13f.).
Für dieses Beten um den Heiligen Geist musst du nicht immer viele Worte machen. Es kann einfach mitten im Alltag ein kurzes „Komm, Heiliger Geist“ sein.
Das Gebet der Jünger wird erhört und der Heilige Geist kommt auf sie herab. Der Heilige Geist erleuchtet, wie gestern gehört, ihre Herzen und schenkt ihnen seine Gaben. Plötzlich sind sie wie ausgewechselt. Vorher noch ängstlich, treten sie nun mutig auf und verkünden Jesus Christus. Sie erkannten sich als bedürftig und beteten – und so erfahren sie die Kraft des Heiligenkraf Geistes.
Vielleicht hast du auch schon mal erleben dürfen, dass der Hl. Geist spürbar in deinem Leben gewirkt hat. Das ist etwas ganz Besonderes: Wichtig ist nur, so denke ich, dass du dann auf dem Boden bleibst und nicht stolz wirst, sondern erkennst: Nicht ich mit meiner Kraft bin es, sondern der Heilige Geist, der in mir und in meinem „Armsein“ wirkt.
Pfingstsequenz als Novene
Tag 1:
Komm, o Geist der Heiligkeit!
Aus des Himmels Herrlichkeit
Sende deines Lichtes Strahl!
Tag 2:
Vater aller Armen du,
Aller Herzen Licht und Ruh’,
Komm mit deiner Gaben Zahl!
Tag 3:
Tröster in Verlassenheit,
Labsal voll der Lieblichkeit,
Komm, du süßer Seelenfreund!
Tag 4:
In Ermüdung schenke Ruh’,
In der Glut hauch Kühlung zu,
Tröste den, der trostlos weint.
Tag 5:
O du Licht der Seligkeit,
Mach dir unser Herz bereit,
Dring in unsre Seelen ein!
Tag 6:
Ohne Dein lebendig Wehn
Nichts im Menschen kann bestehn,
Nichts ohn’ Fehl und Makel sein.
Tag 7:
Wasche, was beflecket ist,
Heile, was verwundet ist,
Tränke, was da dürre steht.
Tag 8:
Beuge, was verhärtet ist,
Wärme, was erkaltet ist,
Lenke, was da irregeht.
Tag 9:
Heil’ger Geist, wir bitten dich,
Gib uns allen gnädiglich
Deiner Gaben Siebenzahl.
Spende uns der Tugend Lohn,
Lass uns stehn an deinem Thron,
Uns erfreun im Himmelssaal.
Heinrich Bone, 1847