Inspiration · Pfingstnovene

Pfingstsequenz Teil 6: Unbedingt notwendig

Ohne Dein lebendig Wehn
Nichts im Menschen kann bestehn,
Nichts ohn’ Fehl und Makel sein.

von Katharina Weiß · 27.05.2020

Steht der Heilige Geist auf deiner Liste?
Steht der Heilige Geist auf deiner Liste? (Foto: Cathryn Lavery / Unsplash)

Stell dir vor, du erstellst eine Liste zu der Frage: „Wen oder was brauchst du unbedingt in deinem Leben?“ Auf dieser Liste können Namen von lieben Menschen auftauchen, aber auch so Natürliches wie Essen oder Schlafen. Diese Liste kann durchaus auch sehr individuell ergänzt werden, z. B. mit Kaffee oder Schokolade.

Ich denke mal, dass der Hl. Geist eher nicht auf deiner Liste zu finden ist. Doch wenn wir die sechste Strophe der Pfingstsequenz ansehen, dann zeigt sich, dass gerade er für dein Leben unbedingt notwendig zu sein scheint. „Ohne dein lebendig Wehn nichts im Menschen kann bestehn“ heißt es dort.

Das hebräische Wort für Geist lautet „ruah“ und wird schon von seiner Grundbedeutung her mit „Hauchen“ oder auch „Wehen“ übersetzt. Daran anknüpfend, ist der Geist Gottes in der Bibel dann auch derjenige, der lebendig macht, das Leben erneuert und erhält. Psalm 104 macht es schließlich sehr drastisch deutlich: Ohne den Geist Gottes könntest du nicht leben und würdest „zurück[kehren] zum Staub“ (Ps 104,29).

Das hört sich gerade vielleicht ziemlich biologisch an. Doch es geht tiefer. Das Wort, das wir für „lebendig Wehn“ im Originaltext finden, verdeutlicht nämlich, dass es sich hier um ein ganz klar göttliches Wirken handelt. Und dieses göttliche Wirken hat nicht nur Bezug auf dein äußeres Leben. Es verursacht auch, dass dein inneres Leben Bestand haben kann und du nicht so leicht in die Sünde fällst. Natürlich kannst du dich auch aus eigener Kraft bemühen, zu anderen freundlich zu sein oder Geduld zu haben. Doch deine eigene Kraft reicht häufig nicht so weit und so kannst du alleine nicht „bestehn“.

Ein Beispiel dafür ist nach der Beichte. Da nimmst du dir vor, dass du diesen oder jenen Punkt besser machen möchtest. Das geht meist ein paar Tage gut und dann ist es oft wieder wie vorher (zumindest bei mir). Gerade in diesen Momenten darfst du den Hl. Geist bitten, dass das Gute in dir auch wirklich „bestehn“ bleibt und du „ohn` Fehl und Makel“ lebst. Das kann mit einem kurzen Stoßgebet in schwierigen Situationen sein, wie z. B.: „Hl. Geist, hilf mir, dass ich jetzt im Guten bleibe.“ Und so hat der Hl. Geist einen ganz wichtigen Platz auf der Liste: „Wen oder was brauchst du unbedingt in deinem Leben?“

Pfingstsequenz als Novene

Tag 1:
Komm, o Geist der Heiligkeit!
Aus des Himmels Herrlichkeit
Sende deines Lichtes Strahl!

Tag 2:
Vater aller Armen du,
Aller Herzen Licht und Ruh’,
Komm mit deiner Gaben Zahl!

Tag 3:
Tröster in Verlassenheit,
Labsal voll der Lieblichkeit,
Komm, du süßer Seelenfreund!

Tag 4:
In Ermüdung schenke Ruh’,
In der Glut hauch Kühlung zu,
Tröste den, der trostlos weint.

Tag 5:
O du Licht der Seligkeit,
Mach dir unser Herz bereit,
Dring in unsre Seelen ein!

Tag 6:
Ohne Dein lebendig Wehn

Nichts im Menschen kann bestehn,
Nichts ohn’ Fehl und Makel sein.

Tag 7:
Wasche, was beflecket ist,
Heile, was verwundet ist,
Tränke, was da dürre steht.

Tag 8:
Beuge, was verhärtet ist,
Wärme, was erkaltet ist,
Lenke, was da irregeht.

Tag 9:
Heil’ger Geist, wir bitten dich,
Gib uns allen gnädiglich
Deiner Gaben Siebenzahl.
Spende uns der Tugend Lohn,
Lass uns stehn an deinem Thron,
Uns erfreun im Himmelssaal.

Heinrich Bone,  1847