Inspiration · Pfingstnovene

Pfingstsequenz Teil 5: Das Innerste des Herzens

O du Licht der Seligkeit,
Mach dir unser Herz bereit,
Dring in unsre Seelen ein!

von Katharina Weiß · 26.05.2020

gemaltes Herz auf der Straße fotografiert aus Vogelperspektive
Erlaube dem Hl. Geist, das Innerste deines Herzens zu erfüllen. (Foto: Guillaume LORAIN/Unsplash

„Etwas auf dem Herzen haben“ oder „jemand sein Herz schenken“ – unsere Sprache ist voll von Redewendungen und Bildern, in denen das Herz vorkommt. Neben der medizinischen Bedeutung, dass unser Herz uns am Leben erhält, verbinden wir es im übertragenen Sinn mit Gefühl, aber auch mit dem Innersten einer Person, mit ihren tiefsten Sehnsüchten und Wünschen. In der fünften Strophe der Pfingstsequenz spielt das Herz auch eine wichtige Rolle. „Mach dir unser Herz bereit, dring in unsre Seelen ein!“, heißt es dort. Ganz wörtlich müssten wir eigentlich sagen: „Erfülle das Innerste des Herzens.“

Bereits bei deiner Taufe hast du den Hl. Geist empfangen und bei deiner Firmung wurdest du nochmals mit ihm besiegelt. Jetzt denkst du dir vielleicht: Warum war es bei mir dann nicht wie in der Bibel? Da kam der Hl. Geist mit Sturm und Feuerzungen, und bei mir? Das war nicht wirklich spektakulär.

Zunächst: Du darfst dir dennoch sicher sein: Du hast den gleichen Hl. Geist empfangen wie die Jünger damals. Entscheidend ist zunächst nicht ein spektakuläres Kommen des Hl. Geistes. Entscheidend ist, dass er in deinem Leben wirkt. Und das tut er manchmal auch im Kleinen, Leisen und Unscheinbaren, z. B. wenn es dir gelingt, freundlich zu bleiben, auch wenn dir jemand gerade auf die Nerven geht.

Ja, und dann ist es nun an dir…Denn wenn wir zurück zum Bild des Herzens gehen: Erlaubst du dem Hl. Geist auch, dass er das Innerste deines Herzens erfüllt? Dass er deine Sehnsüchte und Wünsche prägt? Dass er derjenige ist, der letztlich dein Leben formt und durchdringt? Oder verschließt du ihm eher dein Herz, nach dem Motto: „Aber da kommst du nicht rein“?

Und ein letztes: Was für uns gilt, das gilt auch für das Wirken des Hl. Geistes in der Kirche. Auch hier ist wichtig: Erlauben wir dem Hl. Geist, dass er unsere Kirche bis ins Innerste durchdringt oder ist er nach Pfingsten schnell wieder vergessen?

Bitten wir also den Hl. Geist: „Erfüll das Innerste meines Herzens“ und beten wir auch für unsere Kirche: „Erfüll das Innerste unserer Kirche“.

Pfingstsequenz als Novene

Tag 1:
Komm, o Geist der Heiligkeit!
Aus des Himmels Herrlichkeit
Sende deines Lichtes Strahl!

Tag 2:
Vater aller Armen du,
Aller Herzen Licht und Ruh’,
Komm mit deiner Gaben Zahl!

Tag 3:
Tröster in Verlassenheit,
Labsal voll der Lieblichkeit,
Komm, du süßer Seelenfreund!

Tag 4:
In Ermüdung schenke Ruh’,
In der Glut hauch Kühlung zu,
Tröste den, der trostlos weint.

Tag 5:
O du Licht der Seligkeit,

Mach dir unser Herz bereit,
Dring in unsre Seelen ein!

Tag 6:
Ohne Dein lebendig Wehn
Nichts im Menschen kann bestehn,
Nichts ohn’ Fehl und Makel sein.

Tag 7:
Wasche, was beflecket ist,
Heile, was verwundet ist,
Tränke, was da dürre steht.

Tag 8:
Beuge, was verhärtet ist,
Wärme, was erkaltet ist,
Lenke, was da irregeht.

Tag 9:
Heil’ger Geist, wir bitten dich,
Gib uns allen gnädiglich
Deiner Gaben Siebenzahl.
Spende uns der Tugend Lohn,
Lass uns stehn an deinem Thron,
Uns erfreun im Himmelssaal.

Heinrich Bone,  1847