Kennst du das Gefühl, auf etwas zu hoffen? Hast du schon mal auf etwas gehofft und wurdest enttäuscht? Oder hast du sogar fest für etwas gebetet und die erhoffte Situation ist nicht eingetreten? Wir kennen das gut aus unserem eigenen Leben. Da gibt es immer wieder die kleinen Situationen im Alltag, in denen wir auf etwas hoffen. Schon früh in unserem Leben gab es aber auch große Dinge, auf die wir gehofft haben. Als Zwillinge haben wir diese großen Hoffnungen miteinander geteilt.
Vor Ort · Zwei Schwestern. Ein Glaube. Eine Hoffnung.
Trotzdem hoffen. Was uns dabei hilft
von Isabel und Teresa W. · 22.05.2025

Unerfüllte Hoffnung
Nachdem unser Papa unsere Familie verlassen hat als wir klein waren, war unsere Kindheit von dem sehnsüchtigen Wunsch und vielen Gebeten geprägt, dass er wieder zu uns zurückkommt. Eine Hoffnung, die nicht erfüllt wurde. Mitten in dieser Zeit von Verzweiflung, Zerrissenheit zwischen Wohnungen, Streit und Verlassenheit durften wir Gott kennenlernen und eins verstehen: ER ist der einzige, der wirklich trägt. Derjenige, an dem man sich festhalten kann, wenn es wirklich drauf ankommt. Ein himmlischer Vater, der uns in der Bibel als El Roi (Gott, der mich sieht), Jahwe Jireh (Gott mein Versorger) und Jahwe Rapha (Der Herr, der mich heilt) begegnet.
Laut aussprechen und vertrauen
Wenn ich (Isabel) als Kind solche Bibelstellen in der Kirche zum ersten Mal bewusst hörte, packte mich oft ein Staunen über diese unglaublichen Verheißungen Gottes für mein Leben, und ich bekam neue Hoffnung. Auch heute hilft es uns beiden oft, in einer schwierigen Situation Gottes Zusagen voller Glauben über unserem Leben laut auszusprechen.
Das heißt aber nicht, dass wir Gottes Nähe immer spüren oder dadurch alles einfach geworden wäre. Es gab trotzdem Situationen in unserem Leben, die für uns richtig schwer waren und in denen wir Gott nicht mehr verstanden haben. Das, was uns in diesen Zeiten geholfen hat, war der Blick auf das Kreuz. Das Wissen, dass Jesus dort unseren Schmerz und unsere Verlassenheit selbst gefühlt hat und dass er ein Gott ist, der wirklich weiß, wie es uns geht.
Das hat uns ermutigt, dennoch auf Gottes Liebe zu vertrauen, so, wie es der Autor Raniero Cantalamessa in einem Lieblingsbuch von uns beiden formuliert: „Mein Vater, ich verstehe dich nicht mehr, aber ich vertraue dir“ (Cantalamessa, Raniero: Das Kreuz. Gottes Kraft und Weisheit, Köln 1999, 136).

Gottes Treue kann man konkret erfahren
Dann gab es aber immer wieder auch Situationen, in denen wir die Treue Gottes schon jetzt konkret in unserem Leben erfahren durften. Zum Beispiel habe ich (Teresa) im letzten Jahr für eine Wohnung in München gebetet (die bekanntlich nicht einfach zu bekommen ist).
Nachdem ich bei einer Veranstaltung zufällig folgenden Bibelvers gezogen hatte: „Ich kenne meine Pläne, die ich für euch habe, Pläne des Heils und nicht des Unheils; denn ich will euch eine Zukunft und eine Hoffnung geben“ (Jer 29,11), habe ich jeden Tag damit gebetet. Auch wenn es manchmal aussichtlos aussah, hat es mir geholfen, an Gottes Treue und Versorgung zu glauben. Durch eine unglaubliche Fügung wurde mein Gebet schließlich erhört.
Aufschreiben
In der Bibel begegnet uns immer wieder das gleiche Prinzip von Hoffnung: Zurückliegende Erfahrungen der Treue Gottes geben Hoffnung für die Zukunft. Uns beiden hilft es, solche Erlebnisse mit der Verlässlichkeit Gottes in unserer Vergangenheit aufzuschreiben, um daraus Hoffnung zu schöpfen für unsichere oder schwierige Situationen in der Zukunft.
Sichere Hoffnung
Und auch wenn sich – wie in unserer Kindheit – sehnsüchtige Hoffnungen nicht erfüllen, hält das Christentum eine unglaubliche Hoffnung bereit, die bleibt. Denn Hoffnung ist für uns Christen keine Fifty-fifty-Chance mit unsicherem Ausgang, sondern sie ist eine Person! Ihr Name ist Jesus. Und am Ende wird er alles gut machen. Spätestens in der Ewigkeit.

Pilger der Hoffnung
Das Leitwort für das Heilige Jahr 2025 heißt „Pilger der Hoffnung“. Wir sind dieses Jahr zusammen ein Stück auf dem Jakobsweg in Spanien gepilgert. Dabei haben wir zwei grundlegende Erfahrungen gemacht: Zum einen ist man als Pilger nie ganz alleine. Man trifft immer wieder Leute, mit denen man ein Stück des Weges gemeinsam geht. Zum anderen ist Pilgern immer etwas Aktives: Wir mussten uns jeden Morgen wieder neu aufmachen und uns entscheiden, weiterzugehen, auch wenn wir uns nicht immer danach gefühlt haben.
Genauso ist es auch mit der Hoffnung: Zum einen dürfen wir immer wieder merken, dass in unserem Leben manchmal gerade dann, wenn uns selbst diese Entscheidung für die Hoffnung schwerfällt, Wegbegleiter da sind, die stellvertretend für uns an der Hoffnung festhalten. Zum anderen können wir versuchen, uns jeden Tag aktiv für die Hoffnung zu entscheiden, auch wenn unsere Gefühle manchmal dagegensprechen.
Entscheiden wir uns also dafür, besonders in diesem Jahr, aber auch in unserem ganzen Leben, miteinander und füreinander Pilger der Hoffnung zu sein.