Vor Ort · Frag den Priester

Jagd auf das Glück

Geglücktes Leben ist, was alle Menschen aller Zeiten gesucht haben. Doch was lässt das Leben gelingen? Kann man mit einem VW Golf glücklich werden? Welche Rolle spielt das Geld? Fran und Johannes vom St.-Thomas-Gymnasium in Wettenhausen haben Weihbischof Florian Wörner ihre Fragen und die Fragen ihrer Klassenkameraden gestellt und sich über zentrale Elemente glücklichen Lebens unterhalten. 

von Raphael Schadt · 26.02.2024

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Video zu Frag den Bischof mit Fran und Johannes vom St.-Thomas-Gymnasium in Wettenhausen und Weihbischof Florian Wörner.

Fran: Keiner steht morgens auf und denkt sich: Heute will ich mal richtig unglücklich sein. Jeder sucht ja irgendwie nach Glück. Würden Sie sagen, dass man sich das Glück kaufen kann?

Weihbischof Florian Wörner: Definitiv nicht. Materielles kann schon glücklich machen, also etwa ein neues Motorrad. Aber irgendwann flaut auch darüber die Freude ab und man merkt, das ist noch nicht alles.

Johannes: Welche Rolle spielt beim Thema Glück eine Familie? Und sind Sie weniger glücklich, da Sie nicht heiraten können? 

Wörner: Ich komme ja selbst aus einer Familie: Ich habe Vater, Mutter und Geschwister. Familie erlebe ich auch im Seelsorgekontakt und weiß: Wenn eine Familie intakt ist, dann ist das gut für die Entwicklung eines Menschen. 

Meine Entscheidung, Priester zu werden und auf eine eigene Familie zu Verzichten war eine ganz bewusste, eine Berufung. Denn ich glaube, dass es ein Leben gibt, in dem man wie mit einer Familie mit Gott und der Kirche verbunden sein kann. Mein Ring ist ein Zeichen dafür. Für beide bin ich da und das gibt Erfüllung. Ich freue mich zwar jedes Mal, wenn ich in einer Familie bin, weiß aber auch, dass es einen Wert hat, so ein Leben zu leben, wie ich es lebe. Und ich bin glücklich damit. 

Johannes: Also könnte man auch sagen, dass Gott für Sie eine Ehefrau und eine eigene Familie ersetzt?

Wörner: Ja, das kann man so sagen. Es gibt, so glauben wir, den Himmel. Der Ort wo Gott ist. Diesen Ort ersehnen wir, auch wenn es uns nicht bewusst ist. Denn Gott alleine ist in der Lage, alle unsere Bedürfnisse, unsere Sehnsüchte und unser Verlangen wirklich zu erfüllen. Um das vorzuleben, zu zeigen, dass Gott tatsächlich allein genügen kann, dafür ist das Zölibat da.

Fran: Es gibt immer mehr Atheisten in Deutschland. Laut einer Studie sind es mittlerweile 42 Prozent. Glauben Sie, dass man auch ohne Glauben glücklich werden kann? 

Wörner: Ein Stück weit schon. Die Frage ist: Was sind denn Faktoren, die glücklich machen? Familie, gute Beziehungen, gute Freundschaften, wenn man mit seiner Arbeit zufrieden ist. Das kann glücklich machen. Aber es gibt ein Plus, ein Mehr. Nach dem haben wir alle Sehnsucht. Das geht ohne Glauben nicht. Man merkt das vor allem, wenn die genannten Glücksfaktoren nicht mehr da sind. Was ist, wenn ich krank bin und nicht mehr arbeiten kann, wenn es einen Unfall gibt, ich Angehörige verliere? Spätestens da ist es gut, wenn man glauben kann und weiß, es gibt noch mehr.

Johannes: Glück wird oft mit Selbstoptimierung verbunden. Wenn man um glücklich zu sein, keine Fehler machen darf? Ist das richtig so?

Wörner: Es gibt das Sprichwort: Jeder ist selbst seines Glückes Schmied. Da ist was dran. Klar muss man auch an sich arbeiten. Darum geht es ja auch im Christentum. „Seid vollkommen“ sagt Jesus, „wie ein himmlischer Vater vollkommen ist.“. Jesus wird das nicht sagen, wenn das nicht möglich wäre. 

Allerdings müssen wir das nicht allein aus uns selbst schaffen, das wäre viel zu stressig. Unser Glaube ist aber nicht stressig. Wir müssen mitarbeiten, aber wir erlösen uns nicht selbst: Gott bringt Erlösung. Wenn ich mich selbst erlösen müsste, wäre das eine hoffnungslose Überforderung. Aber das Mitarbeiten, das Vorwärtskommen kann auch glücklich machen.

Fran: Ich bin oft unglücklich. Ein wahrer Pessimist, kann man sagen. Welche Tipps können Sie mir geben, um ein bisschen Licht in mein Leben zu bringen? 

Wörner: Ich bin auf folgendes gekommen: Eine „Anleitung zum Glücklichwerden” ist, wenn man danken kann und dadurch erkennt, dass nichts selbstverständlich ist. Auch wenn man ein Liebender wird und immer wieder Danke sagt, wird man zufriedener. Man sieht mehr auf das Positive und nicht auf das Negative. 

Thomas von Aquin hat einmal gesagt: Liebe heißt: Dem anderen Gutes wollen. Wann sind wir denn richtig erfüllt und zufrieden? Ich bin es, wenn ich sagen kann: Das Aufstehen hat sich gelohnt, weil ich Leuten etwas Gutes tun konnte, ohne mich ständig zu fragen: „Was habe ich davon?“. Das erfüllt mich und macht mich glücklich. Ich glaube dafür zu danken, ist die Anleitung zum glücklicher werden.

Johannes: Herr Weihbischof, zum Schluss noch eine simple Frage: Sind Sie glücklich? 

Wörner: Ja. Obwohl ich auch traurige Momente kenne. Aber ich bin bisher verschont geblieben von tiefen Krisen, weil der Optimismus, das Glück in meinem Leben, eindeutig überwiegt. Ich führe diesen Optimismus sehr stark auf meinen Glauben zurück. Denn ich weiß, Gott ist bei mir. Ich verliere, dank Ihm, die Hoffnung und die Zuversicht auf etwas Besseres nie. Der Himmel, das ist unser Ziel. Diese Perspektive zu haben, gibt so eine Grundzuversicht. Blaise Pascal hat einmal gesagt, wenn du Gott gefunden hast, dann ist das Glück überall. Dann sieht man selbst die negativen Dinge positiver. 

Fran: Herr Weihbischof, herzlichen Dank, dass Sie sich für uns Zeit genommen haben. 

Wörner: Sehr gerne. 

 

Die Credo-Redaktion hat sich gefreut, dieses Interview in Kooperation mit Pfarrer Daniel Rietzler, Lehrer am St.-Thomas-Gymnasium Wettenhausen, und Gina Gänsler von der Jugendstelle Weißenhorn begleiten und produzieren zu dürfen. Ein herzliches Dankeschön an alle Beteiligten. Weitere Folgen mit Schülern vom St.-Thomas-Gymnasium und Weihbischof Wörner sind in Arbeit.