Vor Ort · Pannen und Engel auf dem Jakobsweg

Eines ist gewiss: Gott sorgt für uns

Zwei Wochen allein verreisen und dann auch noch 260 Kilometer pilgern? Es sprach einiges gegen die verrückte Idee, den Jakobsweg zu gehen. Schließlich habe ich es doch gewagt – und die erste Panne ließ nicht lange auf sich warten. Doch Gott hat nicht vergessen, mir auf meinem Weg immer wieder einen Engel zu schicken.

von Monika K. · 07.06.2023

Junge dunkelhaarige Frau mit Rucksack an einer Wegmarke des Jakobswegs am Meer
Auf dem Caminho Portugues, dem portugiesischen Jakobsweg. Foto: privat

Vor gut einem Jahr stand ich da und hatte noch keine Pläne für den Sommer. Bei einem Spaziergang kam mir dann spontan der Gedanke, dass ich auf den Jakobsweg gehen könnte, da ich gerne wandere. Auch viele Freunde haben mir in den letzten Jahren von ihren Pilgererfahrungen erzählt.

Einiges sprach gegen die Reise

Ich war zuvor jedoch noch nie länger allein verreist. Es kamen viele Zweifel in mir auf: Also habe ich mich entschieden, eine Pro-Contra-Liste zu machen. Auf der Contra-Seite stand zum Beispiel, dass ich im Sommer nur zwei Wochen Urlaub hatte, es im August sehr heiß sein kann, dass ich keinen Rucksack bzw. keine entsprechende Ausrüstung habe, ob ich die Strecke konditionell schaffe, und dass es verrückt ist, das zu machen – aber das stand auch auf der Pro-Seite 😉

Das half mir bei der Entscheidung

Zum Glück war die Contra-Seite um einiges kürzer als die Pro-Seite und es kam Ermutigung von Freunden. Dann habe ich in der Zeit meiner Überlegungen bei einem Gebetsabend noch eine spannende Bibelstelle gezogen: „Die aber auf den HERRN hoffen, empfangen neue Kraft, wie Adlern wachsen ihnen Flügel. Sie laufen und werden nicht müde, / sie gehen und werden nicht matt“ (Jes 40,31). Damit stand meine Entscheidung fest.

Die erste Panne und der erste Retter

Im Sommer ging es also für zwei Wochen auf den Caminho Portugues, den portugiesischen Jakobsweg: Ich hatte vor, 260 Kilometer von Porto in Portugal nach Santiago de Compostela in Spanien zu pilgern.

Schon am ersten Tag meiner Reise fing das Abenteuer an. Ein Freund fuhr mich zum Flughafen. Dort angekommen hieß es leider, dass ich eine Gebühr zahlen müsse, da ich keinen Online-Check-In gemacht hatte. Und das ging leider nur mit Kreditkarte, die ich nicht dabeihatte. Aber, Gott sei Dank, konnte mich der Freund mit seiner Kreditkarte „retten“. Sonst hätte ich gar nicht erst abfliegen können …

Boot mit der Aufschrift „Don't worry“ in Porto
„Don't worry“ sagt die Aufschrift unten rechts. Foto: privat

Engel in Portugal

In Portugal gelandet, wusste ich nicht, wie ich zur ersten Unterkunft komme. Ich fragte einen jungen Mann mit seiner Mutter, ob er mir helfen könne, ein Ticket zu kaufen. Interessant war, dass er den gleichen Weg wie ich hatte. Er stieg mit mir zweimal in verschiedene Züge um, bis ich nur noch eine Verbindung zur Unterkunft allein fahren musste. Er war ebenfalls ein „Engel“ auf meinem Weg.

In Porto angekommen, lief ich an einem Fluss entlang. Irgendwie machte ich mir schon Sorgen über den Rückflug und ob es da auch Probleme geben würde. Ich chattete mit einer Freundin und sie schrieb mir, dass ich mir keine Sorgen machen muss. Gerade in dem Moment, als ihre Nachricht ankam, fuhr auf dem Fluss ein Boot vorbei. Auf ihm stand: „Don’t worry“.

You’ll never walk alone

Dann war ich endlich auf dem Jakobsweg. Obwohl ich allein unterwegs war, habe ich bald nette Leute getroffen. Charlotte war so eine Person, der ich immer wieder in verschiedenen Ortschaften und Unterkünften begegnete. Als uns jemand fragte, ob wir uns schon länger kennen, verneinte sie und meinte, dass wir einfach aufeinander aufpassen. Ein weiterer „Engel“ auf meinem Weg.

Ein anderes Mal, als ich mir erschöpft eine kurze Pause in einer Kirche gegönnt und gebetet habe, klingelte genau in diesem Moment mein Handy. Ein deutscher Mitpilger, den ich auf dem Weg kennengelernt hatte, war dran und er fragte mich, ob bei mir alles ok ist.

Das Gefühl von Versagen und ein Geschenk Gottes

Am sechsten Tag meiner Reise hatte ich einen kleinen Tiefpunkt: Ich hatte Probleme mit meinen Beinen. Aber eigentlich konnte ich es mir nicht erlauben, weniger Kilometer am Tag zu gehen. Denn ich hatte einen strengen Plan, um innerhalb von zwei Wochen in Santiago anzukommen. An diesem Tag wollte ich unbedingt bis Valença pilgern, aber es war unrealistisch. So musste ich meinen Plan ändern und ein paar Ortschaften vorher übernachten, was bei mir ein Gefühl von Versagen auslöste.

Doch dann erkannte ich, dass Gott einen besseren Plan hatte. Es war nämlich mein Namenstag und Gott wollte mich beschenken, aber anders als ich es geplant hatte. In der Unterkunft wartete ein leckeres Essen auf mich, außerdem gab es dort einen Pool und in dem Dorf fand ein wunderschöner Gottesdienst in einer gefüllten Kirche statt. Was für ein Geschenk! Gott sorgt und er will das Beste für uns.

Eines ist gewiss: Gott sorgt für uns

Nach 12 Tagen und 260 Kilometern habe ich es schließlich geschafft, gesund in Santiago anzukommen. Abschließend kann ich nur sagen, dass es eine besondere Zeit für mich war, in der ich viel gelernt habe. Es lohnt sich, etwas zu wagen, auch wenn viel ungewiss ist. Eines ist gewiss: Gott liebt uns und er sorgt für uns!

Junge dunkelhaarige Frau mit orangem T-Shirt jubelnd in Santiago de Compostela
Geschafft! Vor der Kathedrale in Santiago de Compostela. Foto: privat