Thema · Das Lebensziel im Blick behalten

Angst vor der Hölle?

Lange Zeit war „Hölle“ ein Wort, das Menschen Angst gemacht hat. Heute hört man oft das genaue Gegenteil, dass die Hölle keinen zu ängstigen braucht. Viele sagen sogar, dass es die Hölle gar nicht gibt. Was gilt nun? Muss ich Angst haben vor der Hölle?

von Dominik Loy · 18.10.2023

„Die Hölle“ wie man sie sich früher vorstellte.
„Die Hölle“ wie man sie sich früher vorstellte. Bild: Unbekannter Maler, Nationalmuseum antiker Kunst, Lissabon. Fotograf: Dguendel, commons.wikimedia.org CC SA 4.0

Als Jugendlicher ist es mir immer wieder passiert. Und heute passiert es mir noch. Wenn ich mit meinem Neffen an der Konsole zocke, gerate ich ganz oft irgendwie ins Abseits. Eine falsche Kurve, ein missglückter Plan und schon stecke ich irgendwo, fernab des restlichen Geschehens und finde kaum mehr zurück – wie verloren.

Die Hölle ist Gottferne

Im Leben kann es ganz ähnlich laufen. Auch hier gibt es einen Sinn und ein Ziel. Für uns Christen ist das der Himmel. Der Sinn im Leben besteht darin, mit Gott, den Menschen und der Schöpfung in Liebe zu leben, mal ganz allgemein gesprochen. Wenn uns alles egal ist, außer wir selbst, wenn nur der Kick und die eigene Lust zählen, wenn wir nur unseren Vorteil suchen, dann können wir dieses Ziel aus den Augen verlieren – und verloren gehen, wie ich beim Zocken.

Wenn wir unser Ziel, den Himmel, den Ort der Gemeinschaft mit Gott, verfehlen, driften wir Richtung völlige Gottferne, die man auch Hölle nennt. Viele Generationen von Christen lebten in panischer Angst vor der Hölle, die man sich mit schlimmsten Bildern (Feuer, Schmerz, Folter und so weiter) ausmalte. Zugleich glaubte man vielfach, eine einzelne schwere Übertretung, eine einzige krasse Sünde könne einen schon zur Hölle verdammen, wenn vor dem Tod keine Versöhnung mehr möglich ist. Das muss ja Angst machen!

Don’t panic – aber: Die Sache ernst nehmen

Große Theologen unserer Zeit wie Joseph Ratzinger und Karl Rahner sagen hingegen, dass sich das Leben auf Erden nach dem Tod in die Ewigkeit hinein fortsetzt. Wer also in seinem Leben die Gemeinschaft mit Gott ehrlich und ernsthaft sucht, der wird sie nach dem Tod erfahren. Wer aber im Leben fern von Gott lebt, wird auch nach dem Tod in der Gottferne bleiben. To make a long story short: Wer in den Himmel will, der wird auch hinkommen.

Das ist die gute Nachricht. Aber Moment! Das ist kein Grund zum Zurücklehnen. Wenn auch panische Angst vor der Hölle nicht angebracht ist, so müssen wir die Sache schon sehr ernst nehmen und uns ganz nüchtern und ehrlich fragen: Suche ich Gott wirklich in meinem Leben? Hat er dort einen Platz? Richte ich mein Tun und Denken an ihm aus? Lebe ich wirklich in lebendiger Liebe zu Gott? Bin ich noch auf Kurs in Richtung meines Lebensziels?

Mit lauem Glauben in den Himmel?

Durchaus problematisch ist es, wenn wir uns mit unserem Glauben, unserem Leben und unserer Religiosität etwas vormachen und zum Beispiel fälschlicherweise meinen, noch auf Kurs zu sein. Wenn wir also denken gläubige Christen zu sein, obwohl unser Glaube längst kalt, starr, leblos oder zum reinen Ritual geworden ist. Ob so eine praktisch stumme, rein äußerliche und oberflächliche Gottesgemeinschaft in die ewige, vollkommene Gottesgemeinschaft führt?

Am Ende ist es so einfach wie beim Zocken: Das Ziel im Blick haben und darauf hin handeln und leben. Und driften wir ab und verlieren das Ziel aus den Augen, können wir stets neuen Kurs darauf nehmen. Dann geht auch niemand verloren, auch ich nicht bei Mario Kart.

Junger Mann blickt geistesabwesend neben seine Bildschirme.
Sind wir noch auf dem richtigen Kurs? Bild: © AspctStyle – stock.adobe.com