Video zu Frag den Bischof mit Fran und Johannes vom St.-Thomas-Gymnasium in Wettenhausen und Weihbischof Florian Wörner.
Johannes: Haben Sie persönlich Angst vor dem Tod?
Weihbischof Florian Wörner: Angst ist, glaube ich, nicht das richtige Wort. Aber ich mache mir natürlich Gedanken über den Tod. Berufsmäßig komme ich immer wieder damit in Berührung. Ich denke nach darüber, wie ist es, wenn ich einmal sterben muss. Was kommt nach dem Tod?
Vor allem bete ich darum, dass der Tod nicht plötzlich kommt. Ich möchte vorbereitet sein. Ich möchte nicht, dass mich der Tod einfach so holt. Außerdem bin ich überzeugt, dass mich nicht der Tod holt, sondern Gott mich zu sich holt. Und wo er ist, da ist es gut. Daher ist die Sorge – die freilich auch bei mir da ist – was nach dem Tod kommt, schon wesentlich dezimiert, weil ich die Hoffnung habe und den Glauben. Wir können nicht tiefer fallen als in die Arme Gottes.
Fran: Warum lebt man, wenn man am Ende ohnehin stirbt?
Wörner: Ich glaube nicht, dass wir leben, um zu sterben. Aber das hast du mit deiner Frage nicht gemeint. Ich bin überzeugt, dass das Leben nicht im Grab endet, dass das nicht unsere Berufung ist. Gott will nicht, dass wir sterben oder leiden. Er hat uns ins Paradies gestellt.
Ursprünglich, so steht es auf den ersten Seiten der Bibel, möchte er, dass wir mit ihm leben, dass wir in die Freundschaft mit ihm kommen. Und mit ihm leben heißt Leben in Fülle, oder ewig leben. Bekanntlich kam da aber eine Störung rein – der Sündenfall. Adam und Eva, die gegen Gott aufbegehren, die Sünde und der Rauswurf aus dem Paradies. Das heißt, der Tod ist die Folge der Sünde.
Aber ich bin der festen Überzeugung, dass Gott uns nicht im Grab haben will, sondern bei sich. Der Sinn des Lebens besteht ja darin, Gott kennen und lieben zu lernen. Herauszufinden: Was ist eigentlich sein Wille, Gutes tun, für andere Menschen da zu sein?
Und ich glaube, dass es uns zutiefst erfüllt, wenn wir ein Leben führen mit Nächstenliebe, Aufrichtigkeit, Gerechtigkeit. Das Ziel unseres Lebens, ist es, den Himmel zu erreichen, das heißt Gott zu erreichen.
Johannes: Es gibt im Himmel also noch ein Nachleben.
Wörner: Nicht nur irgendein Nachleben. Im Himmel kommt das eigentliche Leben, das Leben in Fülle.
Johannes: Dieses Leben hier ist quasi eine Vorstufe für Sie.
Wörner: Genau, eine sehr sinnvolle, eine ganz wichtige. Also dieses Leben ist nicht unbedeutend, aber das Leben in Fülle, das steht noch aus.
Johannes: Warum beendet Gott nicht früher das Leiden zum Beispiel von Todkranken, die lange mit Schmerzen im Sterben liegen?
Wörner: Die meisten Menschen sind froh, wenn sie nicht leiden müssen. Ich auch. Aber Leiden hat nicht nur diese negative Seite. Und Christen sollten sich von niemandem übertreffen lassen, wenn es darum geht, Leid zu vermeiden oder zu mindern. Dazu tun wir alles nur Mögliche: Wir unterstützen Kranke, bauen Krankenhäuser, trösten Trauernde. Wir versuchen, Armut zu lindern mit vielen Initiativen.
Aber das Leid ist nun mal da. Wir können es nicht einfach aus der Welt schaffen. Und Christen sehen im Leid auch einen Sinn. Also zum Beispiel den, dass Leiderfahrungen reifen lassen und man wichtige Entscheidungen trifft, die man ohne vielleicht nicht so getroffen hätte. Gott selbst macht es vor: In Jesus ist er dem Leid nicht aus dem Weg gegangen. Im Gegenteil. Er hat sich dem Kreuz gestellt. Und am tiefsten Punkt seiner Erniedrigung, seiner Ohnmacht im Tod am Kreuz, da trägt er eigentlich den größten Sieg für uns alle davon, nämlich unsere Erlösung, die Überwindung des Todes.
Jesus sagt: Wer mir nachfolgen will, der soll auch bereit sein, die Kreuze, die sich ihm im Leben stellen, bereitwillig aufzunehmen. Und einer hat einmal gesagt: Wenn du dein Kreuz trägst und annimmst, dann trägt es sogar dich. Das kann man allerdings nur so erleben, wenn man Leiden versucht, christlich zu tragen und anzunehmen.
Fran: Würden Sie also sagen, dass das Sprichwort: „Jeder trägt ein Kreuz in seinem Leben” zutrifft?
Wörner: Davon bin ich überzeugt. Ich glaube, dass kein Mensch darum herumkommt, manche Leiderfahrung zu machen. Ob Krankheit oder Enttäuschungen, Beziehungsprobleme etc..
Fran: Eine persönliche Frage: Was war Ihre schlimmste Erfahrung mit dem Tod?
Wörner: Wenn Kinder, Jugendliche wegen Krankheit oder Unfällen sterben, geht mir das sehr nahe. Der Tod meines eigenen Vaters als ich 18 war. Es war vorbereitet. Er war schwer krank und es war auch eine Erlösung von seiner Krankheit, aber er war dann halt auch nicht mehr da. Der Tod macht etwas mit einem. Ich stand damals schon fest im Glauben und der gab mir großen Trost und auch die Gemeinschaf im Glauben half mir und meiner ganzen Familie.
Johannes: Was passiert nach dem Tod?
Wörner: Gott hat uns in diese Welt gesetzt, um uns ein Leben in Aussicht zu stellen, das nicht mehr aufhört, in dem es keine Trauer mehr gibt, kein Leid, keine Kriege, keine Enttäuschungen, sondern einfach Glück und Freude pur. Das mag sich abgehoben anhören, aber ich bin fest davon überzeugt. Sonst säße ich heute nicht hier um euch Glaubensfragen zu beantworten. Das Ewige Leben ist der Kern des Glaubens. Ein Leben in dem unsere Sehnsucht, unsere Wünsche erfüllt sind.
Fran: Glauben Sie, dass alle Menschen in den Himmel kommen?
Wörner: Ich hoffe es. Aber ich weiß es nicht. Und Gott sei Dank muss ich das auch nicht entscheiden. Das überlassen wir Gott. Die Heiligen Schrift sagt – und davon bin ich überzeugt – dass wir einmal vor Gott stehen und Rechenschaft ablegen müssen, für das, wie wir gelebt haben, was wir getan oder unterlassen haben.
Ich denke da an die Bibelstelle, in der es um die Werke der Barmherzigkeit geht und Jesus sagt: „Ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben, Ich war durstig, ihr habt mir zu trinken” oder „Ich war hungrig und ihr habt mir nichts zu essen und zu trinken gegeben usw. (Mt 25)
Ich weiss nicht, ob alle in den Himmel kommen. Aber die Kirche hat von Heiligen behauptet, dass sie im Himmel sind. Sie hat aber noch nie von jemandem behauptet, dass er in der Hölle ist. Gott sei Dank. Aber wie stellt ihr euch den Himmel vor?
Johannes: Ich habe da keine konkrete Vorstellung.
Fran: Bisher kam noch keiner zurück und hat berichtet. Ich lasse mich einfach überraschen. Herr Weihbischof, danke, dass Sie sich auch für dieses Thema Zeit genommen haben.
Die Credo-Redaktion hat sich gefreut, dieses Interview in Kooperation mit Pfarrer Daniel Rietzler, Lehrer am St.-Thomas-Gymnasium Wettenhausen, und Gina Gänsler von der Jugendstelle Weißenhorn begleiten und produzieren zu dürfen. Ein herzliches Dankeschön an alle Beteiligten. Weitere Folgen mit Schülern vom St.-Thomas-Gymnasium und Weihbischof Wörner sind in Arbeit.