Vor Ort · 3 Fragen an ...

Über echte Musik und Momente mit Gott

Als leidenschaftlicher Musiker hat Björn Lie eine klare Vorstellung davon, was echte Musik ist. Der 19-Jährige aus Mindelheim spielt Gitarre und singt in der Duo-Band Wrong Snakes. Er ist seit vielen Jahren Pfadfinder und macht gerade seinen Bundesfreiwilligendienst an der Katholischen Jugendstelle Memmingen. In unserer Reihe „3 Fragen an …“ zum Thema Wirklichkeit erzählt er uns, was für ihn „echt“ ist – in der Weihnachtszeit, in der Musik und in Bezug auf Gott.

von Veronika Striegel · 16.12.2021

Junger mitteleurepäischer Mann mit dunklen Haaren, Dreitagebart und schwarzer Mütze
Björn Lie. Foto: privat

Credo: Hattest du schon mal das Gefühl, im falschen Film zu sein? Falls ja, was für eine Situation war das und wie bist du damit umgegangen?

Gerade jetzt zur Weihnachtszeit passiert mir das immer öfter. Ein Fest, das für uns als Christen für so viel steht, ist in unserer Gesellschaft immer mehr als Anlass zu maßlosem Konsum und erzwungener Spiritualität geworden. Für mich geht das vollkommen am weihnachtlichen Gedanken vorbei.

Wieso machen wir uns jedes Jahr regelrechten Stress, einen Tannenbaum und Geschenke zu besorgen? Wieso wird versucht, in der Adventszeit auf Zwang in genau diesem Stress Besinnlichkeit zu suchen? Warum kann man all diese festgefahrenen Abläufe nicht einfach aufbrechen, um die Zeit wirklich als Bereicherung zu erleben, sei es, um die Geburt Jesu zu feiern, oder einfach nur als Fest mit Familien und Freunden?

Credo: True or Fake? Woran machst du das fest?

Für mich als Musiker ist das durchaus eine Frage, die ich mir schon des Öfteren gestellt habe. Hier ist das Stichwort „Authentizität“. Doch bevor ich darauf weiter eingehe, möchte ich feststellen, dass ich jede Art von Kunst respektiere und als das wertschätze, was sie für Menschen bedeutet. Im Folgenden möchte ich bloß meine eigene Sicht auf das Thema darlegen.

Ich selber höre und spiele viel Folk, Country und Blues. Für mich ist das einfach „echte“ und „ehrliche“ Musik: reine Akustik, eine lange Historie voll Leid und Glück und pure Freude am Musizieren.

Dem gegenüber sei mal die gegenwärtige, kommerzielle Popmusik gestellt: Hauptziel hierbei ist, die breiten Massen zu erreichen. Das funktioniert durch flache Texte, glatt polierte Melodien und wenig Dynamik, um möglichst beiläufig und gefällig sein zu können. Dadurch entsteht wenig bis gar keine Spannung und Reibung.

Für mich aber ist genau das ein elementarer Bestandteil von Kunst. Kontroversen und Dissonanz regen zum Nachdenken an und schaffen es, durch viel mehr Tiefe mich anzusprechen und zu berühren.

Credo: Ist Gott für dich echt/wirklich?

Eigentlich würde ich die Frage direkt mit Ja beantworten. In meinem Leben gibt es genug Momente, in denen ich Gott erleben kann. Aber natürlich gibt es auch Situationen, in denen einem das einfach schwerfällt. Situationen, in denen ich eine göttliche Präsenz schlicht nicht erfahren kann, sei es durch Stress oder einfach andere Lebensumstände, die mich zu sehr beschäftigen und einnehmen.

Doch obwohl Gott als Wesen irgendwie schwer zu greifen ist, würde ich auf alle Fälle sagen, dass er für mich echt und wirklich ist. Deshalb glaube ich an ihn und versuche mein Leben danach auszurichten.

Gitarrist mit langen Haaren in Schuppen vor Mikrofon
Björn mit seiner Gitarre. Foto: privat