Thema · Raus aus der Blase

Der Londoner Musik-Missionar

Er ist der Missionar mit der längsten Anreise. Trotzdem zieht es den Londoner Musiker Edwin Fawcett zu jeder Missionarischen Woche erneut ins Bistum Augsburg. Heuer bereits zum fünften Mal. Ein Porträt über den musikalischen Stammgast der Missionarischen Woche.

von Raphael Schadt · 15.03.2019

Edwin Fawcett
(Bild: Simone Zwikirsch)

Ohne ihn würde etwas fehlen bei der Missionarischen Woche. Schon allein deshalb, weil das Konzert „Musik & Pray“ mit Edwin Fawcett mittlerweile schon zu einer guten Tradition geworden ist. Auch beim diesjährigen Konzertabend in der PG Heimenkirch begeisterte der sympathische Engländer wieder zahlreiche junge Menschen mit seiner Mischung aus Popmusik, Zeugnis und Gebet.

Musiker aus Liebe zu Jesus

Edwin Fawcett ist studierter Musiker. Sein Talent lebt der 35-Jährige vor allem in der Kirche. Denn schon seit seiner Jugend ist Edwin kirchlich engagiert. Mit sechzehn begann der gebürtige Londoner, als Lobpreisleiter bei der Jugend2000 öffentlich Musik zu machen. „Die Kirche ist sozusagen die Wiege meiner musikalischen Erfahrung auch im Zusammenspiel mit anderen. Das habe ich lieben gelernt.“ Diese Liebe zu Jesus und der Kirche prägt auch die Songs des freischaffenden Musikers. Die Texte bestehen häufig aus Schriftworten, die er in Popmusik überträgt. Mit dieser Musik ist er europaweit bei christlichen Veranstaltungen zu Gast.

Ein Segen für Augsburg

Die Missionarische Woche hat seit vielen Jahren einen festen Platz im Terminplan des Musikers. Seine Verbundenheit zum Bistum Augsburg begann bereits vor mehr als zehn Jahren. „Das erste Mal war ich 2005 in Deutschland, das war beim Weltjugendtag in Köln“, erinnert sich Edwin. Damals habe er die Tage der Begegnung mit der Jugend2000 in Wigratzbad verbracht. Dort, unweit von Heimenkirch, habe er diejenigen Leute kennengelernt, die heute unter anderem für das Bistum arbeiten und die Missionarische Woche organisieren. Der Kontakt ist geblieben, Freundschaften sind entstanden. Obwohl Edwin nie geplant hatte, Deutschland zu seiner zweiten musikalischen Heimat zu machen, sei es so gekommen. Ein Segen – für alle Beteiligten.

Denn Edwin bereichert die Missionarische Woche nicht nur mit seinen Konzerten. Neben den Gebetszeiten und heiligen Messen der Missionare, die Edwin musikalisch mitgestaltet, leitet er täglich einen Chor-Workshop für die Menschen in den Pfarreien. „Mein Ziel ist es, dass Leute das Singen genießen, ihr Talent entfalten und gemeinsam die Musik für die Abschlussmesse mit Weihbischof Florian Wörner vorbereiten.“

Gesang mit Vision

Die Chormusik ist für Edwin ein weiterer wichtiger Teil seines musikalischen Wirkens. In London leitet er mehrere Gospelchöre, die vor allem aus Katholiken mit west-afrikanischem oder karibischem Migrationshintergrund bestehen.

Die Arbeit mit deutschen Chören ist für ihn daher eine ganz besondere Erfahrung und Herausforderung. „Neue Stücke führe ich hauptsächlich übers Hören ein. In Deutschland aber, scheint mir, können die Leute besser Noten lesen als in England. Darum arbeite er hier besonders gerne mit Bewegungen, sodass sich die Sänger nicht am Notenblatt festhalten können“, erzählt er und lacht dabei schelmisch. Schnell fügt er dann aber hinzu: „Wenn die erste Hürde genommen ist, kommen sie aber schnell auf den Geschmack“.

Edwin möchte mit seiner Methode aber auch den geistlichen Aspekt erzielen, dass Lieder wieder zu wahrem Gebet werden: „Gerade wenn Hymnengesang von Kindesbeinen an so vertraut ist und man Gefahr läuft, den Inhalt zu verlieren, hilft das freie Singen von moderner geistlicher Musik, den Inhalt anders wahrzunehmen.“

Neue Projekte in Sicht

Die Parallele zwischen Musik und persönlicher Begleitung zieht sich auch im weiteren beruflichen Werdegang des 35-Jährigen. Nebenbei macht Edwin gerade eine Ausbildung zum Psychotherapeuten. Die Frage, ob es mit der Musik denn nicht mehr so gut laufe, verneint er aber ganz entschieden. Der Grund sei vielmehr eine Not, die er innerhalb der Kirche in diesem Bereich sehe und auch aus eigener Erfahrung kennt. „Bei meiner Arbeit mit Musik- und Jugendgruppen tauchen immer wieder Probleme auf, die psychologische Beratung bräuchten. Dem gehe ich mit meiner Ausbildung jetzt nach und bin gespannt, was sich daraus entwickeln wird.“

Mit der Musik will Edwin aber auf jeden Fall weitermachen und seine guten Beziehungen nach Deutschland werden weiterhin bestehen bleiben, verspricht er und ergänzt: „Ich habe noch eine ganze Bibliothek von unfertigen Projekten“.