Vor Ort · Frag den Priester

Jesus: Fakt oder Märchen?

Fran und Johannes vom St.-Thomas-Gymnasium in Wettenhausen haben in ihrer Klasse wieder ihre Fragen an Weihbischof Florian gesammelt. In der dritten Folge geht es um das Thema: „Jesus Christus“: Gab es und gibt es ihn wirklich? Muss man als Christ die Konfrontation mit der Wissenschaft scheuen, um den Glauben zu schützen? Oder ist Christus tatsächlich erfahrbar?

von Raphael Schadt · 22.07.2024

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Video zu Frag den Bischof mit Fran und Johannes vom St.-Thomas-Gymnasium in Wettenhausen und Weihbischof Florian Wörner.

Johannes: Glauben Sie wirklich, dass der Jesus, wie er in der Bibel beschrieben wird, so tatsächlich existiert hat?

Weihbischof Florian Wörner: Also, dass er existiert hat? Es ist von außerbiblischen Schriften belegt, dass Jesus von Nazareth gelebt hat und am Kreuz gestorben ist. Ich bin überzeugt davon, dass er auch tatsächlich der menschgewordene Sohn Gottes ist. Das verkünden uns die Zeugen in den biblischen Schriften. Und nicht wenige von ihnen sind sogar als Märtyrer für diesen Glauben in den Tod gegangen. Für eine fromme Einbildung gibt man doch nicht einfach so das Leben her?

Fran: Denken Sie, ein Christ sollte sich mit wissenschaftlichem Gedankengut über seinen Glauben auseinandersetzten?

Wörner: Unbedingt. Manche Leute werfen den Gläubigen vor, in der Kirche müsse man seinen Verstand an den Nagel hängen. Das ist Unsinn. Den Glauben kann man weitestgehend wissenschaftlich durchdringen und es ist auch wichtig seinen Verstand einzusetzen. Aber für das Verstehen muss man auch Glauben. Das bedeutet, dass Glaube und Wissen kein Widerspruch ist. Bei Fragen welche ich nicht mit den Naturwissenschaften beantworten kann, da brauche ich die Antworten des Glaubens.

Johannes: Wie kann man sich sicher sein, dass Jesus, Gottes Sohn war?

Wörner: Das ist eine Gewissheit des Glaubens. Diese Gewissheit des Glaubens durch das Neue Testament ist vernünftig und keine Märchenerzählung. Wenn die Prediger Unsinn erzählt hätten, wäre der christliche Glaube nicht 2000 Jahre alt. Allein das ist schon Beweis genug, dass das stimmen muss, was die Heilige Schrift behauptet.

Johannes: Wie, wo oder wann kann man Jesus seine Anwesenheit spüren? Haben Sie Jesus schon einmal erlebt? Und wie?

Wörner: Er ist mir nicht erschienen, so wie er den Jüngern damals erschienen ist: Als Auferstandener. Aber er hat andere Formen. Man muss ihn von innen mit dem Glauben erkennen. Ich durfte schon wunderbare Erfahrungen machen: Im Gebet eine innere Freude und einen inneren Frieden zu erfahren oder beim Lesen der Heiligen Schrift. Texte oder Aussagen Jesu, die mich beschäftigen und berühren. Das ist nicht immer der Fall, aber manchmal gibt es Momente, in denen ich ergriffen bin und spüre, Jesus ist da. Natürlich auch, das ist der Höhepunkt, in der Messe. Dort schenkt sich Jesus uns im Brot und Wein. Das sind Momente, die berühren mich.

Johannes: Wie meinen sie, dass Sie ihn spüren. Ist das ein inneres Gefühl im Herzen oder ist das ein allumfassendes Gefühl des Körpers?

Wörner: Es ist ein Erkennen von innen. Es ist mehr als nur Gefühl. Es ist ein Erkennen, eine Gewissheit, eine Sicherheit, eine Überzeugung: Das ist Jesus. Ich habe es mit ihm zu tun. Gefühle treten mal mehr und mal weniger stark auf. Aber davon mache ich meinen Glauben nicht abhängig. Glaube und Liebe heißt treu sein. Es gibt vielleicht Erfahrungen im Leben wo man fragt: „Gott, warum machst du das so?“, „Wieso mutest du mir das zu?“. In solchen Situationen treu zu bleiben, das ist echter Glaube und echte, reife Liebe. Auch ich habe noch Luft nach oben, aber ich merke einen Unterschied zwischen meinem Glauben jetzt und dem vor 30 Jahren.

Fran: Herr Weihbischof, hätten Sie noch Fragen an uns?

Wörner: Ja, meine Frage an euch: Wie stellt ihr euch Jesus vor und was bedeutet euch Jesus?

Fran: Für mich persönlich ist er wirklich ein biblischer Charakter. Jemand, an den ich glaube und den es nicht ohne meinen Glauben gäbe. Aber trotzdem jemand, der auf mich aufpasst.

Johannes: Ich glaube, Jesus gibt es nur, wenn Leute an ihn glauben. Ich spüre Jesus nur, wenn ich an ihn glaube. Das ist das wichtige daran: Dass man an Jesus weiterhin glaubt. Er sitzt nicht in Menschengestalt über uns auf einer Wolke. Jesus hat das Allumfassende, was jede einzelne Person bestimmt, lenkt und schützt.

Wörner: Jesus zwingt sich niemanden auf. Er lässt uns die Freiheit, an ihn zu glauben. Deswegen bin ich der Überzeugung, dass der Glaube eine wichtige Türe für Jesus ist. Er existiert unabhängig davon, ob Menschen an ihn glauben oder nicht. Aber er braucht unseren Glauben und unsere Bereitschaft sich ihm freiwillig zu öffnen.

Fran: Herr Weihbischof. Vielen Dank, dass Sie sich Zeit für uns genommen haben.

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