Vor Ort · Warum junge Menschen Priester und Nonne werden
Hoffnung junger Geistlicher
von Raphael Schadt · 09.05.2022
Wer das Gebetsnetzwerk Einfach-Gemeinsam-Beten kennt, kennt vielleicht auch Kristian Kempfle, der dort digitale Gebetsgruppen betreut. Auf die Frage, welche Hoffnung ihn bewegt, dem Ruf zum geistlichen Leben zu folgen, sagt Kristian: „Grundsätzlich ist es mein Ziel, Christus nachzufolgen. Mein Wunsch, ihm als Priester nachzufolgen, baut dabei auf mehrere Aspekte der christlichen Hoffnung. Bei der Berufungsklärung war für mich entscheidend, zu erkennen, dass Gott den Weg zum Priestertum mit mir gehen möchte und er mir hilft. Dass er mir auch durch Menschen hilft. Menschen, denen ich auf diesem Weg begegne – nicht zuletzt meine Familie, meine Freunde und Bekannten. Bei all dem, was auf diesem Weg auf mich zukommt und wohin er mich letzten Endes auch führt, glaube ich zutiefst, dass Gottes Liebe mich trägt und führt. Er wird mich niemals fallen lassen!”
Sr. Theresita Thurn
Sr. Theresita sagt über ihre Hoffnung: „Eine ältere Mitschwester sagte vor meinem Klostereintritt zu mir: ‚das Leben im Kloster ist ein Abenteuer’. Mit Abenteuer verbinde ich ein sinnerfülltes Leben, mit allem was zum Leben dazugehört. Die Hoffnung nach so einem Leben hat mich damals angezogen und heute kann ich schon ansatzweise die Verheißung ‚Ich aber bringe Leben – und dies im Überfluss’ (Joh 10,10 HFA) wie Jesus es gesagt hat, erfahren.
‚Ich aber bringe Leben – und dies im Überfluss’
Seither erfahre ich eine Fülle an Begegnungen, neuen Aufgaben und Herausforderungen und durch den Verzicht auf viele Sachen, durch das Einüben der Gelübde – Armut, Gehorsam und Ehelosigkeit – auch eine ganz neue Freiheit und eine viel größere Dankbarkeit – auch für die kleinsten Dinge.” Über ihren Weg ins Kloster spricht Sr. Theresita übrigens hier.
Josef Wagner, Priesteramtskandidat
Josef, der einigen auch unter seinem Instagram-Account „Der Boi vom Seminar“ bekannt sein mag, sagt: „Es ist eigentlich eine sehr einfache Grundüberzeugung, die einen dazu bringt trotz den Umständen unserer Zeit Priester werden zu wollen: Wir dürfen hoffen. Als Christen können wir wirklich eine Hoffnung haben, die über die Herausforderung des heutigen Tages, Jahres oder Lebens hinausgeht. Gott ist treu – auch zu mir, immer. Als ich erkannt hatte, das ich diese sehr einfache Hoffnung erleben kann, konnte ich mich auch leichter für die Berufung entscheiden. Vor allem im Rückblick auf die durchlebten schwierigen Momente und Durststrecken. Es gab Zeiten, wo ich mir das Weitergehen auf dem geistlichen Weg schwer vorstellen konnte. Doch als diese schwierigen Tage hinter mir lagen, konnte ich erst sehen, wie wichtig doch mein einfaches ‚Ja’ war.” Warum Josef in der Kirche bleibt, darüber spricht er hier.
Sr. Johanna Prestel
„Auf dem Weg zur Ordensschwester bewegt mich die Hoffnung, dass mein Leben allein in Jesus Christus tiefsten Sinn und letzte Erfüllung findet und dass es sich ‚lohnt’, alles für IHN zu geben. Meine Hoffnung speist sich immer neu aus dem Gebet, dem Glauben und aus der Begegnung mit IHM in Seinem Wort, in der Eucharistie und im Nächsten. Seine Liebe lässt mich hoffen – auf eine gute Zukunft, Heil, Frieden und Trost und schließlich auf den Himmel und das ewige Leben bei und mit IHM.”
Daniel Karg, Seminarist
Der 19-Jährige Daniel Karg sagt: „Ich denke man muss unterscheiden zwischen Hoffnungen, die man als gläubiger Mensch hat und rein menschlicher Hoffnungen. Als gläubiger Katholik hoffe ich auf diesem Weg, Gott nachzufolgen und zu finden. Ich hoffe, den Willen Gottes in der Welt umzusetzen und so ein Werkzeug für Gottes Liebe zu sein. Rein menschlich erhoffe ich mir, dass ich menschliche und seelische Wunden heile, ein offenes Ohr habe, um Menschen helfen zu können, und für Gemeinschaft und Zusammenhalt einstehe. Seit meiner Zeit im Priesterseminar und an der Uni, wo verschiedenste Anschauungen zusammentreffen, ist mir wichtig geworden, den Glauben glaubwürdig verkünden zu können, ohne Ideologie und ohne kirchenpolitische Klischees zu bedienen.”