Vor Ort · Den Familienbetrieb übernehmen

„Als Landwirt geht es immer bergauf und bergab. Das muss man aushalten.“

Jacob Plöckl ist 20 Jahre alt und steckt mitten in der Klausurenphase seines Landwirtschaft-Studiums. Er hat sich entschieden, nach dem Studium den elterlichen Bauernhof in Aichach bei Augsburg zu übernehmen und Hofnachfolger zu werden. Dann hat er Verantwortung für 6000 Legehennen und 40 Hektar landwirtschaftliche Flächen. Im Interview erzählt er, wie er diesen Entschluss gefasst hat und warum er trotz der zukünftigen Verantwortung nachts gut schläft.

von Veronika Striegel · 26.07.2023

Junger Mann in schwarzem T-Shirt läuft glücklich bei Sonnenuntergang über ein Weizenfeld
Jacob im Weizenfeld. Foto: Clara Plöckl

Credo: Du übernimmst nach dem Studium den Bauernhof deiner Eltern und wirst Hofnachfolger. Wie kommt es dazu?

Jacob: Ich bin von fünf Geschwistern der einzige, der sich für Landwirtschaft interessiert. Ich habe bei meinem Vater schon immer gern auf dem Hof mitgearbeitet. Die Entscheidung habe ich selbst getroffen, auch wenn ich natürlich durch das Leben meiner Eltern geprägt bin. Mein Vater sagt immer, ich kann machen, was ich will. Er hat nie Druck ausgeübt.

Dann habe ich mir auch Gedanken gemacht, was mit dem Familienbetrieb passieren würde, wenn ich nicht übernehme. Das will ich mir ungern vorstellen. Mein Vater hat den Hof mit viel Mühe ausgebaut und erweitert. Von daher ist die Entscheidung bestimmt nicht so frei wie bei jemandem, der kein Unternehmen zu Hause hat.

Credo: Hast du lange über diese Entscheidung nachgedacht oder hast du den Entschluss schnell gefasst?

Jacob: Also die Idee, dass ich einmal übernehme, gibt es schon lange. Nach dem Abi letztes Jahr war ich erst im Ausland. Als ich dann zurückgekommen bin, hatte ich noch knapp vier Wochen bis zum Bewerbungsschluss an den Hochschulen.

Und dann ging alles ganz schnell, weil einfach keine Zeit mehr war, die Entscheidung länger vor mir herzuschieben. So habe ich die konkrete Entscheidung für das Studium und die Hofübernahme recht kurzfristig getroffen.

Credo: Wie wird dein Alltag nach der Übergabe aussehen und wofür bist du dann verantwortlich?

Jacob: Ich werde auf dem Feld, im Stall, im Vertrieb (zum Beispiel bei Wochenmärkten), in der Werkstatt und auch im Büro arbeiten. Gerade als Betriebsleiter muss ich dann natürlich auch jede Menge Papierkram erledigen.

Bei der Arbeit auf dem Feld liegt zum Beispiel die Organisation der Aussaat in meiner Verantwortung. Da man als Landwirt mit der Natur arbeitet, gibt es immer wieder Zeiten, wo man nicht hinterherkommt. Für die Aussaat hat man zum Beispiel nur ein bestimmtes Zeitfenster, wo es nicht zu nass und nicht zu trocken ist. Und dann muss alles möglichst auf einmal gesät werden.

Im Stall habe ich eher Routinearbeiten auszuführen, natürlich auch am Wochenende. Wir haben 6000 Legehennen in Freilandhaltung. Da geht es darum, täglich die Eier aus dem Stall zu nehmen und Kontrollgänge zu machen, ob alles in Ordnung ist. Dazu kommt das Ausmisten.

Nach der Übernahme ist es natürlich so, dass ich dann auch finanziell die Verantwortung habe. Ich bin dann der, der Geld ausgibt und Entscheidungen fällt, die entsprechende Folgen haben. Wenn dann mal ein Jahr kommt, in dem es nicht so gut läuft, muss man das aushalten.

Junger Mann mit schwarzem T-Shirt und weißer Henne im Arm im Hühnerstall
Im Hühnerstall. Foto: Clara Plöckl

Credo: Du hast dann in ein paar Jahren mit Mitte zwanzig viel Verantwortung. Kannst du nachts noch ruhig schlafen?

Jacob: Also wenn alles gut läuft, ist das kein Problem. Aber es kann alles Mögliche passieren: Ein Supermarkt sagt, dass er deine Produkte nicht mehr will. Oder das Wetter macht die Ernte kaputt etc. Da kannst du dann nichts machen. In solchen Momenten ist es schwierig. Aber es ist als Landwirt immer so, dass es bergauf und bergab geht. Da muss man Durchhaltevermögen haben, gelassen bleiben und versuchen, die Dinge anzunehmen. Sonst verbittert man.

Aber ich denke, dass ich dazu fähig bin, etwas Neues zu wagen, wenn etwas nicht mehr funktioniert. Unser Betrieb hat sich immer viel gewandelt: von Milchkühen auf den Verkauf von Ferkeln und dann die Umstellung auf Legehennen. Man muss flexibel sein und die Marktnische suchen.

Credo: Woraus schöpfst du die Kraft für deine Aufgabe?

Jacob: Also zunächst mal habe ich Spaß an dem, was ich tue – das gibt mir Kraft. Ich genieße das Arbeiten im Jahreszyklus: So habe ich immer eine Vorfreude auf bestimmte angenehme Tätigkeiten, zum Beispiel die spannende Arbeit auf dem Feld: Maschinen lassen jedes Landwirtsherz höher schlagen 😉

Und es gibt mir Kraft, ein Hobby zu haben und in der Freizeit mit den Pfadfindern der KPE unterwegs zu sein. Das ist ein guter Ausgleich. Da bekomme ich viel guten Input und kann mit vielen tollen Leuten coole Sachen machen. Das motiviert mich für meine Arbeit.

Sonnenblumenernte auf dem Plöckl-Hof
Bei der Sonnenblumenernte. Foto: Jacob Plöckl

Credo: Welche Rolle spielt dein Glaube?

Jacob: Mir ist es grundsätzlich wichtig, meine Sache gut zu machen und möglichst davon leben zu können. Es geht mir nicht um großen beruflichen Erfolg oder darum, ein Vermögen aufzubauen. Ich bin Christ und da ist das Nebensache. So bin ich gelassen und vertraue in allem auf Gott.

Mein Vater hat vor ein paar Jahren eine halbe Million Euro in den Hof investiert. Den Kredit zahlen wir 20 Jahre lang ab. Da darf nicht viel schiefgehen und es ist ein gewisser Druck da. Im Vertrauen auf Gott glauben wir, dass es gutgehen wird. Mein Vater sagt immer, er hat dem heiligen Josef unsere Finanzen anvertraut. Und das scheint zu helfen.

Credo: Hast du einen Tipp für andere junge Leute, die vor der Entscheidung stehen, ein Familienunternehmen zu übernehmen?

Jacob: Mir hat es geholfen, mir eine Frist für die Entscheidung zu setzen und sie nicht ewig vor mir herzuschieben. Ich habe auch viel mit anderen Leuten darüber gesprochen, mit engen Freunden und mit einem geistlichen Begleiter.

Eine ganz wichtige Rolle hat bei mir die Zeit nach dem Abi gespielt: Ich habe ein Orientierungsjahr bei einer Ordensgemeinschaft gemacht, mit Auslandsaufenthalt in Tansania. Das Highlight waren neuntägige Exerzitien, bei denen wir geschwiegen haben: Da habe ich alles Gott hingelegt und konnte viel nachdenken – auch über andere Berufe und meine Interessen. Das hat mir bei meiner Entscheidungsfindung geholfen.

 

Anmerkung der Redaktion: Die Diözese Augsburg bietet ebenfalls ein Orientierungsjahr an.