Thema · Why Pfarrei?

Schlüssel zur Erneuerung – Divine Renovation 2019

Vom siebten bis zum neunten Oktober fand in Fulda die Divine Renovation Konferenz statt. Dort fanden sich 700 Gläubige aus ganz Europa ein. Sowohl bei den Plenarveranstaltungen als auch bei den zahlreichen Workshops ging es in verschiedenster Form immer um die gleiche Frage: Was können wir tun, um aus der aktuellen Krise des Glaubens in Deutschland herauszukommen?

von Raphael Schadt · 23.10.2019

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Clara im Gespräch mit Father James Mallon auf der Divine Renovation Konferenz in Fulda.

700 Gläubige aus ganz Europa kamen bei der Konferenz zusammen, darunter zahlreiche Priester und Ordensleute sowie engagierte Laien. Sowohl bei den Sprechern als auch bei den Teilnehmern war das Bistum Augsburg überproportional vertreten. Hauptsprecher der Konferenz war Father James Mallon aus der Pfarrei St. Benedict in Hailfax/Kanada.

Welches sind die elementaren Schlüssel für eine Pfarrerneuerung bzw. eine Erneuerung der Kirche? – So stellte James Mallon seine Frage, die er mit der Erläuterung des neu entwickelten Divine-Renovation-Logos, einem Schlüsselbund mit drei Schlüsseln, beantwortete.

Logo der Divine Renovation Arbeit in der Pfarrgemeinde St. Benedict in Halifax/Kanada.

Mallon erläuterte, dass er unter Schlüsseln Türöffner für die Gemeinderneuerung verstehe. In Abgrenzung dazu machte er deutlich, dass damit nicht das Gebet oder die Eucharistie gemeint sind, da diese grundlegend essentiell für eine Erneuerung der Kirche sind. Sie sind aber eben keine Schlüssel, denn in jeder Pfarrei würde gebetet oder die Eucharistie gefeiert. Schlüssel hingegen, um die Tür – man vergleiche das englische oder deutsche Buchcover mit der Tür – zu göttlicher Erneuerung zu öffnen sind laut Mallon folgende: a.) Der Vorrang der Evangelisierung, b.) optimale Leiterschaft und c.) die Kraft des Heiligen Geistes.

Missionarische Jünger sind liebende Jünger

Mit einem Vorrang der Evangelisierung meint Mallon, dass es nicht darum gehe, Verhaltensweisen der Menschen zum Positiven zu verändern, sondern deren Herzen durch eine Begegnung mit Christus und der Liebe für Christus zu verwandeln. Ohne diese Liebe werde der Missionsauftrag nur eine weitere Last. Ohne diese Erfahrung des „Verliebtseins“ in Christus wollten Gemeindemitglieder nicht missionieren und verließen am Ende noch die Kirche mit dem Gefühl, schlechte Katholiken zu sein. Aus der Kraft dieser Liebe entspringt alles. Diese Erfahrung führe Menschen von selbst in die Gemeinschaft, ins Gebet, in Jüngerschaft, zu den Sakramenten, so Mallon.

Die besten missionarischen Jünger seien jene, „die Christus letzte Woche kennengelernt haben”. Wir denken, wir müssten erst jemanden zum Jünger machen, und nach ein, zwei Diplomen in Theologie sei er bereit, missionarisch aktiv zu werden. Aber genau das Gegenteil ist hier der Fall. Wenn Heiligkeit von Mission losgelöst werde, werde man komisch, verurteilend und irrelevant für die Leute. Heiligkeit ohne Mission sei weder heilig, noch christlich. Mission, die nicht in der Person Christi verwurzelt sei, könne Gutes tun, sei aber keine christliche Mission.

Gute Leiterschaft oder heiliger Geist? Die Mischung macht’s!

Den zweiten großen Fokus legte Mallon auf Leiterschaft. Er sieht darin ein zentrales Lernfeld in der katholischen Welt. „Wie können wir unsere Menschführung verbessern? Wie unsere blinden Flecken überwinden?” Viele verheißungsvolle geistliche Bewegungen seien an dieser Frage gescheitert und existieren zum Teil aus diesem Grund nicht mehr. Dabei ist eine Gefahr, Spiritualität – das Wirken des Geistes – auszuspielen gegen gesunde Leiterschaft. Führungsratgeber, wie man sie oft in Bücherregalen aufstrebender Startup-Unternehmen findet, sollten nicht vorschnell als unkatholisch oder ungeistlich abgetan werden.

„Fragt man, was bringt dich bei deiner pastoralen Arbeit am meisten auf die Palme?, heißt es: Dass Leute gehen, dass es Streit unter Mitarbeitern gibt, dass es menschelt. – Das ist nicht, was deiner Arbeit als Leiter im Weg steht. Damit umzugehen, ist genau dein Job!” Zentrale Leitungsaufgabe sei es, gerade wenn mit Erneuerung viele kleine Kurswechsel vollzogen werden, immer und immer wieder zu erklären, wo der Weg hin geht, was die große Perspektive bzw. das Ziel der Reise ist.

Im Spannungsfeld zwischen dem Schlüssel der Leiterschaft und dem des Heiligen Geistes sei es wichtig, sich von lieb gewonnenen und bewährten (oder weniger bewährten) Methoden zu verabschieden und den Auftrag über die Methode zu stellen. Denn „wer sich an Modelle bindet, wird früher oder später ein Museum verwalten.”

Die Kraft der persönlichen Gotteserfahrung

Die Bevollmächtigung durch den heiligen Geist: Den Punkt an dem Menschen über die sakramental valide Erfahrung hinaus auch eine spürbare und fruchtbare Erfahrung mit dem Heiligen Geist machen, sieht Mallon als den Ausgangspunkt von Erneuerung – wie Christus vor der Himmelfahrt seine Jünger anwies, in der Stadt zu bleiben, bis die Kraft aus der Höhe kommt (Lk 24,49). Das Beste, was Menschen mit gutem Willen, guter Leiterschaft etc. hervorbringen können, reiche nicht aus, um diese göttliche Erneuerung hervorzubringen.

Der Schlüsselring hält die drei einzelnen Schlüssel fest zusammen. Er symbolisiert die Eucharistie. Die Eucharistiefeier sei nicht in erster Linie Evangelierungsmittel – zur Evangelisierung habe sich der Alphakurs bewährt. Eucharistie ist für Mallon der Ort, an dem sich die Gemeinde zur Anbetung versammelt.

Erläuterungen zum Divine Renovation Logo wurden mit Informationen aus einem Podcast ergänzt.

Father James Mallon auf der Bühne bei der Divine Renovation Konferenz 2019 in Fulda.