Thema · Raus aus der Blase

Das Strahlen der Missionare

Der „Abend der Versöhnung“ war die Veranstaltung, zu der wir Missionare bei unseren Hausbesuchen besonders eingeladen hatten. Der vorletzte Programmpunkt der Missionarischen Woche wurde von allen Teilnehmern mit Spannung erwartet: Hier sollten die Bewohner der Pfarreiengemeinschaft Heimenkirch „raus aus ihrer Blase“ und (wieder) in Kontakt mit der Kirche, dem Glauben und Jesus kommen.

von Anna Protzek · 22.03.2019

Kerzen, Missionarische Woche
Über die Hälfte der Kerzen, die vor dem Altar standen, kamen von den Hausbesuchen. (Bild: Basical)

Zum ersten Mal nach über 30 Jahren wieder beichten. Was bewegt einen Menschen dazu?
Wer am Samstagabend die Pfarrkirche in Heimenkirch betrat, fragte sich, ob er wirklich eine katholische Kirche betreten hatte. Volle Bänke, junge Menschen, strahlende Gesichter, eine warme Stimmung, hunderte Kerzen, bunte Lichter und ergreifende, wunderschöne Musik.

Ein missionarischer Abend der Versöhnung

Schon den ganzen Tag über hatten die Teilnehmer der Missionarischen Woche den Abend der Versöhnung vorbereitet. Wenn man es ganz genau nimmt, liefen die Vorbereitungen aber eigentlich schon eine ganze Woche, da die Missionare bei jedem Hausbesuch eine Kerze mitbrachten und damit ganz besonders zum Abend der Versöhnung einluden. Zu einem besonderen Abend. Kein klassischer Gottesdienst und auch nicht nur was für routinierte Kirchgänger. Ein Abend, um über seinen eigenen Schatten zu springen und der Einladung der jungen Leute zu folgen, die so nett an der Türe von ihrer persönlichen Gottesbeziehung erzählt haben.

An diesem Abend wurde die Frage beantwortet, die schon die ganze Woche in der Luft lag: Wen konnten die Missionare wirklich begeistern und neugierig machen mit ihren Besuchen? Schnell war klar, mehr als sie je zu hoffen gewagt hätten. Weit über 500 Personen füllten die Kirche bis auf die letzten Plätze.

Mut zur Beichte

Viele waren der Einladung in ihren Briefkästen gefolgt, andere hatten es im Internet gelesen und waren neugierig. Die meisten wussten nicht so recht, was sie zu erwarten hatten und harrten erwartungsvoll dem Beginn des Programms entgegen.

Danach waren sich fast alle einig: Die Predigt von Diözesanjugendpfarrer Florian Markter über die Beichte war so berührend, dass viele zum ersten Mal wirklich aufmerksam zugehört hatten. Die Zeugnisse zweier Missionare, die von ihren Erfahrungen und auch Ängsten verbunden mit der Beichte berichteten, gaben Mut, selbst den Schritt zum Sakrament der Versöhnung zu wagen.

Missionarische Woche
Bild: Basical

Jesus berührt

Auch die von den Basicals vorgetragene Pantomime „Lifehouse – Everything Skit“ war für viele sehr bewegend. Sie zeigte eindrücklich und ohne Worte, was wohl jeder in irgendeiner Form schon selbst erlebt hat: Ein Mädchen, das sich durch Versuchungen immer weiter von Gott entfernt bis hin zum versuchten Selbstmord. Aber Jesus gibt das Mädchen nicht auf, in dem Moment, in dem das Mädchen um Hilfe bittet, schreitet er ein und stellt sich schützend zwischen das Mädchen und die „Sünden“. Er bezwingt sie und hält sein Kind wieder in seinen Armen.

Hier zeigte sich nochmal eindrücklich, worum es diesem Abend ging: Wer zurück zu Jesus kommen will, trifft auf offene Arme!

Das Theaterstück leitete direkt in die Anbetung über und ließ viele Menschen nachdenklich zurück. Wenn man durch die Bankreihen blickte, sah man viele Tränen. Und vor dem Altar bildete sich eine lange Schlange von Menschen, die ihre Kerze und ihre Bitte vor Gott tragen wollten. Die Priester, die das Bußsakrament abnahmen, hatten keine freie Minute.

Missionarische Woche, Abend der Versoehnung
Bild: Basical

Strahlende Kirche

An diesem Abend mehr als sonst, wünschte sich Florian Markter: „Wenn ich von der Beichte erzählen dürfte, würde ich das gerne heute tun“. Hier sehe man die wahren Früchte der Missionarischen Woche, man sehe, dass die Leute wirklich angefangen hätten, nachzudenken. Die Missionare hätten sie wirklich aus ihrer Blase herausgeholt und da abgeholt, wo sie standen. Sie hätten die Menschen wirklich berührt. Soviel dürfe er aber verraten: eine Frau begann ihre Beichte damit, zu erzählen, warum sie hier sei. Das Strahlen der Missionare, das wolle sie auch haben.

Dieses Strahlen konnte man bei allen sehen, die die Kirche wieder verließen. Einige hatten zum ersten Mal seit ihrer Erstkommunion gebeichtet und den ersten Schritt zur Versöhnung mit der Kirche und ihrem Glauben getan.  Auch die Missionare strahlten. Über die Hälfte der Kerzen, die vor dem Altar standen, kamen von den Hausbesuchen. Und viele erkannten eben jene wieder, die sie persönlich eingeladen hatten.

Ziel erreicht: Ein Raum der Begegnung

Hanna Jacquemin traf eine Protestantin, mit der sie sich Anfang der Woche länger unterhalten hatte. Mit Tränen in den Augen blickte sie nach vorne zu Jesus und erzählte, dass sie jetzt verstehe, warum es die Beichte in der katholischen Kirche gäbe, dass das nichts Negatives sei. Eine weitere Besucherin, eine orthodoxe Gastmutter, berichtete, sie habe sich zum ersten Mal in einer katholischen Kirche wirklich wohlgefühlt. Einer der Missionare wurde gefragt, wo man denn das Glaubensbekenntnis im Gotteslob finden könne. Diese Frage allein habe ihn so glücklich gemacht, denn hier hatte jemand angefangen, wieder eine Beziehung zu Gott aufzubauen.

Von diesen Geschichten gab es an diesem Abend wohl hunderte, aber diese persönlichen Gotteserfahrungen sind eben genau das: persönlich.
Wo man wohl die schönsten Geschichten erfahren konnte, war die Teestube im Pfarrhaus neben der Kirche, wo sich noch bis spät in die Nacht über die Erlebnisse des Abends ausgetauscht wurde.

„Er war da!“ So kann man diesen bewegenden Abend wohl am besten zusammenfassen.