Thema · Maria Wards Aufbruch

„Man soll nur dies fürchten, zu viel Furcht zu haben.“

„Leicht gesagt“, würde der ein oder die andere meinen. Allerdings könnte man bei dem Lebensweg von Maria Ward denken, dass sie tatsächlich danach gelebt hat und es gemieden hat, sich zu fürchten. Für ihr hinterlassenes Werk, die Bildung der Frauen und ihren eigenen Orden hat sie ihr Leben lang gekämpft und kam dabei sogar ins Gefängnis, nur um am Ende ihres Lebens die Schließung ihrer Einrichtungen zu sehen. War ihr bewusst, was sie alles bewirkt hat in der Welt?

von Eva Fock · 15.05.2023

Portrait Maria Ward
Maria Ward. Foto: Bildarchiv St.Ulrich Verlag (SUV), bearbeitet durch Raphael Schadt

Aber wer war Maria Ward eigentlich? Maria Ward bzw. engl. Mary Ward wurde 1585 in Yorkshire in einer katholischen Familie geboren und wuchs zu Zeiten der englischen Katholikenverfolgung auf. Sie war überzeugt, dass Frauen im apostolischen Leben der katholischen Kirche aktiv beteiligt sein sollten. So trat sie 1605 dem strengsten kontemplativen Kloster in St. Omer in Flandern (Frankreich) als Laienschwester bei den Klarissen bei.

Mit einer Bitte dreimal nach Rom

Allerdings wollte sie mehr bewirken und ging 1609 wieder zurück nach London, wo sie sich zunächst mit einer Gruppe junger Frauen in der apostolischen Arbeit engagierte. Sie fühlte sich weiterhin zum Ordensleben berufen und verließ schließlich London zusammen mit ihren jungen Gefährtinnen, um in St. Omer ihr erstes Haus ihrer eigenen christlichen Gemeinschaft („Die englischen Fräulein“) zu gründen.

Sie hatte die innere Einsicht, ihren eigenen Orden nach ignatianischem Modell (Ignatius von Loyola) zu formen. Da dafür die päpstliche Anerkennung benötigt wird, pilgerte Maria Ward drei Mal zu Fuß über die Alpen nach Rom, um darum zu bitten. In der Zwischenzeit gründete sie an vielen Orten Europas Häuser mit Gemeinschaften sowie Schulen. Ein besonderes Anliegen war ihr die Unterweisung und Erziehung von Mädchen, die zu damaligen Zeiten nicht üblich war.

Geschlossene Häuser und Schulen

Bei Maria Wards dritter Reise nach Rom wurde sie für neun Wochen mit Anschuldigung der Häresie (von der offiziellen Kirchenlehre abweichende Glaubensauffassung) inhaftiert und all ihre Einrichtungen wurden geschlossen. Durch geheime Zeichen war es ihr jedoch möglich, mit ihren Mitschwestern zu kommunizieren. Als sie schließlich doch eine Audienz beim Papst erhielt, wurde sie ohne Gerichtsverhandlung für unschuldig befunden.

Allerdings wurde sie weiterhin mit ihren Gefährtinnen in Rom festgehalten und ihre gegründeten Häuser und Schulen blieben zunächst geschlossen. 1637 durfte sie aus Gesundheitsgründen zurück nach London reisen, wo sie 1645 in der Nähe von York während des englischen Bürgerkriegs starb.

Funfact: Maria Ward kommunizierte aus dem Gefängnis mit ihren Mitschwestern, indem sie mit Zitronensaft Nachrichten auf die Essensverpackungen schrieb.

Das Ende von Maria Wards Werk?

Maria Wards Werk wäre nicht das, was es heute ist, ohne ihre Mitschwestern. Denn nach ihrem Tod gründeten sie weiterhin Häuser mit christlichen Gemeinschaften sowie Schulen und kämpften für die Anerkennung Maria Wards als Gründerin und Namensgeberin. Die Geschichte, wie Maria Wards Werk überlebt hat, ist lang und kompliziert. 1877 bekam die von Maria Ward gegründete christliche Gemeinschaft endlich die Anerkennung vom Papst. Allerdings dauerte es noch bis 1909, dass ihr Name als Gründerin genannt werden durfte.

Bereits 1821 wurde in Irland das Institute of the Blessed Virgin Mary (IBVM) bzw. die Loreto Schwestern gegründet. Durch dieses Institut wurden wiederum zahlreiche Gemeinschaften und Schulen in Maria Wards Namen etabliert. Die Loreto Schulen sowie die Maria Ward Schulen sind mittlerweile weltweit zu finden, bspw. in Nepal, Australien und Südafrika.

Maria Ward – ein Vorbild für Frauen heute?

Der Weg zu Maria Wards Heiligsprechung ist mittlerweile in vollem Gange. Maria Ward hat maßgeblich zur Bildung von Mädchen beigetragen. Sie war eine mutige Frau, die trotz vielen Schwierigkeiten nicht aufgegeben hat, immer wieder aufzubrechen und ihre Vision zu verwirklichen. Mit ihrem Sein, ihrem Wagemut und ihrem festen Glauben hat sie viele inspiriert, die ihr Werk, wie es heute ist, nach ihrem Tod weiterhin verwirklicht haben.

Auch wenn die Kirche Maria Wards Orden (heutiger Ordensname seit 2004: Congregatio Jesu) zu Lebzeiten Maria Wards nicht zuließ, blieben sie und ihre Nachfolgerinnen loyal der Kirche gegenüber. Maria Ward reiste große Strecken, ohne die heutige Technik zur Verfügung zu haben. Über die Alpen nach Rom zu pilgern wäre heutzutage eine sehr große Sache und sie hat es dreimal hin und zurück gemacht.

„Man soll nur dies fürchten, zu viel Furcht zu haben.“

Trotz der vielen Dinge, die sich gegen ihre Vision stellten, blieb sie hartnäckig und verfolgte ihr Ziel. Zu ihrer Zeit war das nicht nur schwierig, sondern auch gefährlich. Auch wenn sie das sicher nicht ohne Angst gemacht hat, bedeutet das, dass sie die Furcht überwunden hat – für ein größeres Ziel. Das zeigt auch das Zitat im Titel: „Man soll nur dies fürchten, zu viel Furcht zu haben.“

Außerdem blieb sie stets bei der Überzeugung, dass „es keinen solchen Unterschied zwischen Männern und Frauen gibt, dass auch Frauen große Dinge tun könnten“. Ein ebenso bekanntes Zitat von ihr ist: „Ich hoffe zu Gott, dass man sehen wird, dass Frauen in der Zukunft viel tun werden“.

Maria Wards Lebensgeschichte inspiriert uns, unserem innigsten Wunsch und unserer tiefsten Überzeugung nachzufolgen und uns nicht von Herausforderungen aufhalten zu lassen.