Im Interview erzählt der 28-Jährige, dass er schon lange im Gaming verwurzelt ist und wie er darin das einzig Positive in seinem Leben sah, bis er Gott kennenlernte. Seit dieser lebensverändernden Begegnung mit Gott, schlägt sein Herz dafür, Nerds zu sagen, dass Jesus sie liebt. Das tut er seit 2014 mit der Unterstützung des Vereins.
Den Begriff „Nerd“ versteht Daniel Schmidt weniger stereotypisch, als ihn etwa die TV-Serie „Big Bang Theory” zeichnet: hochintelligent, aber emotional und sozial minderbegabt. Er definiert einen Nerd eher als „jemand, der sich voller Leidenschaft mit einer Sache beschäftigt.” Als Kirchenbegeisterter zum Beispiel könne man sich heute durchaus auch als „Churchnerd” bezeichnen. Im Besonderen seien damit aber vor allem Gamer, Cosplayer und Otakus (japanisch: Nerd mit Fokus Anime und Manga) gemeint.
Das Evangelium in die Nerdkultur tragen
Bei 30 Millionen Gamern in Deutschland, darunter fünf Millionen älter als 60 Jahre, sei das Klischee vom Nerd aber überholt, obgleich das in der Gesellschaft und noch weniger in den Kirchen angekommen sei. „Diese Leute sind eine der größten unerreichten Menschengruppen: Wir wollen zeigen, dass diese Leute da sind. Wenn die Kirche an Lebenswirklichkeit dran sein will, gilt es, dort präsent zu sein.”
„Wir wollen niemanden zum Zocken verleiten”, sagt Daniel mit Blick auf das Sucht- und Weltfluchtpotenzial von Gaming. „Natürlich ist nicht alles ist rosig. Toxicity, Trolle etc. sind auch in diesem Teil der Gesellschaft gegenwärtig. Aber ich liebe meine Gamingkultur. Es gibt eine Menge Schönheit in ihr.”
Auch wenn Christen eine Gottesbegegnung in Sakramenten, Kirchengebäuden und im Nächsten erwarten, sei Gott durch das Virtuelle nicht limitiert. Von einem missionarischen Motiv könne man sprechen, insofern es darum geht, vom großartigsten Geschenk zu erzählen, nämlich Gottes Liebe zu erfahren, die über Nacht ein Leben verändern kann. Er wolle aber niemanden „bekehren”. Sobald es Leute bedrängt, „bin ich raus”, so Daniel. Zeugnisse von Menschen, die von Jesus erfahren haben, gebe es zahlreiche.
Wenn der Glaube auf die Nerdkultur trifft
Auf großen Gamerkongressen, auf denen sie als Aussteller mit Messestand und großem Jesus-Banner im Nazarener-Stil mit Headset und Kontroller präsent sind, sei die häufigste Frage: „What the f*** is Gamechurch?!” Dafür seien Gamer dann aber durchaus offen, eine Antwort zu hören. Dann gehe es darum, einfach Beziehung einzugehen, zu fragen: „Was zockst du? Magst du‘n Sticker?“
Im Digitalen, wie etwa bei der Level-up Konferenz, sind reale Begegnung möglich, können Beziehungen gelebt und Vertrauen aufgebaut werden. Wenn man sich gut versteht, will man sich natürlich auch analog treffen. Und klar macht es einen Unterschied, wenn man statt dem *hug*-Emoji jemanden tatsächlich umarmt.
Ob es für solche Leute neue kirchliche Formen braucht, frage ich. Mit neuen Formen experimentieren ja aktuell alle. Das ist aber nicht Daniels Anliegen. MainQuest versteht sich nicht als Kirche. Als Werk wollen sie Christen ermutigen, Beziehungen einzugehen. Über Netzwerke können Interessierte schließlich auch an jene Kirchen oder Gemeinden verwiesen werden, wo man weiß, dass sie verstanden werden, man ihre Kultur versteht und wo Gottes Gegenwart erlebbar ist.