Credo: Ihr habt Jugendliche dazu aufgerufen, im Onlinegame „Minecraft“ die Kirche ihrer Träume zu bauen. Wie sehen die Träume der Jugendlichen denn so aus?
Sr. Daniela: Viele Jugendlichen träumen sich Kirchen, die alle Generationen ansprechen. Der Bezug zur Schöpfung ist ihnen wichtig und viele haben ihre Kirchen auch hell und freundlich gebaut.
Lukas: Mir ist auch aufgefallen, dass viele Jugendliche ihre Kirchen sehr bunt, hell und offen gebaut haben und dass das auch den Traum vieler Jugendlicher widerspiegelt. Eine bunte und offene Kirche und Kirchengemeinschaft.
Dominik: Sehr positiv überrascht hat mich, wie viele Gedanken, Planungen und auch Versuche hinter den Kirchen stehen. Es ist alles dabei, von Kirchen die an bereits Bestehendem anlehnen, aber auch komplett neue Interpretationen von Kirche. Es könnte durchaus eine Kirche der Zukunft mit entstanden sein.
Credo: Stichwort Kirche der Zukunft. Warum ist die Minecraft-Welt auch für uns als Kirche interessant?
Dominik: Sie ist in dem Sinne interessant, da Kirche in dieser Welt bisher nicht wirklich präsent ist. Aber die Gemeinschaft dort ist eine große Chance, Kirche aufzubauen. Dies hat sich auf dem Server sehr schön gezeigt, wenn Jugendliche im Team an einer Kirche gebaut haben oder der „Nachbar“ mal zu „Besuch“ vorbeikam, um ein wenig zu helfen oder sich auszutauschen.
Sr. Daniela: Viele Jugendliche, besonders die Jungs spielen gern Minecraft – das ist „ihre Welt“. Wenn wir als Kirche davon sprechen, dass wir die Menschen dort mit dem Glauben in Verbindung bringen wollen, wo sie sich bewegen – in ihrer Lebenswelt – dann muss für uns auch die Welt der Computerspiele interessant sein.
Lukas: Ich finde auch, dass bei der Jugendarbeit verstärkt darauf geachtet werden sollte, die Jugendlichen in ihrer Lebensrealität abzuholen. Die Kirche wird dadurch eine attraktive Gemeinschaft – gerade auch für junge Leute.
Credo: Bei Minecraft geht es darum, Welten und Gebäude zu entwerfen und zu bauen. Kirchen sind aber ja noch mehr als nur architektonische Gebäude. Wie verstehen die Jugendlichen, die teilgenommen haben, Kirche?
Sr. Daniela: Wir haben die Möglichkeit gegeben, dass die Jugendlichen auf einem gemeinsamen Server bauen und sich austauschen. So entstand Gemeinschaft – Kirche. Aber auch diejenigen, die im Single-Player gebaut haben, haben sich mit Freunden und Familien ausgetauscht. Der Aspekt der Gemeinschaft war vielen Jugendlichen, die teilgenommen haben, wichtig. Wir haben außerdem einen großen Respekt wahrgenommen gegenüber der Tradition, zum Beispiel bei den Baustilen und in der Einrichtung der Kirchen. Daran sieht man, dass den Jugendlichen die Liturgie, die Feier des Glaubens, die sie aus den Kirchen kennen, wichtig ist.
Credo: Ihr habt die Aktion bewusst auf Pfingsten hin gebracht. Warum?
Sr. Daniela: Pfingsten wird als „Geburtstag der Kirche“ bezeichnet. Die Kirche ist aus der Begeisterung der ersten Jünger entstanden. Deswegen haben wir unseren Wettbewerb zu Pfingsten abgeschlossen. Die starke Auseinandersetzung mit der Kirche und die Begeisterung, die Kreativität und Leidenschaft, mit der die Jugendlichen dabei waren, passen wunderbar zur Aussendung des Heiligen Geistes.
Credo: Welches war die abgefahrenste Idee, die eingereicht wurde?
Lukas: Ich war von sehr vielen neuen Ideen sehr begeistert und auch davon, wie innovativ auch einzelne Elemente der Kirchen sind. Auch der große Reichtung an Details in so ziemlich jeder Kirche hat mich fasziniert. Die Jugendlichen haben sich offensichtlich sehr lange und sehr intensiv mit ihrer Vorstellung von Kirche beschäftigt.
Dominik: Das stimmt. Jede Kirche hat ihren eigenen Charme und eigene durchdachte Eigenschaften. Deswegen würde ich sagen, dass alle etwas Besonderes an sich haben.
Credo: Eines eurer Ziele war es, Kirche in einen Raum zu bringen, wo sie bisher (noch) nicht sehr präsent ist. Habt ihr mit der Aktion neue Leute erreicht?
Lukas: Auf jeden Fall haben wir mit diesem innovativen Projekt ganz andere Kreise an Jugendlichen erreichen können. Es waren Leute dabei, die sich auf anderem Wege eher weniger intensiv mit ihren Vorstellungen von Kirche beschäftigt hätten.
Dominik: Wir haben aber auch die bereits bekannten Leute ein Stück zusammengebracht. Das Großartige an der ganzen Aktion ist, dass wir nicht nur bistumsintern, sondern auch bis über Landesgrenzen hinweg Leute angesprochen haben und diese alle zusammen ein Stück an der Kirche gebaut haben.
Sr. Daniela: Unsere vorrangige Zielgruppe waren die Ministranten und Jugendgruppen aus unserem Bistum. Gleichzeitig war es ein erster Schritt aktiv in die Gaming-Szene hineinzuwirken. Für viele Jugendliche, die mitgemacht haben, war das eine völlig neue Erfahrung und sehr inspirierend, dass eine kirchliche Veranstaltung mal wirklich in der Gaming-Welt aufgestellt ist. Das kam sehr positiv an.
Credo: Könnt ihr dort jetzt weiter ansetzen, um Verkündigungsarbeit zu leisten?
Dominik: Ich würde das Projekt auf jeden Fall als vollen Erfolg der Verkündigungsarbeit bewerten, da sich junge Leute sehr intensiv mit dem Thema Kirche auseinandergesetzt und eigene Kreativität mit eingebracht haben. Das war ja zuerst einmal das Pilotprojekt, in dem wir schon einiges an Erfahrung gesammelt haben und auch bereits Kontakte knüpfen konnten zu Leuten, die uns fachlich und tatkräftig zur Seite stehen können. Wir werden die gewonnen Erkenntnisse und Erfahrungen zusammentragen und eventuell kann man an diesen Erfolg anknüpfen.
Sr. Daniela: Es war ein guter erster Schritt, mit dem wir viele Erfahrungen gesammelt haben. Und ja – das ist ein sehr guter Ausgangspunkt für weitere Aktionen. Wie und was, das müssen wir sehen, aber wir haben auch bundesweit Kontakte geknüpft mit Programmen, die auch religiöse Angebote in Minecraft anbieten wollen.
Am kommenden Sonntag, 14. Juni, wird Schirmherr Bischof Betram Meier aus mehr als 100 Teilnehmern und 57 gebauten Online-Kirchen die Sieger ehren. Die Preisverleihung wird ab 20.00 Uhr live auf dem YouTube-Kanal der Kath. Jugendstelle Kaufbeuren übertragen.