Thema · Hoffnung für Afrika

Der Mariathon bei Radio Horeb

Radio Horeb veranstaltet am Wochenende vom 13. bis 15. Mai 2022 den sogenannte „Mariathon”. Diakon Michael Wielath ist seit den Anfängen 1996 bei Radio Horeb, er ist Redakteur und zweiter Vorsitzender von Radio Horeb. Wir haben uns mit ihm unterhalten.

von Raphael Schadt · 12.05.2022

Vier Ordensschwestern hinter einem Radio-Mikrophon
Vier Paulus-Schwestern am Mikrophon von Radio Maria. Bild: Michael Wielath.

Credo: Guten Morgen Michael, was ist der Mariathon?

Michael Wielath: Der Mariathon ist ein „Spendenlauf”, daher die Zusammensetzung aus Marathon und Maria – wir laufen sozusagen für die Projekte, die Radio Maria plant – dieses Jahr zum zehnten Mal. Wir unterstützen damit Radiostationen der Weltfamilie Radio Maria, die im Aufbau sind.

Credo: Also Radio Horeb gehört zur „Familie” Radio Maria – das ist ein weltweites Netzwerk?

Michael Wielath: Ja, richtig. Die Familie Radio Maria, das sind 94 Radiostationen weltweit. Auch Radio Horeb ist anfangs, 1996, von der Weltfamilie unterstützt worden. Und so unterstützen jetzt auch wir Stationen, die im Aufbau sind.

Credo: Um welche Projekte geht es beim diesjährigen Mariathon?

Michael Wielath: Diese Jahr geht es um verschiedene Projekte in Afrika und im nahen Osten. Neben Stationen im Süd-Sudan, Ruanda, Gabun, Malawi, Angola, Mosambik und Tansania, den Projekten im mittleren Osten und einem Projekt an großen Marienwallfahrtsorten, ist das größte Projekt eines in Nigeria mit dem Spendenziel von einer Million Euro. Insgesamt ist das Spendenziel 3,9 Millionen. Damit können wir alle Projekte, so wie sie jetzt geplant sind, unterstützen. Das ist natürlich abhängig von dem was reinkommt.

Credo: Ich sehe auf Facebook, dass Du öfters in Afrika bei den Radiostationen unterwegs bist. Du schaust auch, dass das Geld dort zum Einsatz kommt? 

Michael Wielath: Ich darf es sehen und erleben. Die Spenden gehen zu 100 Prozent weiter in die Projekte. Ich war erst vor 14 Tagen in Nigeria und wir haben dort die erste Station in der Hauptstadt Abuja eingeweiht. Nigeria ist mit 220 Millionen Menschen dreimal so groß wie Deutschland. Über die Hälfte leben unter der Armutsgrenze. Der Zweck meiner Reise war es, Gespräche mit den Verantwortlichen der Bischofskonferenz für Kommunikation und Medien zu führen. Wir haben in Nigeria zehn  Frequenzen erhalten. Das war sehr überraschend, damit haben wir überhaupt nicht gerechnet. Damit sind wir aber auch in der Pflicht, innerhalb von zwei Jahren die zehn Stationen aufzubauen. 

Diakon Michael Wielath mit Mitarbeitern von Radio Maria Nigeria
Diakon Michael Wielath mit Mitarbeitern von Radio Maria Abuja. Bild: Privat.

In Nigeria gibt es über 500 Sprachen, davon acht Hauptsprachen, die nicht miteinander verwandt sind. Wenn man die Menschen erreichen will, muss man in diesen unterschiedlichen Sprachen senden. D.h. wir verteilen die Stationen in die verschiedenen Landesregionen nach Sprache, die dann in der jeweiligen Sprache senden. Das muss man sich einmal vorstellen: Man erreicht mit einer dieser Sendefrequenzen mehrere Millionen Menschen. Dagegen haben wir in Europa allein vier deutschsprachige Radio Maria Stationen: Deutschland, Österreich, Schweiz und Südtirol.

Credo: Und Nigeria dürfte weniger mediengesättigt sein als Europa. Welche Rolle spielt das Radio in Afrika?

Michael Wielath: Mir wurde von der Bischofkonferenz bestätigt: Radio ist das Informations- und Kommunikationsmittel Nummer eins. Es werden keine Zeitungen verteilt, kaum jemand schaut Fernsehen. Selbst an Orten wo es keinen Strom gibt hören die Leute mit Transistorradios mit Akkus Radio. Es gibt Regionen, da kommt ein Priester vielleicht alle vier Wochen einmal hin. Daher ist es wichtig, die christliche Botschaft übers Radio weiterzugeben. So bleiben wir kontinuierlich mit den Leuten in Kontakt. Sie können an der Liturgie der katholischen Kirche und an den Gebetszeiten teilhaben und empfangen zusätzlich inhaltliche Sendungen zu Lebenshilfe, Spiritualität und Katechese.

Credo: Siehst du schon Früchte, die durch Radio Maria in Afrika entstanden sind?

Michael Wielath: Wir machen den Mariathon jetzt zum zehnten Mal. 2016 haben wir für Radio Maria in Kibeho in Ruanda gesammelt. Dort ist das Radio seither auf Sendung. In jedem afrikanischen Land gibt es einen spezifischen Auftrag und in Ruanda ist es aufgrund des Genozids von 1994 die Versöhnung unter den Menschen.

Ich habe selbst vor Ort erlebt, wie zum einen über Versöhnung gesprochen wird und zum anderen Versöhnung tatsächlich über das Radio geschieht. Wo Menschen sich begegnen und sich gegenseitig Vergebung aussprechen. Ich bin zum Beispiel einer Ordensschwester begegnet, die die Mörder ihrer Familie suchte, weil sie merkte, sie kann nicht pauschal vergeben. Sie musste den Menschen ins Gesicht schauen und ihnen physisch-körperlich begegnen und sagen, „ich vergebe euch”. Erst dann hat sie Frieden gefunden.

In der Demokratischen Republik Kongo – dort tobt ja noch immer ein Bürgerkrieg – geht es ebenso um Versöhnung und Familienzusammenführung. Auch das passiert über das Radio. Wenn durch Bürgerkrieg Familien verstreut worden sind, dann rufen Hörer oft beim Radio an: „Hallo, ich bin ‚Hans Müller’ und suche einen Teil meiner Familie, wenn das jemand hört und etwas weiß, bitte meldet euch.”

Credo: Was ist die spezifische Mission für Nigeria?

Michael Wielath: In Nigeria sprechen wir auch von einem Land in dem Boko Haram wütet. Es geht um Frieden, um interreligiösen Dialog zwischen Christen und Muslimen. Das ist ein Hauptanliegen der Bischofskonferenz, die den Dialog seit Jahren lebt. Bisher fehlte aber ein Medium, um diesen Dialog zu den Menschen zu transportieren. Und durch dieses Einschreiten im Dialog, durch die Friedensarbeit, können auch andere Probleme im Land bewältigt werden.

Credo: Vielen Dank für das inspirierende Gespräch und euch viel Erfolg beim Mariathon!

Diakon Michael Wielath mit John Kardinal Onaiyekan
Diakon Michael Wielath mit dem emeritierten Erzbischof von Abuja John Kardinal Onaiyekan. Bild: Privat.