Josef Wagner, kurz vor seiner Priesterweihe, im Gespräch mit Raphael Schadt. Foto: Credo
Thema · Priesterweihe 2025 im Bistum Augsburg
Hoffnungsträger Weihekandidat
von Raphael Schadt · 16.06.2025
Credo: Das aktuelle Magazin-Thema von Credo läuft unter dem Titel „Pilgrims of Hope“. So kurz vor der Priesterweihe: Würdest du die Weihe als Ankommen auf einer Pilgerreise bezeichnen?
Josef Wagner: Das ist wirklich das Bild, das mir am leichtesten fällt – die Pilgerreise. 2021 bin ich als Abschluss meines Auslandsjahres in Spanien den Jakobsweg gelaufen. Durch diese Reise ist mir bewusstgeworden, was eigentlich Heimat für mich bedeutet, wie wichtig es ist, einen Ort zu haben, wo man ankommen kann. Von da an war mir klar, dass ich wieder zurück nach Deutschland will und hier Priester werden möchte. Die Priesterweihe ist für mich im Bild gesprochen eher ein Zwischenschritt auf dem Weg der ewigen Pilgerschaft, die bei Gott ihr Ende findet.
Credo: Die Zahl der Priester in Deutschland wird Jahr für Jahr weniger, was noch mehr Verantwortung für den Einzelnen bedeutet. Macht dir das Angst?
Josef: Ich bin in dieser Hinsicht eher zuversichtlich, weil ich glaube, dass sich durch diese Situation auch etwas verändern kann – in der Sicht auf die Rolle des Priesters, in der Beziehung zwischen Gemeinde und Priester und generell darin, wie Pfarrei und Gemeindeleben gestaltet werden sollte. Da ergeben sich Möglichkeiten, die Generationen vor uns nicht hatten. Nicht, weil es kirchlich irgendwie vorgeschrieben war, sondern wegen des gesellschaftlichen Bildes, das die Menschen von Priestern hatten. Die Erwartungen an die Priester werden sich verändern – ebenso wie sich auch die Gemeinden verändern werden.
Credo: Die Menschen in unserer Zeit brauchen Hoffnung. Wie schenkst du Menschen Hoffnung, wenn du beispielsweise in der Seelsorge mit schwierigen Schicksalen konfrontiert wirst?
Josef: Hoffnung schenken heißt nicht, eine Antwort zu haben oder sofort Sinn zu vermitteln. Niemand würde ja in ein Gespräch reingehen und sagen: „Ja, also hier bei dem Trauerfall ist ja klar, Gott will Ihnen damit das und das sagen“. Nein. Hoffnung schenken heißt für mich erstmal einfach da zu sein, Gespräch und Gebet anzubieten. Im Gebet sind wir auf so eine tiefe Weise mit der Person und ggf. dem Verstorbenen verbunden wie es nur geht. Verbunden in der Liebe. Das ist ein Ausdruck von Hoffnung. Hoffnung ist nicht etwas Oberflächliches, was du kurz einen Moment hast und dich dann morgen wieder verlässt. Hoffnung begleitet uns. Sie führt in die Tiefe und im Letzten zu Gott.
Credo: Wie schätzt du das „Hoffnungslevel“ der jungen Generation ein?
Josef: Ich stimme nicht mit diesem Pessimismus überein, der sagt, dass junge Leute, weil sie bloß noch auf Social Media sind, Angst vor der Zukunft und überhaupt keine Hoffnung mehr haben. Ich erlebe das eine wie auch das andere. Das ist sehr individuell.
Credo: Das heißt, du teilst auch den Pessimismus nicht in Bezug auf die Kirche in Deutschland?
Josef: Wenn du den Weltjugendtag in Lissabon 2023 und die Anbetung dort erlebt hast und erfahren hast, wie krass junge Leute drauf sind, wie die in einer Freude, in einer Stille, aber auch im Gebet zusammensein können. Dann verstehe ich nicht, wie manche sagen können, dass diese jungen Leute hoffnungslos sind.
Credo: Danke für das Gespräch!
Anmerkungen der Redaktion: Video-Ausschnitte aus dem Talk mit Josef gibt es auf dem Credo YouTube- und auf dem Credo Instagram-Konto. Die beiden Weihekandidaten 2025, Peter Schneider und Josef Wagner, stellen sich auf der Bistumsseite vor. Ein Text zu ihrer Priesterweihe 2025 ist ebenfalls dort zu finden.
