Thema · Bewahrung der Schöpfung

Klimawandel: Kleiner Beitrag, große Veränderung

Wer über Veränderung spricht, der kommt an einem Thema nicht vorbei: Der Klimawandel ist Gegenstand vieler – oft hitziger – Diskussionen in unserer Gesellschaft. Das Projekt „werde WELTfairÄNDERER“ vom Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) und dem Bischöflichen Jugendamt (BJA) in Augsburg setzt auf gemäßigtere Töne: Workshops und Informationsangebote an Schulen sollen für das Thema Nachhaltigkeit sensibilisieren und zu einem verantwortlichen Lebensstil ermutigen.

Simon Fischer ist Referent für das Projekt beim BDKJ. Wir haben mit ihm darüber gesprochen, warum wir als Christen eine besondere Verantwortung gegenüber der Schöpfung haben und wie jeder einzelne von uns etwas zum Umweltschutz beitragen kann.

von Jonathan Huber · 25.08.2021

Buttons mit der Aufschrift "WELTfairÄNDERER", im Hintergrund eine Schulklasse
Das Projekt „werde WELTfairÄNDERER“ von BDJK und BJA soll junge Menschen für das Thema Nachhaltigkeit sensibiliseren. Foto: BDKJ

Credo: Der Klimawandel ist eines der bestimmenden Themen in Politik und Gesellschaft. NGOs, Parteien, Verbände, Unternehmen und viele andere engagieren sich für den Umweltschutz. Warum ist kirchliches Engagement da überhaupt noch notwendig?

Simon Fischer: Auf diese Frage erwidere ich immer: Warum nicht? Wir alle brauchen ein gesundes Klima, um darin leben zu können. Auch die Kirche soll und will in dieser Welt leben. Daher ist es die Verantwortung von allen – inklusive der Kirche – etwas für das Klima zu tun. Mit über einer Milliarde Mitglieder auf der ganzen Welt ist die katholische Kirche ein Global Player, den man nicht ausschließen darf bei einer Angelegenheit, die die ganze Welt angeht.

Credo: In der Enzyklika „Laudato si‘ “ von 2015 ruft Papst Franziskus explizit zur Bewahrung der Schöpfung auf. Warum haben wir als Christen eine besondere Verantwortung gegenüber der Umwelt?

Simon: Im ersten Schöpfungsbericht heißt es, der Mensch wurde geschaffen, um über die Welt zu herrschen (vgl. Gen 1,28; Anm. d. Red.). Was macht einen erfolgreichen Herrscher aus? Nicht, dass ich etwas unterjoche oder ausnutze – ein guter Herrscher kümmert sich um sein Volk und sein Gebiet. Und in diesem Fall beinhaltet das nicht nur uns Menschen, sondern eben auch Tiere und Umwelt. Deswegen ist es schon allein von der Entstehung des Menschen her unsere Verantwortung, dass wir uns um die Schöpfung kümmern. Offensichtlich ist uns das in den letzten Jahren nicht so gut gelungen.

Credo: Im Römerbrief ist von der Auferstehung der Schöpfung die Rede: „Denn auch sie, die Schöpfung, soll von der Knechtschaft der Vergänglichkeit befreit werden zur Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes“ (Röm 8,21). Was heißt das für unser Verhältnis zur Schöpfung?

Simon: Ich verstehe die Stelle so: Die Veränderungen, die wir gerade wahrnehmen – sei es das Artensterben, die zerstörten Lebensräume durch den Klimawandel, die Rodung von Wäldern – das alles darf so nicht passieren. Da scheint etwas nicht in Ordnung zu sein. Das heißt, es muss etwas getan werden, damit diese Vergänglichkeit gestoppt wird. Das ist unsere christliche Verantwortung.

Workshop mit Schulklasse zum Thema Nachhaltigkeit
„Werde WELTfairÄNDERER“ umfasst verschiedene Angebote, etwa Workshops an Schulen mit Fachreferenten (links) oder ein „Fair-Café“, in dem es nachhaltige Produkte zu kaufen gibt. In der „Spiri-Oase“ (rechts) gibt es außerdem spirituelle Impulse und die Möglichkeit, zur Ruhe zu kommen. Fotos: BDKJ
Dunkles Zelt mit einem Holzkreuz und bunten Tüchern

Credo: Klimaschützer fordern tiefgreifende Maßnahmen in Politik und Wirtschaft. Da kommt man sich als Einzelperson ziemlich klein und unbedeutend vor. Habe ich ganz persönlich überhaupt einen Einfluss darauf, dass sich am Klima etwas ändert?

Simon: Ja! Ein kleines Beispiel: Ich schaffe schon Veränderung, indem ich aus der Tür rausgehe und einer Person, der ich begegne, ein Lächeln schenke. Dann ist diese Person vielleicht schon verändert. So ist es auch mit dem Klima. Wir sehen nur nicht immer, wie weitreichend die kleinen Dinge sind, die wir tun. Wir arbeiten beim Projekt WELTfairÄNDERER mit einem Zitat von Albert Schweizer: „Das Wenige, das du tun kannst, ist viel.“ Alleine kann man scheinbar nur sehr wenig machen. Aber das kann am Ende trotzdem eine große Auswirkung haben. Man darf sich nur nicht von der eigenen kleinen Perspektive entmutigen lassen. Natürlich ist es schwer, die globale Perspektive einzunehmen und zu sehen, wie alles miteinander zusammenhängt. Was mein persönliches Handeln für Auswirkungen hat, das sagt mir erst mal keiner. Da braucht es Leute, die dafür Aufmerksamkeit generieren.

Credo: Was sind denn Maßnahmen, mit denen man beim persönlichen Verhalten anfangen kann, etwas zu verändern?

Simon: Ich persönlich achte zum Beispiel stark auf Plastikverpackungen: Kann ich die Papiertüte vom Bäcker nochmal als Mülltüte hernehmen, oder brauche ich dafür eine neue Plastiktüte? Wasserverbrauch ist auch ein Thema. Muss ich jeden Tag duschen und regelmäßig baden oder reicht es mir, wenn ich mich zwischendrin mal kurz wasche? Beim Thema Ernährung gibt es Tabellen, welche Lebensmittel wie viel Produktionsraum und wie viel Wasser verbrauchen, daran kann ich mich orientieren.

Und natürlich das prominente Thema Fleisch. Die großen Rinderfarmen zum Beispiel stoßen viel CO2 und Methan aus. In dem Wissen kann ich mich fragen: Wie viel Fleisch will ich essen? Ich sage nicht, dass man sich komplett vegetarisch ernähren muss – ich selber esse auch gerne Fleisch. Die Frage ist eher, wie viel davon.

Auch generell gilt für den Konsum: Wie viel brauche ich davon? Alle zwei Jahre ein neues Handy? Wie lange trage ich meine Kleidung? Wir sagen bei unseren Workshops immer: Nicht nur schauen, was ihr kauft, sondern auch, wie ihr damit umgeht. Nicht jeder kann sich ausschließlich nachhaltige Produkte leisten. Das, was du in deinem Rahmen tun kannst, ist richtig und wichtig.

Porträt von Simon Fischer, BDKJ
Simon Fischer, BDKJ-Referent für das Projekt „werde WELTfairÄNDERER“. Foto: BDKJ

Credo: Und wenn wir über die persönlichen Maßnahmen hinausgehen: Welchen Beitrag kann ich als Gemeinschaft zum Klimaschutz leisten? Also zum Beispiel in einer Pfarrgemeinde oder Jugendgemeinschaft?

Simon: Bei unseren Mitgliedsverbänden ist ein interessanter Trend zu beobachten: Früher wurde ja auf Anmeldungen üblicherweise abgefragt, wer vegetarisch essen möchte. Heute geht die Tendenz dahin, dass man erstmal vegetarisch kocht, und wer Fleisch essen möchte, muss das vorher angeben. Das ist nur eine kleine Maßnahme, aber so findet ein Umdenken statt. Ich habe das selbst schon festgestellt bei Veranstaltungen, die ich mitorganisiert habe, dass Leute sich so eher mal auf ein Wochenende ohne Fleisch einlassen. Darüber hinaus kann man auch darauf achten, woher die Lebensmittel kommen, also regional und saisonal angepasst kochen.

Außerdem starten wir beim BDKJ demnächst ein Projekt, wo wir unsere Mitgliedsverbände und Pfarreien ermutigen, in ihrer eigenen Organisation zu schauen, wie klimafreundlich dort schon agiert wird und wo es Verbesserungsbedarf gibt. Zum Beispiel: Sind unsere Heizungen dauerhaft an? Wie sieht es mit dem Wasserverbrauch aus? Das sind eher passive Maßnahmen, die den Ist-Zustand betreffen. Man kann natürlich auch proaktiv Projekte starten, etwa alte Handys sammeln und recyceln, eine T-Shirt-Tauschaktion planen oder ein Foodsharing-System einrichten. Da gibt es viele Möglichkeiten.

Credo: Vielen Dank für das Gespräch!

Das Projekt „werde WELTfairÄNDERER“ von BDKJ und BJA umfasst nicht nur Angebote an Schulen, sondern auch offene Programme für alle Interessierten. Am 27. und 28. August etwa gibt es einen Stand in Augsburg beim Fest zum 500-jährigen Bestehen der Fuggerei. Wann die WELTfairÄNDERER in deiner Nähe zu Gast sind, steht auf der Projekt-Website des BDKJ.