Vor Ort · Veränderung im Glauben
Wie mich ein Flüchtling zum katholischen Glauben brachte
von Veronika Striegel · 28.09.2021
Credo: Sabrina, du bist 32 Jahre alt und katholisch. Wie ist dein christlicher Background?
Ich wurde katholisch getauft, das haben meine Eltern so entschieden, und wirklich hinterfragt habe ich das nie. Meine Erstkommunion wurde über die Schule organisiert. So richtig gefeiert wurde die aber zu Hause gar nicht. Vermutlich weil meine Eltern sich kurz zuvor scheiden lassen hatten und dann gab es wohl wichtigere Dinge. Die Firmung fand in dem Dorf, in dem wir damals wohnten, erst nach unserem Wegzug statt. Und da, wo wir hingezogen sind, war sie gerade vorbei. Ich habe sie also verpasst. Später wollte ich das dann auch nicht mehr – das wäre mit den zwei Jahre jüngeren Kindern ziemlich uncool gewesen. Mit dem Glauben und der katholischen Kirche hatte ich dann nicht mehr viel am Hut.
Credo: Wie wurde dein Interesse für den Glauben wieder neu geweckt?
2015 habe ich in meinem Heimatdorf mit der ehrenamtlichen Flüchtlingsarbeit begonnen und dabei 2018 meinen jetzigen Freund, einen Eritreer, kennengelernt. Obwohl er auf seiner Flucht so viel Schlimmes erlebt hat, glaubt er ganz fest an Gott. Das beeindruckt mich. Er betet zum Beispiel immer vor dem Essen, was zunächst völlig befremdlich für mich war. Ich habe dann ihm zuliebe mitgebetet und inzwischen will und kann ich gar nicht mehr essen, wenn wir nicht vorher gemeinsam beten. Es ist ein festes Ritual für mich geworden. Genauso wie der tägliche Dank an Gott für alles, was man in seinem Leben Gutes hat – denn davon gibt es ziemlich viel!
Credo: Vor kurzem hast du dich dazu entschieden, das Sakrament der Firmung zu empfangen. Warum?
Als ich letztes Jahr ein Kind von meinem Freund erwartete, war sofort klar, dass das Kind getauft werden soll – das ist bei den Eritreern ganz wichtig und mir war es das auch. Eine Heirat ist uns leider nicht möglich, weil mein Freund als Flüchtling nicht die entsprechenden Papiere hat. Meine beste Freundin sollte die Taufpatin werden. Das stellte jedoch ein Problem dar, denn sie war – genau wie ich – nicht gefirmt. Und wer nicht gefirmt ist, kann kein Taufpate werden. Ihr war es aber ein Anliegen, Patin zu sein, und sie wollte deshalb die Firmung nachholen. Kurzerhand entschied ich mich dann dazu, diesen Weg gemeinsam mit ihr zu gehen und mich auch firmen zu lassen.
Credo: Du hast von Mai bis Juli 2021 online am neuen Kath-Kurs teilgenommen. Welche Erfahrungen hast du hier gemacht?
Teil unserer Firmvorbereitung war es, an einem Kath-Kurs teilzunehmen. Der Kath-Kurs, der wegen Corona online stattfand, war dann am Anfang wirklich sehr befremdlich für uns, wie eine andere Welt – sowohl die Lieder als auch die Texte und die Gespräche. Auch fanden wir es echt komisch, dass es Leute gibt, die das freiwillig machen. Darum haben wir uns zunächst eher im Hintergrund gehalten. Von Woche zu Woche wurde es dann aber immer besser und ernster und wir wollten und konnten auch mehr mitreden und uns einbringen, zum Beispiel beim Thema Beichte, da wir ja vor unserer Firmung auch zur Beichte gehen mussten. Auch das Thema Taufe und die Sakramente insgesamt fand ich interessant. Wir haben dann immer mehr verstanden und mit der Zeit die anderen Kursteilnehmer richtig ins Herz geschlossen. Auf Instagram haben wir sogar eine Story zu unserem wöchentlichen Kath-Kurs-Abend gemacht. Insgesamt hat mich der Kath-Kurs echt weitergebracht in meinem Glauben und in meiner Beziehung zu Gott. Es war eine coole Erfahrung und wir haben sogar nach unserer Firmung noch daran teilgenommen.
Credo: Wie hat sich dein persönlicher Glaube seitdem verändert?
Ich bin wirklich froh über meine Entscheidung, den katholischen Glauben zu leben. Seit der Firmung nehme ich zum Beispiel die kirchlichen Feiertage viel bewusster wahr. Ich spreche bei meiner Arbeit im Heim mit den Kindern darüber und wenn unsere Tochter größer ist, nehme ich es mir auch fest vor. Außerdem glaube ich, wie auch mein Freund, der viel Schlimmes erlebt hat, an das Gute und bin viel dankbarer für alles geworden. Darüber hinaus ist es mir wichtig, unsere Tochter christlich zu erziehen. Insgesamt muss ich die vielen neuen Erfahrungen aus den vergangenen Monaten aber erst mal sacken lassen.