Vor Ort · 3 Fragen an ...

Vorbilder aus Sport, Religion und Kunst

Daniel Karg ist derzeit Seminarist im Priesterseminar St. Hiernoymus in Augsburg und studiert Theologie im vierten Semester. Der 20jährige spielt in seiner Freizeit gerne Klavier und Orgel. Wenn er nicht mit Musik beschäftigt ist, bewegt Daniel sich gerne – in den Bergen, beim Laufen oder im Bereich der Leichtathletik. In unserer Reihe „3 Fragen an …“ berichtet Daniel von verschiedenen Situationen des Aufbrechens in seinem Leben.

von Anna-Chiara Naujoks · 02.05.2023

Daniel Karg
Daniel Karg. Bild: Privat.

Credo: Welche Entscheidung hat dir so richtig Angst gemacht und sich im Nachhinein als wertvoll herausgestellt?

Eine schwere Entscheidung war für mich die Wahl des Studiums. Nach dem Abitur hat man eine breite Palette an Möglichkeiten und ich hatte vor allem für Musik eine große Begeisterung. Allerdings wusste ich in der Zeit nicht, ob ich nicht vielleicht auch Priester werden möchte. Ich habe für mich die Frage lange offengehalten und mich schließlich entschieden, nicht Musik, sondern Theologie zu studieren.

Ob diese Entscheidung richtig war kann ich noch nicht sagen, denn ich befinde mich ja noch mitten im Studium und auf dem Weg zum Priester. Es ist natürlich möglich, dass es besser wäre, wenn ich meiner großen Leidenschaft Musik mehr Platz in meinem Leben gebe. Aber ich kann soviel sagen: Im Moment fühle ich mich wohl auf dem Weg und mir gibt sowohl das Studium als auch das geistliche Leben viel Sinn und Kraft.

Credo: Wie hast du den Mut gefunden, deinen „safe space“ zu verlassen und aufzubrechen?

Mut zum Verlassen des „safe space“ brauche ich erfahrungsgemäß relativ wenig. Meine Persönlichkeit ist, glaube ich, so angelegt, dass ich Neues ausprobieren will und ins Extreme strebe. Wenn mir etwas aber Mut zum Verlassen des „safe space“ gibt, sind es meine Vorbilder aus Sport, Kunst und Religion, die genau das tun und unmöglich Geglaubtes dadurch schaffen.

So ist Eliud Kipchoge einen Marathon unter zwei Stunden gelaufen, Johann Sebastian Bach – mein Lieblingskomponist – hat in einer Zeit ohne Drucker und Kopierer jede Woche eine Kantate geschrieben und per Hand vervielfältigt und der Heilige Oscar Romero hat sich in den politschen Wirren seiner Zeit nicht angebiedert, sondern für die Armen gekämpft und den Tod dafür in Kauf genommen. Ich glaube, diese Personen haben ihren „safe space“ in höchstem Maße verlassen und das zeigt sich auch an ihren Leistungen.

Credo: Wirst du in naher Zukunft etwas Neues wagen? Warum?

Etwas Neues wage ich in naher Zukunft durch mein Auslandsjahr. Es startet im August und führt mich voraussichtlich nach Israel. Das wird mit Sicherheit eine sehr spannende Zeit werden, in der ich viel Neues sehe, denn ich war noch nie in Israel. Zur Zeit kann man dort eine Verschärfung der Gewalt beobachten und manche Menschen in meinem Umfeld haben etwas Angst um mich. Ich selbst weiß auch noch nicht, ob ich dieses Jahr unfallfrei überstehe. Nichtsdestotrotz zieht es mich einfach dorthin, weil mich die Wurzeln unseres Glaubens und der historische Jesus von Nazareth sehr stark faszinieren.

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