Vor Ort · Diakonenweihe

Gott trägt uns – Meine Vorbereitung auf die Weihe

Wie genau bereitet man sich auf seine Weihe vor? Papst Benedikt XVI. hat einmal formuliert: „Es gibt so viele Wege zu Gott, wie es Menschen gibt.“ Jeder darf seine eigenen Erfahrungen mit Gott machen. Und wenn sich jemand entschließt, einen geistlichen Weg gleich welcher Art einzuschlagen, hat er bereits einige davon gemacht.

von Jürgen Massinger · 30.07.2020

Jürgen Massinger wurde vor wenigen Wochen zum Diakon geweiht. (Foto: Julian Schmidt/pba)

Dem Eintritt ins Ordensleben oder in ein Priesterseminar geht schon eine lange Zeit nicht unbedingt des Suchens, aber sicher zumindest der Vergewisserung voraus, ob dieser Weg tatsächlich der eigene sein könnte. Ich würde sagen, meine Weihevorbereitungen erstreckten sich nicht nur über die Tage oder Wochen unmittelbar vor der Weiheliturgie. Sie begannen nicht einmal mit den ersten ernsthaften Überlegungen, mein Leben Gott vielleicht als Geistlicher zu schenken. Im Nachhinein glaube ich, alles nahm seinen Anfang darin, dass Gott sich mir selbst subtil und zwanglos bekannt gemacht hat und mich immer geführt hat.

Die ersten „Vorbereitungen“ auf die Weihe begannen schon vor vielen Jahren

Durch eine Äußerung meiner Großmutter, die ich zufällig mitgehört hatte, gelangte die Möglichkeit eines geistlichen Weges überhaupt in mein Bewusstsein. Obwohl das damals für mich noch überhaupt nicht in Frage kam. Nach der Realschule besuchte ich das Erzbischöfliche Spätberufenengymnasium St. Matthias in Wolfratshausen, um dort das Abitur nachzuholen. Dem angeschlossen war eine internatsähnliche Gemeinschaft, das sogenannte Seminar, in dem ich auch wohnte. Dort gab es neben der täglichen Heiligen Messe viele weitere geistliche Angebote, die mich sehr beeindruckt und geprägt haben.

Bereits während meiner Realschulzeit habe ich im Reliunterricht einen Film zum Thema Missionar auf Zeit gesehen, aufgrund dessen ich nach dem Abitur selbst ein Jahr bei einem Orden im Ausland verbrachte und in Indien meinem künftigen Weg tiefer nachspüren konnte. All das und viele weitere Beispiele haben sich noch vor meinem Eintritt ins Priesterseminar ereignet. Ohne diese Erlebnisse wäre ich vermutlich gar nicht erst eingetreten. Deshalb glaube ich, so wie das Weihesiegel ein Leben lang unauslöschlich bleibt, so ist auch die gesamte Zeit vor der Weihe insgesamt eine Vorbereitung darauf.

Covid-19 erschwerte die konkreten Vorbereitungen

Natürlich gab es auch konkretere Weihevorbereitungen praktischer wie geistlicher Art. Die Weihe musste organisiert, Einladungen gestaltet und verschickt und das eine oder andere Collarhemd anprobiert werden. Als klar geworden war, dass aufgrund von Covid-19 die Anzahl der Anwesenden zur Liturgie und beim anschließenden festlichen Mittagessen im Priesterseminar stark reduziert werden muss, galt es, schwere Entscheidungen zu treffen. Das Aussortieren der Gäste war durchaus kein Spaß, sondern für alle Weihekandidaten sehr schmerzhaft.

Diakonenweihe in Coronazeiten (Foto: Julian Schmidt / pba)

Für mich selbst versuchte ich, intensiver und häufiger ins persönliche Gebet zu gehen, regelmäßig zu beichten und zum Beispiel bei langen Wanderungen quer durch das Allgäu und durch Niederbayern zur Ruhe zu kommen. Der Geist wird dabei wieder belüftet und es kam noch so manche Frage in mir auf, die ich mit Priestern und Freunden besprechen konnte. Besonders dankbar bin ich für den Beistand meines ehemaligen Heimatpfarrers und meines geistlichen Begleiters.

Kurz vor der Weihe: Gemeinsame Exerzitien mit den Mitbrüdern

Die Woche vor der Diakonenweihe war dann für Exerzitien vorgesehen. Meine Mitbrüder und ich hatten die Gelegenheit, gemeinsam geistlich einzukehren und uns aufs Neue als Kurs im Gebet füreinander zu verbinden. Zusammen zum Weihealtar zu gehen bedeutet nicht eine Zweckgemeinschaft, denn kein Dienst in der Kirche kann für sich selbst existieren. Jeder ist am Ende Ausdruck der göttlichen Liebe, die sich nicht alleine ereignet. Liebe ist Beziehung, die das Gegenüber braucht. An uns vier neugeweihten Diakonen ereignete sich gemeinsam die Gnade der Weihe. Das ist eine Verbindung, die wie das Weihesiegel bleibt, die uns auf allen weiteren Wegen tragen wird und die wir pflegen wollen.

Es gäbe noch vieles zur Weihevorbereitung zu berichten. Für mich scheint das Eine wesentlich zu sein: In ein Vertrauen hineinzufinden, dass Gott uns trägt.

 

Anm d. Red.: Jürgen Massinger wurde am 11. Juli in der Basilika St. Ulrich und Afra mit drei Mitbrüdern zum Diakon geweiht. Impressionen zur Weihe gibt’s im Video von katholisch1.tv