Thema · Eucharistie

Die höchste Form des Lobpreises

Zu den größten Geschenken, die der Herr uns hinterlassen hat, gehört das Sakrament der Eucharistie. Allerdings braucht es gerade bei diesem Sakrament einen großen Glauben, um es zu „verstehen“. Wir können die Wirklichkeit, die uns in diesem Sakrament begegnet, nicht mit dem Verstand allein begreifen.

von Pater Georg Gantioler · 01.07.2020

Bei der Wandlung ändert sich das „Wesen" von Brot und Wein, während die Gestalt unverändert bleibt. (Foto: Josh Applegate / Unsplash)

Was das Sakrament der Eucharistie bedeutet, können wir mit drei Worten sagen: es ist Opfer, Gegenwart des Herrn und Gemeinschaft. Das „Opfer“ Jesu Christi ist die Hingabe seines menschlichen Lebens durch den Tod am Kreuz als Wiedergutmachung (Sühne) für alle Sünden der Menschen. Dieses Opfer wird während der Eucharistiefeier auf verborgene Weise gegenwärtig. Im eucharistischen Brot und Wein ist Jesus Christus wirklich (und nicht nur symbolisch) gegenwärtig. Die Kirche spricht hier von einer „Wesensverwandlung“ (Transsubstantiation), weil die Gestalt von Brot und Wein unverändert bleibt, aber deren „Wesen“ sich ändert. Wer die Eucharistie empfängt, wird mit Christus verbunden und zugleich auch mit den anderen Christen, die die Eucharistie empfangen.

Was ist der Sinn, der Zweck der Eucharistie?

Als erstes steht der Zweck der Erlösung. Jesus Christus hat uns durch sein Leiden und Sterben und durch seine Auferstehung erlöst. Die Eucharistie ist die bleibende Gegenwart und Wirksamkeit dieses Ereignisses. Hinzu kommt die Liebe: Zwei Personen, die sich lieben, wollen beieinander sein und sich einander schenken. „Kommunion“ ist innige Gemeinschaft zwischen Jesus Christus und mir. Das Ziel ist die Einheit: Durch die Vereinigung mit Jesus Christus werden die Christen auch untereinander vereint, wie Paulus sagt, sie werden „ein Leib“ (1 Kor 12,12ff). Darum entsteht die Kirche in der Eucharistie. Indem die Kirche den Leib Christi „isst“, wird sie selber Leib Christi. Das ist das Wesen und Geheimnis der Kirche: sie ist „Leib Christi“. Die Eucharistie schenkt Leben: Der Mensch muss essen um zu leben. Auch die eucharistische Nahrung schenkt Leben: es geht in ihr um das wahre Leben des Menschen, das er von Gott empfängt, um das „ewige Leben“. Eucharistie ist Anteilnahme am Leben Gottes durch die Vereinigung mit Jesus Christus. Schließlich drücken sich in der Eucharistie unser Dank und Lobpreis aus. Die Eucharistie ist die höchste Form des Lobpreises und der Danksagung, die die Kirche Gott gegenüber zum Ausdruck bringen kann. Durch die Vereinigung mit Jesus wird unser Lob und Dank für die Gaben der Schöpfung, für unsere Erlösung und für unser Heil sozusagen auf die höchstmögliche Stufe gehoben: „durch Ihn, mit Ihm und in Ihm“ ist Gott „alle Herrlichkeit und Ehre“.

Biblische Grundlage: Die Abendmahlsberichte

Die Eucharistie hat ihren Ursprung beim Letzten Abendmahl. Die Evangelisten berichten uns vom letzten Beisammensein Jesu mit seinen Jüngern am Abend vor seinem Leiden:

„Und er nahm Brot, sprach das Dankgebet, brach es und reichte es ihnen mit den Worten: Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird. Tut dies zu meinem Gedächtnis! Ebenso nahm er nach dem Mahl den Kelch und sagte: Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird“ (Lk 22,19f).

Jesus nimmt beim letzten Abendmahl in einer symbolischen Handlung vorweg, was sich am folgenden Tag, am Karfreitag, real vollzieht: Jesus wird am Kreuz seinen Leib hingeben und sein Blut vergießen: „Das ist mein Leib, mein Blut“. In der Eucharistiefeier wird dieses Geschehen nachvollzogen und gefeiert. Diese drei Aspekte: Vorwegnahme, Vollzug und Feier sind nach dem Glauben der Kirche „eine Sache“, ein Ereignis, das in der Kirche immer aktuell durch die Feier der Eucharistie gegenwärtig bleibt.

Biblische Grundlage: Die „Brotrede“ bei Johannes

Im Johannesevangelium gibt es keinen Bericht von der Einsetzung der Eucharistie beim Letzten Abendmahl. Aber er berichtet von einer langen Rede, die Jesus nach der Brotvermehrung in der Synagoge von Kafarnaum gehalten hat. Ausgehend von dem Hunger der Menschen nach realem Brot bezeichnet sich Jesus als das wahre Brot, das vom Himmel gekommen ist. Die Rede gipfelt in den Worten:

„Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch für das Leben der Welt… Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben und ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tag. Denn mein Fleisch ist wahrhaft eine Speise und mein Blut ist wahrhaft ein Trank. Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich bleibe in ihm. Wie mich der lebendige Vater gesandt hat und wie ich durch den Vater lebe, so wird jeder, der mich isst, durch mich leben“
(Joh 6,51.54-57).

Biblische Grundlage: Das Brotbrechen in der Urgemeinde

In der Apostelgeschichte und in den Briefen des Apostels Paulus begegnet uns die Praxis des „Brotbrechens“, was die urchristliche Bezeichnung für die Eucharistie ist. Die Eucharistie ist eine der vier Säulen, auf denen das Leben der ersten Christen beruhte:

„Die nun, die sein Wort annahmen, ließen sich taufen… Sie hielten an der Lehre der Apostel fest und an der Gemeinschaft, am Brechen des Brotes und an den Gebeten“
(Apg 2,41f)