Thema · Lobpreisleiter zum Thronsaal

Vom Beten zum Singen zum Lobpreisleiten

Ein Lobpreiskonzert mit Timo Langner bildete den Opener beim diesjährigen Catholic Summer Festival der Jugend 2000 in Marienfried. Timo war bereits in den Zweitausendern erfolgreicher säkularer Popkünstler, doch nach einem Bekehrungserlebnis entschied er sich, sein Talent in den Dienst für Gott zu stellen. Seither hat er zahlreiche Tonträger veröffentlicht. Wir hatten beim Festival die Gelegenheit, uns mit ihm zu unterhalten. Über Gebet, Anbetung und Lobpreisleitung. Text in gekürzter Form.

von Raphael Schadt · 13.08.2024

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Raphael Schadt im Gespräch mit dem Musiker und Lobpreisleiter Timo Langner.

Credo: Timo, du kennst den Spruch: „Wer singt, betet doppelt” (Augustinus). Wie deutest du ihn für dich?

Timo: Als wir unser erstes Album aufgenommen haben, habe ich einen Spruch auf ein Plakat geschrieben: „Gott schuf die Musik, denn er wusste, dass wir sie brauchen.” Ob das jetzt wahr ist oder nicht, weiß ich nicht. Aber ich glaube, dass eine Aussage, ein Gebet in dem Moment, in dem es in eine Melodie, in ein Musikstück eingebettet ist, in mir in einer tieferen Ebene wirkt. Ich glaube, Gott braucht nicht, dass Gebet in Melodien gepackt ist. Aber vielleicht brauche ich es. Vielleicht hat Gott deshalb entschieden, Musik, Lobpreis und Anbetung zu schaffen, damit wir ihm begegnen können.

Credo: Deine jüngsten Songs haben Titel wie „Dein Name befreit” oder „Ein Gott, der das Meer teilt”. Es geht viel um Freiheit, um Jesus als den Befreier. Warum?

Timo: Vielleicht, weil ich jahrelang gefangen war. Als ich mich mit 21 für Jesus entschieden habe, habe ich gemerkt, dass Gott für mich nicht erst im Himmel, sondern bereits hier ein Leben in Freiheit will: Wenn ihr in meinem Wort seid, werdet ihr die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen. Ich war gebunden in Süchten, im Feiern, in Pornografie, in Alkohol etc. und Gott hat mich befreit.

Daher glaube ich, dass wir diese Hoffnung transportieren müssen durch Lieder, weil der Feind alles dafür tut, die Menschen gefangen zu halten. Jesus ist der Gott, der uns befreien möchte. Ich glaube, dass Gott mir Lieder aufs Herz legt und sagt: Du musst Lieder schreiben, die der Kirche Vokabeln und Sätze in den Mund legen, in denen proklamiert wird: Gott macht frei!

Credo: Worin siehst du die zentrale Unfreiheit in Deutschland?

Timo: Man könnte jetzt natürlich schnell die typischen Dinge nennen, die ich eben genannt habe. Pornografie zum Beispiel, in der sehr viele gefangen sind. Aber die Hauptgefangenschaft, in der sich viele Christen in Deutschland befinden, ist Kontrolle. Christen, Leiter, Pastoren haben sehr viel Mühe, Gott zu vertrauen, ihn regieren zu lassen und ihre Kontrolle loszulassen.

Credo: Wenn man die Kontrolle loslässt, wie sieht die Freiheit, in die Jesus führt, dann konkret aus?

Timo: Ich erlebe das ständig, weil wir in unserer Gemeinde alles dafür geben, uns vom Heiligen Geist in die Gegenwart Gottes leiten zu lassen. Wir planen zwar Anbetungszeiten, Gottesdienste etc. aber im Gottesdienst sagen wir: Heiliger Geist, wo möchtest du uns hinführen, damit wir tiefere in das Zelt des Herrn gelangen können? Wir warten, bis er sprichst. Wir haben keine Eile, weil Gott hat auch keine Eile. Dann spielt der Timer keine große Rolle mehr, das Mittagessen kann warten. Wir beten nicht den Timer an, nicht die Predigt oder das Mittagessen, sondern Jesus.

Credo: Viele verstehen unter Anbetung einen Musikstil. Was bedeutet Anbetung für dich?

Timo: Ich bin seit 20 Jahren Anbetungsleiter und anfangs hatte ich dieses Bild: Ich begebe mich in eine Lobpreiszeit und dann ist das Anbetung. Aber ich merke immer mehr, dass Gott mich ganzheitlich möchte, dass ich mich in jedem Bereich meines Lebens vor ihm beuge, dass ich auch nichts vor ihm verstecke. Auch die Bereiche, in denen noch Sorgen sind, Angst, verschüttetes

Wir kennen ja alle den Bibelvers: Die perfekte Liebe treibt die Furcht aus. Das heißt, Furcht und Liebe halten es nicht miteinander aus. Wenn da aber noch Bereiche in meinem Leben sind, in denen Furcht ist, dann bedeutet es im Gegenzug, dass Gottes Liebe auch Schwierigkeiten hat, an diese Orte zu kommen. Diese Begegnung mit Gott in der Radikalität und Nähe, die er sich für uns wünscht, geht nur, wenn wir ihn in alle Bereiche hineinlassen. Das möchte ich tun. In meiner Ehe, meiner Erziehung, mit meinen Kindern, Finanzen, meiner Sexualität … Überall möchte ich sagen: Gott, du bist ganzheitlich eingeladen. Das ist mein Bild von Anbetung.

Credo: Als Lobpreisleiter bist du ja gewissermaßen so etwas wie ein Vorbeter, Lehrer, Theologe, Gebetslehrer, Prophet, es ist ein priesterlicher oder apostolischer Dienst. Wie siehst du deine Rolle als Lobpreisleiter?

Timo: Was du aufgezählt hast, mag alles stimmen, überfordert mich aber komplett und hat Potenzial, Druck aufzubauen und mich einzuengen. Je länger ich das mache, will ich über mir, meinem Leben und meiner Berufung aussprechen: Ich bin Sohn, der zu seinem Vater singt und ihm Lieder und Ehre bringt. Und das möchte ich überall dort machen, wo ich die Möglichkeit habe, anzubeten. Ob alleine in meiner Kammer oder vor 10.000 Leuten. Ich möchte ruhig werden vor ihm und schauen: Wo führst du mich heute hin? Und jeder, der da ist, darf, wenn er möchte, mitkommen an diese Quelle, in diese tiefe Dimension.

Credo: Timo, danke für deine Zeit.