Thema · Episoden aus dem Pfarreialltag

Heil werden trotz Rückschlägen

Magdalena Hörmann ist in ihrer Heimatgemeinde vielfältig ehrenamtlich tätig und investiert dabei viel Zeit. Dabei bleiben frustrierenden Momente nicht aus und es stellt sich ihr von Zeit zu Zeit die Frage: „Warum mache ich das alles?“

von Magdalena Hörmann · 11.04.2025

Magdalena Hörmann ist ehrenamtliche Mitarbeiterin in der Pfarreiengemeinschaft Horgau.

Seit 2016 lebe ich in der kleinen Gemeinde Horgau westlich von Augsburg. In der dortigen Pfarrei St. Martin bin ich in verschiedenen Bereichen ehrenamtlich tätig. Spannend finde ich, in der Gemeinde neue Gottesdienst-Formen auszuprobieren und einzuführen. Der Ideenreichtum ist dabei leider immer größer als mein Zeitbudget. Ich habe eine „offene Bibelstunde” mit eingeführt, „Trauer- und Trostgebete” für Trauernde, die ergänzend zum Sterberosenkranz helfen können, die Zeit zwischen Tod und Beerdigung zu überbrücken. Zudem leite ich Gottesdienste für Kleinkinder und Wortgottesdienste.

Wo zwei oder drei …

Dabei werden manche Angebote natürlich mehr angenommen als andere. Dass ich die Mitfeiernden an einer Hand abzählen kann, ist keine Seltenheit.  Manchmal frage ich mich, wozu ich zwei oder drei Stunden Vorbereitungszeit in ein „Projekt“ versenke. Mitunter schleicht sich auch mal ein wenig Enttäuschung ein. Immer wieder mache ich aber bei Andachten oder Gottesdiensten auch Erfahrungen, die meinen Glauben nachhaltig stärken und die mir Zuversicht und Kraft für mein persönliches Leben und für mein Engagement in der Pfarrei geben. Zwei Beispiele möchte ich teilen:

Wenn für Trauernde ein Licht aufgeht

Trauer- und Trostandachten bieten wir – eine Gruppe von Ehrenamtlichen – bereits seit Anfang 2020 in unserer Pfarrei an. Seither wird allen Trauernden, die das Pfarrbüro kontaktieren, die „Trauer- und Trostandacht” als zusätzliches Angebot der Trauerbegleitung vorgestellt. Stolze zwei mal haben sich innerhalb dieser fünf Jahre Trauernde für diese Gottesdienstform entschieden – beim ersten Mal mit zwei, beim zweiten Mal mit zehn Angehörigen.

Symbolbild: Laiengottesdienst mit junger Frau. Bild: Sylvio Krueger, pfarrbriefservice.de

Natürlich hätten wir das Angebot resigniert wieder einstampfen können. Aber die Dankbarkeit der Trauernden und die Hoffnung, die durch die Trauer- und Trostandacht in ihnen gestärkt wurde, haben jedes Mal noch lange in mir nachgewirkt. Und ich denke noch oft an diese Andachten, an die Menschen, die mitgefeiert haben. Ganz konkret: eine Trauernde mit über 90 Jahren, die sich innerhalb kürzester Zeit sowohl von ihrem Mann als auch von ihrer Tochter verabschieden musste, sagte im Anschluss an die Trauer- und Trostandacht: „Da ist ein Licht aufgegangen“. Was bedeutet angesichts dessen eine Teilnehmerzahl?

Seitdem stört es mich kaum mehr, wenn mal wieder ebenso viele Mitwirkende (z.B. Vorsteher, Lektor, Mesner) beim Gottesdienst anwesend sind wie Mitfeiernde. Ich freue mich viel mehr über alle, die kommen. Und wenn nur eine Person gestärkt, heiler nach Hause geht als sie gekommen ist. Das heilt nicht nur die mögliche Enttäuschung über die geringe Teilnahme, sondern stärkt mich für mein weiteres Engagement für die Pfarrgemeinde.

Als Kinder Gottes miteinander verbunden

Eine zweite, tief ergreifende Erfahrung durfte ich bei einem Kleinkindergottesdienst in der Fastenzeit machen. Viele der Anwesenden waren keine regelmäßigen Kirchgänger. Als es ums Aschekreuz ging, standen entgegen meiner Erwartung nach und nach fast alle Erwachsenen auf, um für sich und ihre Kinder das Aschekreuz auf der Stirn zu empfangen. Das Aschekreuz – Zeichen für Umkehr und Buße, aber auch für Neuanfang – war ihnen tatsächlich wichtig. Mir wurde verstärkt bewusst: alle Menschen sind Kinder Gottes, egal wie oft sie beten oder Gottesdienst mitfeiern. Ich spürte beim Aufzeichnen der Aschekreuze eine tiefe Verbundenheit mit und unter den Anwesenden.

Dass ich diese Erfahrung mit nahezu Fremden machen durfte, die wenn überhaupt nur selten Gottesdienst mitfeiern, hat mich angesichts der vielen Negativmeldungen über Kirchenaustritte getröstet, die regelmäßig in der Presse zu lesen sind. Diese  Erfahrungen aus meinem Ehrenamt bestärken mich, einfach mein Bestes zu geben und alles Weitere in Gottes Hand zu legen.

Die Mischung aus Erfolgen und Rückschlägen wurde für mich auch zu einer Schule der Gelassenheit. Natürlich ist Anerkennung schön, wer hört nicht gerne ein Lob? Aber ich engagiere mich viel weniger, um Anerkennung zu erhalten, sondern weil ich den Menschen von Gott und seiner Frohen Botschaft erzählen möchte und weil ich darin Gottes Auftrag an mich sehe.

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