Vor Ort · Missionarische Woche
Perspektivverschiebungen in der Pfarrei
von Raphael Schadt · 16.03.2023
In doppelter Funktion war Pfarrer Reinfried Rimmel bei der Missionarischen Woche dabei. Einerseits als Leiter der austragenden Abteilung Evangelisierung und andererseits als gastgebender Pfarrer der Pfarreien Horgau und Biburg. Sein Highlight, so der Geistliche, war die Großzügigkeit aller beteiligten Akteure, „und wir reden noch nicht von Überstunden“. „Ich weiß nicht, wer euren Überstundenzettel unterschreiben soll“ scherzt er mit seinem charakteristischen Lachen seinen Mitarbeitern Katharina, Philipp und Tobias zu.
Hausbesuche
An einem Vormittag habe er sich „incognito” unter die jungen Missionare gemischt, um an den Hausbesuchen in seiner Pfarrei teilzunehmen. Der beliebte Pfarrer, der seit gut einem Jahr in den Pfarreien Horgau und Biburg tätig ist, dürfte jedoch nicht allzu lange unentdeckt geblieben sein.
Bei Hausbesuchen, einem Hauptelement der Missionarischen Wochen, laden die jungen Missionare die Bewohner im Pfarrgebiet zu den Abendveranstaltungen ein, verschenken Kerzen, sprechen von Zeit zu Zeit bei einer Tasse Kaffee über ihren persönlichen Glauben oder leihen einfach für ein paar Momente ein offenes Ohr. „So viel Offenheit habe ich nicht erwartet”, meint Vroni, eine junge Studentin und berichtet von einer Bewohnerin, die zunächst skeptisch gefragt habe, wer sie seien und woher sie kämen. Nach dem anfänglichen „Ok, dann kommt halt vorbei.“ habe das offene Gespräch geendet mit: „Das ist ja toll, dass ihr das macht“.
Highlights bei den Veranstaltungen
Viele zeigten sich von der Jugendparty am Samstagabend beeindruckt: „Es hat so viel Spaß gemacht, die tollen Gespräche und die spürbare Gemeinschaft!” sagt eine junge Missionarin und ein Gemeindemitglied von Horgau: „Gigantisch! Ich hätte nie gedacht, dass so viele Leute kommen werden. Das wird noch lange nachwirken.”
Den Höhepunkt der Missionarischen Woche bildete die Nacht der Lichter: Ein Gebetsabend in der Horgauer Pfarrkirche St. Martin in ansprechendem Ambiente mit angeleitetem Gebet, Lobpreis und der Gelegenheit, sich segnen zu lassen bzw. das Sakrament der Versöhnung zu empfangen. In der voll besetzten Kirche habe eine besonders starke Atmosphäre geherrscht, resümieren die Missionare. Viele seien sehr berührt worden und der Lobpreis mit der Band sei eine Freude gewesen. „Ihr habt uns etwas gegeben, das wir vermisst haben“, habe sich eine Besucherin bedankt.
Stärkung der Gemeinschaft
Dass sich über die zehn Tage eine so schöne Gemeinschaft entwickelt habe, ist für Tobias Riegger das Highlight. Das Zusammenspiel zwischen kirchlichen Hauptamtlichen, den jungen Missionaren und den ehrenamtlichen Mitarbeitern vor Ort wurde von Tag zu Tag familiärer und fester.
Aber auch die zwei Pfarreien Horgau und Biburg sind zusammengewachsen. Zuvor kannte man sich kaum, sagt Maria, eine ehrenamtliche Mitarbeiterin aus Biburg. Durch die Missionarische Woche habe sich viel in den Beziehungen zwischen den Pfarreien und den Pfarrgemeinderäten getan, „Man kennt jetzt die Leute. Das ist schön!”
Eine kirchlich unterrepräsentierte Generation
„Die Zusammenarbeit mit der Abteilung Evangelisierung und mit den jungen Missionarinnen und Missionaren war ausnahmslos angenehm und wir kamen schnell zu brauchbaren Ergebnissen”, fasste der Pfarrgemeinderatsvorsitzende und Organist von Biburg, Ulrich Haaf, zusammen: „Alles, was wir bei den unterschiedlichen Angeboten erleben konnten, war auf seine Weise eindrucksvoll. Es ging den jungen Missionaren nicht darum, theologische Dispute zu führen oder Kirchenpolitisches zu diskutieren. Vielmehr erlebte man eine Gruppe von Leuten, die als einzelne Persönlichkeiten auftreten und authentisch von sich sprechen, und zwar nicht von Problemen, Unzufriedenheiten und Schwierigkeiten mit diesem „katholischen Verein“, sondern davon, wie sie in ihrem Glauben Heil und Freude für ihr eigenes Leben gefunden haben. Das sind gewaltige Verschiebungen in der Perspektive. Zumal die jungen Missionare einer Generation angehören, die in unseren Kirchen – vorsichtig gesprochen – unterrepräsentiert ist bzw. kaum mehr wahrgenommen wird, also insofern eine ungewöhnliche Gruppierung darstellen.”
Kurzinterviews mit jungen Missionaren der Missionarischen Woche. Bild: Credo Redaktion.
Missionarische Arbeit in der Pfarrei
„Was ich von den einzelnen Gesprächen mitbekommen habe, das passierte in unaufdringlicher und unprätentiöser Art. Das Erzählen vom eigenen Glauben konnte man gut anhören, ohne sich voyeuristisch vorzukommen oder peinlich berührt zu sein, wie wenn jemand sein Innerstes nach außen kehrte. Was ich hier erfahren konnte, war wirklich erfreulich. Auch deswegen halte ich die Anlage einer solchen Woche, so weit ich sie erleben und erfahren konnte, für einen ganz positiven Ansatz missionarischer Arbeit in der Pfarrei. Dabei habe ich größten Respekt vor denen, die ihre Freizeit oder Teile ihres Urlaubs dafür opfern! Ich bin also sehr dankbar, dass die Missionarische Woche durch das Engagement vieler, gerade junger Menschen möglich geworden ist und in unseren beiden Gemeinden hoffentlich noch weiter wirken wird.” schloss Ulrich Haaf.