Thema · Part of His Plan?

Ein Rosenkranz für jede Verflossene

Mir war klar: Constantin war weder geheilt, noch plötzlich verliebt ihn mich, noch fand er mich plötzlich attraktiv. Er sagte aus Treue und Gehorsam „ja“ zu mir. Damit rang ich damals schwer, weil es das Unromantischste ist, was man sich vorstellen kann. Im Nachhinein würde ich sagen, das ist das Schönste, was ein Mann tun kann. Da standen wir dann plötzlich und waren ein Paar …

Teil 2 einer außergewöhnlichen Berufungsgeschichte zu Ehe und Familie.

(Hier geht’s zu Teil 1)

von Marie-Sophie und Constantin Maasburg · 30.07.2019

Isi und Constantin Maasburg mit ihren drei Kindern. (Bild: Valerie Fürstenberg)

Constantin: Ich war völlig unbeholfen. Gleichzeitig waren wir euphorisch und froh, dass wir zusammen waren, endlich. Aber nur weil Gott zu einem spricht und einen ruft, weiß man ja nicht gleich, wie man damit umgehen soll. Ich hatte ja auch noch denselben Freundeskreis, bin immer wieder auch ausgegangen – wenn auch weniger als zuvor – es hat sich ja nicht gleich alles um 180 Grad gewendet. Wir hatten also immer wieder schwierige Zeiten.

Schließlich kam es zu einem dramatischen Höhepunkt auf einer Hochzeit in der Steiermark. Isi war dabei und plötzlich stellte ich fest – ups – auf der Hochzeit waren vier meiner Exfreundinnen. Ich wusste überhaupt nicht, wie ich mich jetzt verhalten sollte. Ich war extrem durcheinander und verunsichert und ließ Isi links liegen. Sie wusste gar nicht, was los ist.

Am Tiefpunkt unserer Beziehung

Isi: Ich wusste ja nicht, dass seine Exfreundinnen da sind. Wir hatten zwar schon über sie gesprochen, aber ich wusste nicht, dass es mehrere waren, mit denen er sich gedanklich auseinandersetzte. Das Gefühl, in seine Nähe zu kommen und zu merken, „Du bist grad der allerletzte Mensch, den er sehen will.“, war furchtbar. Ich lief wie gegen eine Eiswand. Das war der Tiefpunkt unserer Beziehung.

Wir saßen da und er schaute mich nicht an, sondern nur über meine Schulter, ob er jemanden sieht, der interessanter ist als ich. Das war so unangenehm. Unsere Beziehung war da eigentlich nachts um fünf beendet. Er erklärte ganz klar, warum es nicht ging. Plötzlich sagte er: „Wir treffen jetzt keine Entscheidung. Lass uns erst einmal eine Nacht darüber schlafen. Unsere Beziehung ist es wert, dass wir um sie kämpfen.“ Ich sagte, „Ich kann das nicht mehr, ich fahr nach Hause und breche für eine Zeitlang den Kontakt ab.” und fuhr nach Hause. Innerlich war ich aber bereit zu kämpfen, zu beten, dass sein Herz geheilt wird.

Constantin: Das war ein Wendepunkt. Ich sagte mir: „Diesmal wirfst Du die Flinte nicht ins Korn“. Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich echte Verlustängste, als ich die SMS bekam, „Ich bin jetzt erstmal weg.” Und zum ersten Mal machte ich nichts, saß zu Hause und wartete, dass sie wiederkommt. Sie kam Gott sei Dank auch wieder. Als sie kam, sagte sie: „Wir müssen nochmal ran an deine Verflossenen.” Das verstand ich nicht, denn ich dachte, mit der Lebensbeichte sei alles geklärt. Ich hatte verstanden, dass durch die Beichte Sünden vergeben sind. Neu war mir, dass die Konsequenzen, die sich aus der Sünde ergeben, nicht automatisch wegfallen. So war auch mein Herz nicht einfach geheilt. Also willigte ich ein, gemeinsam mit Isi im Gebet zu kämpfen. Es gibt da jemanden, dem es nicht gefällt, wenn Beziehungen gelingen.

Constantin im Augsburger Dom. Bild: Nicolas Schnall

Nacharbeit

Ich suchte mir einen geistlichen Begleiter. Er erklärte mir, dass sich starke seelische Bindungen bilden, wenn man miteinander schläft, dass man mit diesem Akt die höchste Stufe der Intimität eingeht, die man mit einem Menschen eingehen kann. Etwas, das in der Ehe, in der wunderbaren Schöpfung Gottes sehr sinnvoll ist: man wird ein Fleisch. Ich verstand, dass miteinander zu schlafen außerhalb der Ehe nicht nur nicht gut ist, sondern spürbare Konsequenzen hat.

Er gab mir ein relativ einfaches Gebet an die Hand: Man versetzt sich in die entsprechende Situation hinein – auch emotional – und bittet die betroffene Person um Vergebung, auch wenn sie einem nicht tatsächlich gegenüber sitzt. Ebenso spricht man auch selbst Vergebung aus und löst im Geist diese Verbindung. Das mag sehr technisch klingen, bewirkt aber sehr viel. In dem Prozess merkte ich, wie Muster von mir abfielen, wie ich einen anderen Blick auf Isi bekam. Ich war ermutigt weiterzumachen, obwohl es eine ganze Weile dauerte, bis ich meine Liste durchhatte.

Isi: Parallel erlebte ich Folgendes: Ich wachte nachts auf mit dem Gedanken, ich solle für jede Frau, mit der er geschlafen hatte, einen Rosenkranz beten. Ich dachte: „Nee Gott, da hört’s echt auf!” Zum einen mochte ich Rosenkranzbeten nicht besonders, zum anderen fragte ich mich, was das mit mir zu tun hatte. Am nächsten Morgen wachte ich auf und wusste, ich soll das machen. Ich wusste keine Namen und Details, ich wusste nur eine Zahl. Ich fing einfach an. Diese Zeit empfand ich als extremen Kampf, weil ich bei jedem Rosenkranz mit inneren Bildern bombardiert wurde, die mich fix und fertig machten. Ich sah mich nach München zurückkommen und ihn mit einer anderen Frau da liegen usw. Es war sehr anstrengend und emotional so belastend für mich, dass ich zwischendurch sagte, „Gott, ich kann das nicht“.

Nach einer Zeit wurde es plötzlich leichter. Ich merkte, dass ich das tun musste, denn durch unsere Beziehung hatte nun jede einzelne dieser Frauen auch etwas mit mir zu tun. Dessen waren wir uns vorher nicht bewusst gewesen. Ich musste im Grunde jeder einzelnen, aber vor allem Constantin für jede einzelne vergeben. Das war der Punkt, an dem wir nach vorne gegangen sind, um diese Bindungen nicht alle mitzunehmen in unserer Beziehung und in unsere Ehe. Das bewegt mich bis heute am meisten, weil ich physisch erlebt habe, was das ausmacht, weil ich das bis heute in meiner Umgebung erlebe, dass Beziehungen scheitern oder nicht zustande kommen, weil sie um diese Bindungen nicht wissen, weil sie diesen Aspekt nicht kennen. Ein Aspekt, der in unserer Gesellschaft, aber auch in der Verkündigung unbenannt bleibt. Diesen Weg zu gehen, hat sehr viel mit uns gemacht.

Denen, die Gott lieben …

Constantin: Kurze Zeit später fragte ich Isi, ob sie meine Frau werden will. Jetzt war ich sicher, dass ich den Rest meines Lebens mit ihr verbringen wollte. Und ich verstand Gottes geniale Pläne immer besser. Nachdem ich mir viel hatte zuschulden kommen lassen, hätte ich – rein weltlich gesehen – keine sehr hohen Ansprüche an eine künftige Ehefrau stellen dürfen. Eher von Glück reden, dass mich überhaupt noch eine nimmt.

Jedoch ist Gottes Blick ganz anders. Er sagt, „dass denen, die Gott lieben, alles zum Guten gereicht.“ Deshalb hat er mir die wundervollste Ehefrau zur Seite gestellt, die man sich vorstellen kann. Und durch sein Blut reingewaschen durfte auch ich in weiß vor den Altar treten. Ist das nicht genial? Damit nicht genug. Wir kamen aus den Flitterwochen zurück und waren schwanger! Eine Riesenfreude. Nie hätte ich zu hoffen gewagt, dass sich der sehnliche Wunsch nach Kindern so schnell erfüllen würde. Gott trägt uns unsere Verfehlungen nicht nach, sondern er sagt, wenn du dich zu mir wendest, dann gebe ich dir, was du willst. Halleluja!

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