Inside Basical · Interview

No.2: Durch das Basical zum Lifestyle Jüngerschaft

Die ersten Monate im Basical sind vorüber. Aus den sieben Bewohnern ist längst eine Gemeinschaft geworden, die sich neben den praktischen Herausforderungen im Alltag auch mit den großen Fragen des Lebens und des Glaubens beschäftigt. In der Jüngerschaftswoche haben die Basicals anhand des Buchs „Lifestyle Jüngerschaft“ die Grundlagen ihres christlichen Lebens besprochen. Wir haben mit Vroni und Moritz über ihr Leben als Jünger gesprochen und sie gefragt, was Jüngerschaft mit Freundschaft zu tun hat.

von Jonathan Huber · 15.03.2021

Basicals im Seminarraum
In der Jüngerschaftswoche beschäftigten sich die Basicals mit einem Leben als Jünger Jesu. Credo hat Vroni und Moritz (jeweils links in der Reihe) dazu befragt. (Foto: Basical)

Credo: Ihr habt in der Seminarwoche das Buch „Lifestyle Jüngerschaft“ besprochen. Warum wollt ihr die Jüngerschaft zu eurem Lifestyle machen?

Vroni: Jeder Mensch stellt sich in verschiedenen Lebensetappen immer wieder neue Lebensfragen: Wer bin ich? Woher komme ich? Bin ich gut genug? Wozu das alles? Wir versuchen oft, uns die Antwort darauf selbst zu geben. Oder wir lassen uns von unserem Umfeld beeinflussen. Doch ich bin fest davon überzeugt, dass Jesus derjenige sein will, der das Steuer auf meiner Reise durch diese Welt übernehmen will – inmitten von Stürmen, Verzweiflung, Ruhephasen und Glücksmomenten. So wie die zwölf Jünger Jesus auf Schritt und Tritt gefolgt sind, will auch ich meinen Weg ganz in die Hände Gottes legen. Ich will ihm bedingungslos nachfolgen, damit ich das Schöne, Wahre und Gute in dieser Welt erkenne. Nachfolge geht immer mit Vertrauen einher. Indem ich die Begegnung mit Gott in meinem Leben wage, wird jedes Wagnis zu etwas Vollkommenem. So mache ich die Jüngerschaft zu meinem persönlichen Lifestyle. Jesus hat mein Leben definitiv zum Positiven verändert.

Credo: Bedingungslose Nachfolge – das klingt nach einer weitreichenden Entscheidung. Warum genügt es euch nicht, „einfach katholisch“ zu sein?

Moritz: Die Formulierung „einfach katholisch“ suggeriert, dass der persönliche Glaube etwas in sich Abgeschlossenes ohne Weiterentwicklung ist. Er kann zwar hin und wieder kurzzeitig an die Wasseroberfläche sprudeln, zum Beispiel durch kirchliche „Events“ wie Erstkommunionfeiern oder Firmungen in der Verwandtschaft. Doch an sich hat er mit dem eigenen Leben nichts zu tun. Mir geht es beim Katholisch-Sein nicht darum, allen Leuten zu gefallen, sondern aus dem Wissen zu leben, von Gott gekannt und angenommen zu sein. Wenn Gott mich annimmt, wie ich bin, kann ich auch selbst meine Identität annehmen. Laut dem Buch „Lifestyle Jüngerschaft“ bildet das die Grundlage für die drei weiteren Grundbedürfnisse: Zugehörigkeit, Bestätigung und Bestimmung. Durch das Wirken Gottes schütze ich mich so vor Selbstablehnung oder -überschätzung. Gott ist in diesem Sinne wie ein Archäologe, der in meinem Herzen die Talente und Schwächen freilegt. Ich kröne mein persönliches Leben, indem ich das stetige Dazulernen als sein „Lehrling“ zu meiner Lebensaufgabe mache. So wird Gott zum Ankerpunkt meines Lebens.

Basicals Vroni und Moritz auf einem Berg
Vroni und Moritz wohnen seit Oktober 2020 im Basical. (Foto: privat)

Credo: Würdet ihr sagen, ihr seid als Jünger mit Jesus befreundet? Wie bringt Ihr Freundschaft und Nachfolge zusammen?

Moritz: Freundschaft und Nachfolge schließen einander nicht aus. Wenn ich die biblischen und historischen Texte zum Leben, Sterben und Auferstehen Jesu lese, kann das ein erster Schritt sein, um emotional Zugang zu ihm zu finden. Doch in der Regel ist das ein rein rationaler Prozess. Und genau hier setzen persönliche Freundschaft und persönlicher Glaube ein. „Zu Gott und in den Himmel gibt es so viele Wege, wie es Menschen gibt“, hat der emeritierte Papst Benedikt XVI. gesagt. Dementsprechend kann aber auch nur der Glaube fassen, was die Vernunft zu greifen versucht. Wenn wir Schmerz, Trauer, Eifersucht und Einsamkeit spüren, leidet Gott mit uns. Er lässt sich von uns sogar das Herz brechen, um uns in den Aufbruch, die Wagnis und die Liebe zu führen. So will er uns wahre Freiheit, Glück und Erfüllung schenken. In „Lifestyle Jüngerschaft“ heißt es treffend dazu: Der uns bedingungslos liebende Gott „will, dass wir als seine Königskinder strahlen. […] Nicht egoistische Motivation, sondern selbstlose Liebe und frei gewählte Hingabe sind der Schlüssel.“

Credo: Welche Rolle spielen eure irdischen Freundschaften im Leben als Jünger Jesu?

Vroni: In den letzten Monaten durfte ich eine schöne gemeinschaftliche Atmosphäre im Basical erfahren, die mich sowohl bei Lachflashs als auch in emotional herausfordernden Momenten begleitet hat. Aber auch in meinen atheistisch geprägten Freundeskreisen finde ich Halt und werde auf meinem persönlichen Lebensweg gestärkt. Durch dick und dünn geht es aber nicht nur bei meinen irdischen Freundschaften, sondern und vor allem und gerade in meiner Beziehung mit Jesus, die auf gegenseitigem Vertrauen und Kommunikation aufbaut.

 

Literaturhinweis: „Lifestyle Jüngerschaft“ von Patrick Knittelfelder und Bernadette Lang ist 2020 im Verlag SCM Hänssler erschienen. Mehr Infos unter lifestyle-juengerschaft.com.