Thema · Interview mit Marco Pfeffer (BDKJ Ingolstadt)
Eine Kapelle als Glaubenszeugnis
von Samuel Bittner · 10.12.2025
Credo: Marco, wie hast du es trotz dieser traumatischen Erfahrung geschafft, nicht an Gott zu verzweifeln?
Marco Pfeffer: Für mich war Gott in dieser Zeit nicht der Verursacher des Leids, sondern die unsichtbare Hand, die mich gehalten hat, als ich drohte, alles zu verlieren. Die Verzweiflung war da, ja, aber sie richtete sich nie gegen Gott. Paradoxerweise war die traumatische Erfahrung des Unfalls aber auch der Moment, in dem ich die Kraft des Glaubens am stärksten gespürt habe.
Mir hat das Vertrauen geholfen, dass mein Leben einen tieferen Sinn hat, auch wenn ich ihn damals nicht sehen konnte. Der Glaube hat mir die Perspektive geschenkt, dass selbst aus einer solchen Katastrophe etwas Gutes entstehen kann.
Credo: Die Kapelle im Garten deiner Eltern ist ein sichtbares Zeichen deines Bekenntnisses zu Christus. Wie reagieren die Menschen in deinem Umfeld und deine Nachbarn darauf?
Marco: Die Kapelle in Gerolfing, die meine Eltern 2006 auf meinen Wunsch hin gebaut haben und die ich 2017 nach meiner Heilung habe renovieren lassen, ist ein Ausdruck dafür, wie ich diese Lebenskrise mit Gottes Hilfe und der Unterstützung meiner Familie in etwas Positives verwandelt habe. Viele Menschen in meinem Umfeld, einschließlich der örtlichen Kirchengemeinde und des damaligen Pfarrers Wolfgang Hörl, haben den Bau damals positiv aufgenommen. Im Jahr 2010 wurde sie offiziell geweiht.
Interessanterweise wird dieses äußere Bekenntnis auch von Nichtchristen sehr offen wahrgenommen. Die Skepsis gegenüber der Institution Kirche hält sich in diesen persönlichen Begegnungen in Grenzen. Die Menschen sehen oft mehr die persönliche Geschichte und die positive Wandlung dahinter als eine institutionelle Botschaft.
Credo: Du bekennst dich auf Instagram offen zu Jesus Christus. Was wünschst du dir, dass deine Follower aus deinen Beiträgen mitnehmen?
Marco: Oft werde ich gefragt, was mich antreibt, meinen Glauben an Jesus Christus so offen auf Instagram zu teilen. Die Antwort ist vielschichtig, aber im Kern geht es um zwei Dinge: Ästhetik und Authentizität.
Einerseits glaube ich fest daran, dass wir unseren Glauben ansprechend gestalten müssen – nicht, um oberflächlich zu sein, sondern um die innewohnende Schönheit der Kirche und die Größe Gottes widerzuspiegeln. Es geht darum, in der realen oder digitalen Welt Räume zu schaffen, die inspirieren und zum Verweilen einladen. Wenn ich Bilder teile, die diese Schönheit einfangen, möchte ich zeigen, dass Glaube und Ästhetik perfekt zusammenpassen.
Andererseits möchte ich auf Instagram zeigen, dass es selbst in schwierigen Zeiten Hoffnung gibt und der Glaube eine Kraftquelle sein kann. Es ist wichtig, den Glauben authentisch zu leben und auch Verletzlichkeit zu zeigen. Ich möchte meine Follower ermutigen, ihre eigenen Fragen zu stellen und sich auf die Suche nach dem Gott zu machen, der jeden Menschen bedingungslos liebt.
Credo: Du engagierst dich im „BDKJ“ (Bund Deutscher Katholischer Jugend). Was möchtest du konkret verändern?
Marco: Mein Engagement im BDKJ ist für mich eine Herzensangelegenheit, weil es die perfekte Schnittstelle zwischen meinem Glauben und gesellschaftlichem Engagement darstellt. Zudem bietet es mir die Möglichkeit, wirklich etwas zu bewegen.
Wir wollen als BDKJ nicht nur ein Teil der Kirche sein, sondern das kirchliche Leben aktiv mitgestalten. Mein Ziel ist es, dazu beizutragen, dass die Kirche ein zeitgemäßer, moderner und vor allem offener Ort wird, an dem sich junge Menschen mit ihren Fragen, Ideen und Zweifeln willkommen fühlen.
Außerdem vertritt der BDKJ die Anliegen junger Menschen gegenüber Politik und Gesellschaft. Ich sehe meine Rolle darin, eine Stimme für junge Menschen zu sein und sicherzustellen, dass ihre Perspektiven nicht nur gehört, sondern auch ernst genommen werden.
Was dieses Engagement besonders macht, ist die fantastische Gemeinschaft im BDKJ-Dekanat Ingolstadt. Die Freude, die wir bei der gemeinsamen Arbeit erleben, und der starke Zusammenhalt sind unbezahlbar und geben mir die Energie, diese Ziele mit voller Kraft zu verfolgen.
Credo: Aktuell erleben wir, wie die Volkskirche zunehmend an Bedeutung verliert. Wie stellst du dir eine im Glauben erneuerte Kirche vor?
Marco: Die traditionelle Volkskirche mag an den Rändern bröckeln, aber ich glaube fest daran, dass die Kirche als Gemeinschaft der Gläubigen lebendig ist und eine immense Kraft besitzt. Genau hier setzt meine Vision an: Als angehender Gemeindereferent möchte ich diese Erneuerung aktiv mitgestalten.
Für mich muss eine erneuerte Kirche ein Ort sein, an dem jeder Mensch so sein kann, wie er ist – mit all seinen Stärken, Schwächen, Zweifeln und seiner ganz persönlichen Lebensgeschichte. Es geht darum, Barrieren abzubauen und eine echte Willkommenskultur zu leben.
Wir müssen als Kirche wieder mutiger werden und dorthin gehen, wo die Menschen sind, statt zu erwarten, dass sie den Weg zu uns finden. Wenn wir uns auf das Wesentliche besinnen, die bedingungslose Liebe Gottes erfahrbar machen und einen sicheren Hafen in einer oft unsicheren Welt bieten, dann wird die Kirche auch für Nichtchristen in der Zukunft eine echte Option sein.