Vor Ort · In der Jugendarbeit

„Nur beten“ vs. „nur feiern“ – nur Vorurteile?

Jugendarbeit ist nicht gleich Jugendarbeit im Bistum Augsburg. Während die katholischen Verbände (KLJB, Kolping, u.a.) unter dem Dach des BDKJ agieren, sind die geistlichen Gemeinschaften (z.B. Jugend 2000, Schönstatt) im Bischöflichen Jugendamt angesiedelt. Statt untereinander Kontakt zu halten, wird eher mit Vorurteilen um sich geworfen. Ein Zustand, den Gemeindereferent Tobias Aurbacher (KLJB) ändern wollte. Gemeinsam mit Leitern anderer Verbände und Gemeinschaften hat er das Begegnungswochenende „Meet and Greet“ ins Leben gerufen. Credo hat mit ihm in diesem Zusammenhang über das Thema „Einheit“ gesprochen.

von Simone Zwikirsch · 18.03.2024

Gemeindereferent Tobias Aurbacher, Mitinitiator des „Meet and Greet“ hatte genug von Vorurteilen in der Jugendarbeit. Foto: Martina Kaiser

Credo: Das Begegnungswochenende „Meet and Greet“ der Jugendverbände und geistlichen Gemeinschaften im Bistum Augsburg liegt ja schon ein paar Tage zurück. Wie war die Stimmung und was ist dein Fazit hinsichtlich des Themas „Einheit“?

Die Stimmung war sehr gut und total entspannt. Wir waren insgesamt zu zehnt – genau richtig, um sich gut kennenlernen zu können. Gemeinsam verbrachten wir ein halbes Wochenende im Jugendhaus Waldmühle. Auch wenn „Einheit“ als Wort nicht großartig gefallen ist, waren wir als junge Katholikinnen und Katholiken gemeinsam auf dem Weg und haben gespürt, dass uns eigentlich sehr viel verbindet. Wir wollen unser Leben meistern, eine gute Zeit hier auf der Erde haben und unser Christsein ausleben – in unseren jeweiligen Jugendverbänden und -gruppierungen. Es hat uns bereichert, die Personen an sich, aber auch deren Sichtweisen kennenzulernen.

Credo: Ausgangspunkt sind ganz unterschiedliche Konzepte und Herangehensweisen an die kirchliche Jugendarbeit. Das kann bisweilen auch zu Uneinigkeit und Vorurteilen führen. Ist das ein Problem innerhalb der katholischen Kirche?

Ich finde es grundsätzlich schade, wenn man vorurteilbehaftet ist. Manchmal sind diese Vorurteile einfach sehr unbegründet und man macht es sich zu einfach. So als suche man eine Ausrede, um sich mit den Menschen aus anderen geistlichen Richtungen nicht auseinandersetzen zu müssen. Aber ich habe die Erfahrung gemacht, wenn man sich Zeit nimmt, nachfragt und ins Gespräch kommt, ist das sehr wertvoll. Man kann meistens auch etwas für sich selbst mitnehmen und seinen eigenen Horizont erweitern. Das ist ja auch in der heutigen Gesellschaft unglaublich wichtig. Und ich würde mir wünschen, dass man offen bleibt für andere und neue Leute nicht sofort in eine Schublade reinsteckt.

Credo: Zurück zum Begegnungswochenende. Welche Vorurteile und „heiße Eisen“ kamen denn konkret auf den Tisch?

Wir sind tatsächlich recht vorurteilsfrei in das Wochenende reingegangen. Es ging uns auch gar nicht darum, auf heiße Eisen einzusteigen, sondern wir wollten vielmehr das Verbindende suchen. Trotzdem gibt es da so ein Vorurteil, sowohl bei den Jugendverbänden als auch den Gemeinschaften, welches schon mehrere Jahre immer im Raum schwebt. Auf der einen Seite die Jugend 2000, von denen es heißt, dass sie ihren Glauben sehr abgehoben lebten, recht charismatisch seien und immer nur Lobpreis machen würden. Und auf der anderen Seite die Landjugend, denen oft unterstellt wird, der Glaube sei nur zweitranging und es ginge nur darum, für gesellige Aktivitäten zusammenzukommen. Beide Gruppierungen waren beim „Meet and Greet“ vertreten und man konnte die Menschen dahinter kennenlernen. Und Überraschung – alles ganz normale Leute, die in besonderer Form ihr Leben als Christen ausleben. Das Wochenende war total gut, um in einer entspannten Atmosphäre herauszufinden, was und vor allem wer hinter den unterschiedlichen Gruppierungen steckt, wie diese grundsätzlich so ticken und mit welchen Schwerpunkten sie arbeiten.

Beim Begegnungswochenende kamen Vertreter von Schönstatt, KPE, Jugend 2000, KLJB, BDKJ, Kolpingjugend miteinander ins Gespräch. Fotos: privat

Credo: So wie du das schilderst, scheint das ja für alle im Bistum so zu passen. Was ist denn das Ziel des Begegnungswochenendes? Oder anders gefragt. Inwieweit braucht’s da überhaupt Einheit?

Natürlich darf es im Bistum verschiedene Gruppierungen geben, die ihre Jugendarbeit und ihren Glauben anhand bestimmter Veranstaltungen unterschiedlich ausleben. Das soll auch so sein, denn das macht unsere Kirche bunt und attraktiv. Aber ich wünsche mir zudem eine Offenheit, dass Leute auch mal bei den Veranstaltungen der anderen teilnehmen oder man einfach nicht so genau darauf achtet, wen man jetzt wo einsortiert. Im Vordergrund stehen doch wir als junge Christen, die alle auf der Suche nach Gott sind.
Meine Vision wäre schon, dass BDKJ und BJA, diese beiden Säulen der Jugendarbeit im Bistum Augsburg, noch enger zusammenarbeiten und kein so Nebeneinander existiert. Zum Beispiel fände ich es schön, wenn verschiedene Leute aus verschiedenen Gruppierungen gemeinsam an bestimmten Veranstaltungen teilnehmen. Zum Beispiel beim Weltjugendtag.

Credo: Was konkret würdest du dir zum Beispiel für die nächste Weltjugendtagsfahrt des Bistums wünschen?

Toll wäre, wenn wir als junge Menschen in der Kirche gemeinsam unterwegs sind. Dass es nicht so wirkt, als wären dort nur Jugendliche aus der Jugend 2000, sondern alle vertreten sind und sich innerhalb der Pilgergruppe vermischen. Denn wir jungen Menschen, die wir kirchlich engagiert sind und unseren Glauben aktiv leben, werden immer weniger. Da sollten wir im Bistum schon mehr zusammenhalten und offen füreinander sein. Möglichst viel Interesse und Offenheit schaffen ist letztlich auch das, was wir uns als Früchte des „Meet and Greet“ erhoffen. Das in unsere Jugendarbeit hineinzutragen, haben wir als unser gemeinsames Ziel definiert.

Credo: Vielen Dank für das Gespräch, lieber Tobias.