Vor Ort · Mädchengemeinschaft „Der Neue Weg"

Weil ich ’n Mädchen bin

Seit gestern läuft auf Instagram die Mädelswoche der Mädchengemeinschaft „Der Neue Weg“ und der Jugendstelle Weißenhorn. Mädels und junge Frauen dürfen sich während dieser Woche auf ein cooles Onlineprogramm mit Input, Kreativ-Tutorials und Austausch freuen – und das Leben als Mädchen mal so richtig abfeiern. Wir haben mit Nadine Steiner vom „Neuen Weg“ über das Motto der Woche, die Gemeinschaft und andere Mädelsthemen gesprochen.

von Simone Zwikirsch · 27.04.2020

Nur für Mädchen: Die Gemeinschaft "Der Neue Weg"
Das Leben als Mädchen mal so richtig feiern - das geht diese Woche bei der Mädelswoche auf Instagram. (Foto: Der Neue Weg)

Credo: Nadine, eure Mädelswoche steht unter dem Motto „BeYOUtiful“. Ich nehme an es geht um Schönheit?

Nadine Steiner: Genau. Wir wollten etwas zum Thema Schönheit machen. Aber eben mit der Message, dass das wichtigste dabei ja nicht ist, äußerlich schön zu sein, sondern dass du echt bist – also: Be You: Sei du selbst! Denn du bist geliebt und wundervoll. Und dazu musst du nicht perfekt sein.

Credo: Ihr bringt dabei auch Gott ins Spiel. Inwiefern ist Schönheit auch ein Glaubensthema?

Nadine Steiner: Gott hat ganz viele Dinge wunderschön geschaffen. Das fängt bei der Natur und all seinen Geschöpfen an. Und ich glaube, dass er auch in den Menschen ganz viel hineingelegt hat, das schön ist. Wir lesen davon auch in der Bibel, zum Beispiel in Psalm 139 heißt:

„Du selbst hast mein Innerstes geschaffen, hast mich gewoben im Schoß meiner Mutter. Ich danke dir, dass ich so staunenswert und wunderbar gestaltet bin.“
Psalm 139, 13.14

Gott hat ganz viel Schönheit in uns hineingelegt, die wir entdecken können. Wenn wir das ausstrahlen, was in uns steckt, wirken wir auch auf andere Menschen schön. Diese innere Schönheit raus zu kitzeln ist aber immer wieder eine Herausforderung. Es gehört eine innere Haltung von Dankbarkeit dazu, die uns nach außen strahlen lässt.

Credo: Um die Mädels bei diesem Schritt zu unterstützen, habt ihr ein Programm mit Kreativ-Tutorials und thematischen Inputs vorbereitet. Ihr gebt aber auch Beauty-Tipps. Feministinnen würden bei diesem Programmpunkt vehement widersprechen und wahrscheinlich schreiend davonlaufen. Wie seht ihr das?

Nadine Steiner: Wir wollen nicht das Bild vermitteln, dass Mädels sich schminken oder besonders kleiden müssen, um schön zu sein. Darum haben wir uns auch bewusst gegen Make-Up Tutorials entschieden.  Als „Beauty-Tipp“ ist eine selbstgemachte Gesichtsmaske geplant. Der Gedanke dahinter ist aber eher, sich selbst etwas Gutes und Wohltuendes zu tun. Außerdem wird es am 1. Mai ein Tutorial geben, bei dem es darum geht, die Haare schön zu flechten und die Frisur mit einer Blume zu schmücken – für die Muttergottes Maria. Auch hier ist nicht das Ziel, die Allerschönste zu sein, sondern sein Äußeres dem Feiertag entsprechend zu gestalten.

Mädelswoche auf Instagram
BeYOUtiful - schön sein und gleichzeitig sich selbst treu bleiben - ist das Motto der Mädelswoche.

Credo: Du bist auch Leiterin der Mädchengemeinschaft „Der Neue Weg“. Welchen Stellenwert nehmen dort diese typischen Mädelsthemen ein?

Nadine Steiner: Schönheit ist ja immer ein gängiges Thema bei Mädels und spielt natürlich auch im „Neuen Weg“ eine wichtige Rolle. Die Mädels flechten sich zum Beispiel gegenseitig die Haare oder reden über aktuelle Styles. Was gefällt mir? Was kann ich anziehen? Was passt gut zu mir und was nicht? – Klar wird darüber gesprochen. Diesen Austausch halte ich aber auch für wichtig und gut, weil es da um eine große Wertschätzung und Bestärkung untereinander geht.

Mädchen drücken ihren Glauben oft auf kreative Weise aus.
Austausch über Glaubensfragen, Kreativität und Freizeitgestaltung sind feste Bestandteile im "Neuen Weg". (Fotos: Der Neue Weg)
Freizeitfahrt nach Dänemark

Credo: Was sind weitere Schwerpunkte beim „Neuen Weg“?

Nadine Steiner: Der Neue Weg ist ein Ort, wo die Mädels Fragen stellen können, wo sie gut begleitet sind und auch mit Glaubensfragen kommen können. Häufig geht es um die Frage, wie man Christsein und Glaube in den unterschiedlichsten Situationen konkret leben und Zeugnis geben kann. Bei uns werden christliche Botschaften oft sehr lebensnah und lebendig. Und natürlich geht es auch hin und wieder um Jungs.

Credo: „Jungs“ ist ein gutes Stichwort! Es gibt ja mit dem „Offenen Seminar“ auch eine reine Jungengemeinschaft. Wozu diese Geschlechtertrennung?

Nadine Steiner:  Zunächst einmal schaffen wir im „Neuen Weg“ einen geschützten Raum. Für Mädels ist zum Beispiel die Selbstwertfrage eine ganz wichtige. Ich erlebe es immer wieder, dass ganz schüchterne Mädchen zu uns kommen, die dann aufbrechen und im Glauben etwas vorfinden, was sie stützt. In der Gemeinschaft werden sie von den anderen Mädels so angenommen, wie sie sind und trauen sich immer mehr, sich zu öffnen und Fragen zu stellen. Es entstehen oft ganz tiefe Freundschaften, die über viele Jahre halten, im Glauben getragen und im Gebet miteinander verbunden sind.

Credo: Leben Mädels und junge Frauen Spiritualität anders als Jungs?

Nadine Steiner:  Ich denke, Frauen gehen emotionaler an den Glauben ran als Jungs. Sie drücken sich emotionaler und kreativer aus. Gerade, wenn es darum geht, ein Gebet zu sprechen. Mädels hinterfragen auch ganz andere Dinge, wenn es um die Umsetzung des Glaubens im Alltag geht. Sie machen sich zum Beispiel viel mehr Gedanken darüber, welche Kleidung sie tragen können. Ob das Oberteil oder die Shorts nicht zu kurz sind, ob sie nicht zu viel von ihrem Körper preisgeben. Jungs nehmen halt das oberste T-Shirt und die oberste Hose vom Stapel, während Mädels da viel mehr drüber nachdenken.

Nadine Steiner, Leitung "Neuer Weg"
Nadine Steiner (31) ist Pastoralreferentin und leitet die Mädchengemeinschaft „Der Neue Weg" im Bistum Augsburg. (Foto: Martina Kaiser)

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