Vor Ort · Zwischen Risiko und Kindheitstraum

Verbindlichkeit „… bis dass der Tod uns scheidet“

Wohl kaum ein anderes Fest wird heutzutage so groß geplant und gefeiert wie die Hochzeit. Viele Menschen sehnen sich (scheinbar) nach einer andauernden Beziehung, obwohl Unverbindlichkeit und Bindungsangst in unserer Gesellschaft weit verbreitet sind. Auch in meinem Leben habe ich diese Spannung erfahren und nach einem Umgang damit gesucht.

von Verena T. · 16.11.2023

Junges Ehepaar beim Auszug aus der Kirche.
Das junge, glückliche Ehepaar nach der Trauung. Bild: STAUNENSWERT Fotografie.

Als kleines Mädchen träumte ich zusammen mit meinen Freundinnen und Schwestern von unseren Hochzeiten und davon, später einmal eine Familie zu gründen. Wir spielten unzählige Stunden Familie und wenn man mich fragte, was ich später einmal werden wolle, antwortete ich: Mama.

Beziehungen: Nur eine Quelle der Verletzung?

Mit 14 Jahren trennten sich, für mich völlig überraschend, meine Eltern aufgrund einer neuen Beziehung meines Vaters. Für mich brach eine Welt zusammen, da ich trotz der Schwierigkeiten in der Ehe meiner Eltern fest davon überzeugt war, dass sie sich niemals trennen würden. Eine schleichende Reaktion darauf war, dass sich meine Sicht auf Ehe und Beziehungen veränderte.

Nachdem ich zusätzlich viele Trennungen und Scheidungen in meinem Umfeld miterlebte und während meiner Jugendzeit selbst Erfahrungen mit Trennung und unguten Beziehungen gemacht hatte, wollte ich nicht mehr heiraten. Weshalb? Aus Angst heraus. Ich dachte mir: Weshalb heiraten, wenn Beziehungen sowieso oftmals nicht halten und dann zu großem Schmerz und Verlust führen? Ich hatte Angst, verletzt zu werden oder andere Menschen zu verletzen. Und ich kannte kaum Ehepaare, bei denen ich das Gefühl hatte, Ehe sei etwas Schönes, Erstrebenswertes, so wie ich es mir als Kind vorgestellt hatte.

Der Wendepunkt und christliche Basics

Das änderte sich, als ich nach meinem Abitur ein langes Gespräch mit einem Christen während einer BlaBlaCar-Fahrt hatte. Er war frisch verheiratet und mich berührte es, wie liebevoll er über seine Frau sprach. Seine Ausstrahlung faszinierte mich und wie wichtig ihm der christliche Glaube war.

Aufgrund des Gesprächs wollte ich diesen Glauben besser kennenlernen und landete  auf Empfehlung meines Heimatpfarrers in einem christlichen Orientierungsjahr. Dort hatten wir vormittags Seminare zu verschiedenen Glaubensthemen und mit am meisten bewegten mich die Stunden zu Ehe und zur Theologie des Leibes.

Mir wurde bewusst, dass es keinen besseren Weg für eine gelingende Ehe geben kann, als mit Gott als Fundament, und die Sehnsucht nach einer solchen Ehe entwickelte sich. Während dieser Zeit lernte ich meinen heutigen Ehemann kennen. Auch er bekennt sich zum christlichen Glauben.

Frisch verheiratetes Paar, glücklich beim Tanzen, im Kreis von Freunden.
Verbindlichkeit kann Angst machen, stellt aber auch eine große Quelle der Freude dar.
Bild: (links) STAUNENSWERT Fotografie, (rechts) Tobias Epp Fotografie.
Junges Paar mit Wald und Natur im Hintergrund

Angst vor der großen Verbindlichkeit

Mit Ängsten in Bezug auf Bindung und Ehe hatte ich jedoch bis kurz vor der Hochzeit zu kämpfen, auch wenn sich einige im Laufe der Beziehung Gott sei Dank gemildert haben. Seit unserer Verlobung hatte ich Angst davor, die falsche Entscheidung zu treffen und später den großen Schritt zur Ehe zu bereuen. Ich war mir bewusst, dass die Angst unbegründet ist, da ich die Entscheidung zur Ehe gut geprüft hatte und sehr glücklich mit meinem Verlobten war. Trotzdem kam sie immer wieder hoch.

Mein Verlobter hingegen hatte von Anfang an keine Angst vor Verbindlichkeit. Ich konnte mit ihm nichts desto trotz offen über meine Ängste sprechen.

„Angst darf aufkommen und doch kann ich mit meinem Verstand entscheiden, ob sie berechtigt ist und wie viel Raum ich ihr geben möchte.“

Mir fiel auf, dass wenn ich die Angst im Gebet vor Gott hingelegt hatte, die Heilige Messe oder die Anbetungskapelle besucht hatte, die Angst wie weggewischt war und ich einen tiefen Frieden und Zuversicht spürte. Auch die Beichte half uns und wird uns sicherlich auch in der Ehe dabei helfen, immer wieder umzukehren, uns mit Gott und miteinander zu versöhnen und Ängsten keinen übermäßig großen Raum zu geben.

Zudem hat mir das Wissen geholfen, dass ich mehr bin als meine Gefühle. Angst darf aufkommen und doch kann ich mit meinem Verstand entscheiden, ob sie berechtigt ist und wie viel Raum ich ihr geben möchte. Und in meinem Tun kann ich mich dazu entscheiden, mich nicht von der Angst leiten zu lassen. Ich machte mir immer wieder bewusst, dass wenn wir wirklich an unserer Beziehung arbeiten, wir die Ehe auf Gott hin ausrichten, auf ihn vertrauen und ihn in unsere Mitte lassen, Gott Gelingen schenken wird.

Vertrauen in Gott

Vor wenigen Wochen haben wir unsere Hochzeit gefeiert. Für uns war es ein wunderschöner Tag und verheiratet zu sein fühlt sich, dem ersten Eindruck nach, frei und angekommen an. Ich staune immer wieder über die Schönheit und Größe der sakramentalen Ehe. Und ich weiß, dass sich das Ringen mit all den Ängsten gelohnt hat und weiterhin lohnen wird.