
Vor Ort · Der heilige Philipp Neri als Vorbild
Heiligkeit ist kein übermenschliches Ziel
von Felix Hartneck · 19.03.2025

Ich habe vor einiger Zeit vom heiligen Philipp gehört, weil er ein Freund meines Namenspatrons, des heiligen Felix von Cantalice, war. Als ich mich näher mit meinem Namenspatron beschäftigte, fand ich die gemeinsamen Geschichten über Philipp Neri besonders spannend. Dass er schon zu Lebzeiten als Heiliger verehrt wurde und dies durch Humor – ja, vielleicht sogar durch kleine Albernheiten – abzuwehren versuchte, beeindruckte mich.
In der Freude zum Glauben finden
Von seinen Biographen wird überliefert, dass Philipp Neri oft den Satz sagte: „Ein trauriger Heiliger ist ein schlechter Heiliger.“ Der heilige Philipp verstand es, Freude und Hoffnung aufzuzeigen. Dadurch ließ er die höchste Freude im Leben – nämlich Gott selbst – durchscheinen. Wenn mir das in meinem Leben gelingt, habe ich ein großes Ziel erreicht.
Ein Christ glaubt, dass er die größte Freude erreichen kann – den Himmel. Warum sollte er dann nicht auch auf Erden fröhlich sein? Denn in der Freude steckt so viel: Hoffnung, Liebe und der Glaube selbst. Wer würde jemandem Glauben schenken, der sagt, er sei erlöst, aber bedrückt durch die Welt geht? Durch Freude kann die Herrlichkeit Gottes in unser Leben und in unser Umfeld ausstrahlen. Die Freude des Glaubens ist für mich ein Weg zur Heiligkeit.
Humor überwindet Stolz
Was mich außerdem am heiligen Philipp Neri begeistert, ist seine Verbindung von Humor und tiefem Glauben. Ich versuche, wie er mein Glaubensleben mit Humor zu verbinden. Denn sich selbst nicht zu wichtig zu nehmen, hilft dabei, nicht stolz zu werden.
So wollte beispielsweise Papst Gregor XVI. den Heiligen Philipp Neri zum Kardinal erheben. Um dies zu verhindern, rasierte der Heilige Philipp sich den Bart halb ab und bekleidete sich mit alberner Kleidung. So zeigte er auf, dass er für wichtige Ämter ungeeignet sei und entging so der Kardinalswürde (vgl. Antonio Gallonio, Vita di San Filippo Neri).
Trotz all seines Humors war der heilige Philipp stets auf Christus ausgerichtet und hat versucht, andere für Christus zu begeistern. Das sehe auch ich als meine Aufgabe. Oft, wenn ich merke, dass es anderen nicht gut geht, versuche ich, sie mit Freude und Humor aufzuheitern und ihnen Hoffnung zu machen. Und wenn ich spüre, dass ich selbst in Gefahr bin, stolz zu werden, denke ich daran, wie der heilige Philipp mit falscher Ernsthaftigkeit und Stolz umgegangen ist: Er wollte den Stolz der Menschen nicht auf sich, sondern auf Gott lenken. Stolz, so denke ich, ist eines der größten Hindernisse auf dem Weg zur Heiligkeit.
Durch Philipp Neri wurde mir bewusst, dass Heiligkeit kein steifes, übermenschliches Ziel ist, sondern dass Heilige Menschen sind, die Gott so sehr in ihr Herz geschlossen haben, dass sie förmlich von seiner Herrlichkeit strahlen.
Such dir „deinen“ Heiligen
Ich kann nur empfehlen, sich selbst einen „passenden“ Heiligen zu suchen! Wer Heiligenbiographien liest, entdeckt oft erstaunliche Parallelen zu seinem eigenen Leben. Man denkt sich vielleicht: „Wow, so geht es mir doch auch gerade oder in solch einer Situation bin ich gerade auch!“
Denn die Heiligen sind in ihrer Heiligkeit gewachsen – sie hatten Herausforderungen, Schwierigkeiten und mussten Entscheidungen treffen, genau wie wir. Ihre Lebensgeschichten können uns dabei helfen, unseren eigenen Glaubensweg zu gehen, sie können uns inspirieren und begleiten.