Vor Ort · Zeugnis

Eine lange Nacht auf der Intensivstation

Für Carlas kleine Tochter wird eine Fehldiagnose binnen weniger Tage lebensbedrohlich. Schließlich geben die Ärzte das Kind auf. Carla fleht zu Gott um das Leben ihrer Tochter. Kann ihr Gebet etwas verändern?

von Carla Jasper · 16.06.2021

Maria Clara auf der Intensivstation. Bild: Privat.

An einem Sonntag im Juni 2019 waren wir als Familie bei einem Fest auf der Fazenda in Xanten. In der Nacht begann unsere damals zweijährige Tochter Maria Clara zu weinen und klagte über Bauchschmerzen. Wir versuchten sie zu beruhigen, aber das war nicht möglich. Tagsüber bekam sie ein wenig Fieber. Da wir am nächsten Tag zurückfahren wollten, empfahl uns eine Ärztin, die auch als Gast auf dem Fest war, das Mädchen im Krankenhaus vorzustellen. Das taten wir. Dort sagte man uns, dass es nur eine Magen-Darm-Grippe sei.

So fuhren wir am Montag beruhigt nach Hause. Die Reise verlief problemlos: Die fast 700 km überstanden wir gut. Zuhause angekommen klagte Maria Clara aber wieder über Bauchschmerzen und am folgenden Tag wurde es noch schlimmer: Sie wollt nichts mehr essen und das wenige Wasser, das sie getrunken hatte, konnte sie nicht bei sich behalten.

Trotz der harmlosen Diagnose des Arztes, war ich sehr verunsichert. Ich sah, wie sehr unsere Tochter litt. Am Dienstagabend besprach ich mit meinem Mann, sie am nächsten Morgen wieder ins Krankenhaus zu bringen. Ich dachte, man würde ihr dort eine Infusion geben, weil sie so schwach war und kaum Flüssigkeit zu sich genommen hatte. Dort stellten sie aber fest, dass Maria Clara wohl doch keine gewöhnliche Magen-Darm-Grippe hatte – es musste etwas Anderes sein! Die Kinderärztin rief den Chefarzt zu Hilfe.

Eine lebensgefährliche Fehldiagnose

Zu diesem Zeitpunkt reagierte Maria Clara kaum noch; sie war völlig apathisch. Der Arzt erklärte mir, dass unsere Tochter sehr krank sei und dass man sie in ein anderes Krankenhaus verlegen müsse, wo es einen Kinderanästhesisten gäbe. Ich war völlig verwirrt: Ich dachte sie würde eine Infusion bekommen und jetzt redeten auf einmal alle von Operation! Im nächsten Moment saßen wir im Krankenwagen und wurden mit Sirene und Blaulicht in das andere Krankenhaus gefahren. Mein Herz klopfte mindestens so laut, wie diese Sirene! Wegen einer falschen Diagnose schwebte mein Kind jetzt in Lebensgefahr!

Im anderen Krankenhaus wurde die richtige Diagnose gestellt: Blinddarmentzündung! Ihr Darm war bereits kollabiert, Blase, Magen und Nieren waren auch schon angegriffen, der Blinddarm schon vor ein paar Tagen geplatzt! Ich fühlte mich wie im falschen Film: Das Legen der Magensonde mitzuerleben, war nahezu unerträglich für mich. Maria Clara schrie und weinte nun und jede weitere Maßnahme, die sie an ihr vollzogen, setzte mir noch mehr zu. Dann folgten lange und bange Stunden des Wartens während der großen und komplizierten OP. Die Kinderchirurgin sagte, wenn Maria Clara diese Operation überleben sollte, sicherlich noch weitere nötig sein würden, da auch andere Organe bereits beschädigt waren.

Lange Nacht auf der Intensivstation

Ich stand unter Schock: Als Maria Clara endlich aus dem Operationssaal zurückgebracht wurde, konnte ich nicht weinen; ich war wie gelähmt. Es wurde eine sehr lange Nacht in der Intensivstation an ihrem Bett. Es schien ihr nicht besser zu gehen und am Morgen bestätigte mir der Arzt, dass meine Tochter in einem sehr kritischen Zustand sei: Ihre Organe hätten sich nicht erholt und alle Werte seien sehr schlecht. Jetzt kamen doch die ersten Tränen und ich konnte kaum mehr aufhören zu weinen. Der Arzt wollte wissen, ob ich noch Fragen hätte. Ganz vorsichtig fragte ich, ob Maria Clara leben würde. „Wir wissen es nicht – und wir dürfen keine falschen Hoffnungen machen.“, antwortete er.

Innerlich hatte ich das Bild von Maria unter dem Kreuz und in diesem Moment verstand ich die Bedeutung der Worte „und es wird ein Schwert durch deine Seele dringen“, ich spürte sie am eigenen Leibe. Am Bett meiner Tochter begann ich zu beten. Ich flehte zu Gott mein Kind zu heilen.

Ich blieb die ganze Zeit über bei meiner Tochter im Krankenhaus – mein Mann kam immer nachmittags dazu. Er musste seiner Arbeit auf der Fazenda nachgehen und sich um unseren dreijährigen Sohn kümmern. So verschickte ich immer wieder Kurznachrichten um ihn, unsere Gemeinschaft und auch meine Familie in Brasilien auf dem Laufenden zu halten. Die Leute fragten, ob sie meine Nachrichten weiterleiten dürften und versprachen ihr Gebet. So gelangten meine Nachrichten nach und nach in die ganze Welt. Und an jedem Ort, wo es eine Fazenda gibt, begannen die Menschen für Maria Clara zu beten: Die Gemeinschaften in Mexiko, Kenia und auf den Philippinen hielten rund um die Uhr Anbetung. Eine Gemeinschaft in Brasilien betete eintausend „Gegrüßet seist du Maria“ für die Genesung unserer Tochter.

Ärzte geben alles – Krankensalbung

In der Nacht von Donnerstag auf Freitag ging es Maria Clara immer schlechter. Die Krankenschwestern versuchten alles Mögliche, um ihr ein wenig Linderung zu verschaffen – aber alles blieb ohne Erfolg, sie konnten nichts tun! Ich rief meinem Mann an, um ihm zu sagen, dass es vielleicht zu Ende gehen würde. Wir entschieden uns, einen Priester zu bitten, ihr die Krankensalbung zu spenden.

Ich stellte mich vor Gott und sagte: „Wenn es dein Wille ist, werde ich nicht mehr dagegen ankämpfen. Aber wenn es noch Hoffnung gibt, dann lass es uns erfahren. Ich betete in ihr Ohr, ich sang und sagte ihr, wie stolz ich auf sie sei, dass sie eine Kämpferin sei, dass viele Menschen für sie beteten und dass alles gut werde.

Am nächsten Morgen kam der Arzt und teilte mir mit, dass die Zeit, in der sich eine Verbesserung hätte zeigen müssen nun abgelaufen sei. Ihre Organe hätten sich nicht erholt. Es gäbe keine Hoffnung mehr. An Maria Claras Bett stand eine Ikone der Muttergottes und in meinem Herzen hatte ich den Satz: „Für Gott ist nichts unmöglich!“ Der Priester unserer Gemeinschaft kam und spendete ihr die Krankensalbung und betete mit uns. Die Ärzte hatten alles getan, was in ihrer Macht stand und wir hatten auch getan, was uns möglich war. Und so vertrauten wir Maria Clara den Händen Gottes an.

Neues Leben

Noch am gleichen Tag geschah, was aus medizinischer Sicht nicht mehr möglich war! Plötzlich besserte sich ihr Zustand. In der Nacht begannen Nieren und Blase wieder zu arbeiten. Reflexartig entfernte Maria Clara selbst ihre Magensonde. Im Laufe des Samstags ging es ihr immer besser und am Sonntag konnte ich meine Tochter endlich wieder in meine Arme schließen. Das Leben unserer Tochter war uns neu geschenkt!

Die Ärzte, die unsere Tochter schon verloren geglaubt hatten, waren sprachlos und konnten es nicht fassen. Noch am Sonntag konnten wir auf die Normalstation verlegt werden. Nach drei weiteren Tagen zur Beobachtung durften wir voller Dankbarkeit und in der Gewissheit, dass Jesus auch heute noch Wunder tut das Krankenhaus verlassen. Fünf Tage später feierte Maria Clara ihren dritten Geburtstag.

Wenige Tage nachdem Maria Clara aus dem Krankenhaus entlassen wird, kann sie im Kreise ihrer Familie ihren dritten Geburtstag feiern. Bild: privat.

Anmerkung der Redaktion: Gebet, Gebetserhörungen etc. sind Glaubenssache. Es liegt im Ermessen der Gläubigen, Unerklärliches bzw. Unwahrscheinliches, das sie erleben, im Lichte des Glaubens zu deuten.