
Vor Ort · Sakramentenvorbereitung in der Familie
„Durch Vorleben werden die Sakramente vertraut“
von Raphael Schadt · 28.08.2020

Credo: Elisabeth, wie würdest du eure familiäre Glaubenspraxis (im Bezug auf die Sakramente) als Familie vor der Corona-Pandemie beschreiben?
Elisabeth: Als Eltern ist es uns wichtig, Gott in allen Lebenslagen miteinzubeziehen. Durch gemeinsame Gebetszeiten, gemeinsame Lobpreiszeiten mit Instrumenten, dem wöchentlichen Gottesdienstbesuch und mit dem Lesen in der Bibel erleben und kultivieren wir eine gewohnte Routine. Mein Mann und ich sehen uns in allen Dingen als wichtige Vorbilder für unsere Kinder. Wenn wir unseren Glauben vorleben, dann entwickeln unsere Kinder automatisch Interesse daran. Für uns persönlich ist die Eucharistie Quelle und Höhepunkt, aus der wir unsere Kraft schöpfen. Und bald kann auch unser erstes Kind die Kommunion empfangen.
Credo: Was hat sich durch die Corona-Pandemie für euch als Familie geändert. Wie sieht eure Glaubens-Praxis aktuell aus?
Elisabeth: Die Pandemie hat sich für uns vor allem auf die sonntäglichen Gottesdienstbesuche ausgewirkt, die nicht mehr möglich waren. Für mich und meinen Mann war das ein sehr großer Schmerz. Erst als uns die wöchentliche Kommunion nicht mehr zur Verfügung stand, fiel uns auf, wie wertvoll und auferbauend der Gottesdienst für uns ist und was für eine große Kraftquelle er für uns bedeutet. Diese Kraftquelle nicht mehr zu haben, war für uns sehr hart. Sonntags gestalteten wir unsere Vormittage daher mit Gottesdiensten per Liveübertragung für uns Erwachsene, aber auch für die Kinder. Es gab ja ein großes Angebot. Ihnen hat es sehr gefallen, z.B. den Palmsonntag so spielerisch neu zu entdecken. Zudem ist für uns in dieser schwierigen Situation das Gebet füreinander intensiver und häufiger geworden. Auch die Kinder haben sich noch mehr mit theologischen Fragen auseinandergesetzt, weil wir aufgrund der Situation ganz anders ins Gespräch gekommen sind und über neue Dinge anfingen zu diskutieren.
Credo: Ihr habt ja auch ein Kind, das dieses Jahr am Weißen Sonntag Erstkommunion gefeiert hätte. Wie sieht die Vorbereitung der Erstkommunion bei euch unter den Vorzeichen von Corona in der Gemeinde aus?
Elisabeth: Wir hatten das große Glück, dass die Kommunionsgruppenstunden schon im November 2019 anfingen. Somit konnte meine Tochter vor der Ausgangsbeschränkung schon 5 von 6 Stunden miterleben. In der letzten Stunde hätten die Kinder sich mit der Beichte auseinandergesetzt, was in unseren Augen ein sehr wichtiges Thema ist. Leider konnte diese letzte Stunde nicht wie geplant stattfinden und von der Gemeinde kamen keine weiteren Vorschläge, wie wir diese Stunde ersetzen könnten. Daher haben wir diese Vorbereitung übernommen.

Credo: Wie sah eure Vorbereitung auf die erste Beichte in der Familie aus?
Elisabeth: Meine Tochter hatte inzwischen ihre Erstbeichte. Eine große Hilfe bei der Vorbereitung war für uns der Youcat für Kinder. Zum Sakrament der Beichte ist auf ganz kindliche Weise beschrieben, was Sünde ist und was genau in der Beichte damit passiert. Gemeinsam mit meiner Tochter unterhielten wir uns darüber und auch darüber, warum es wichtig ist, die Sünde laut vor einem Priester, dem Stellvertreter Christi, auszusprechen. Anhand der 10 Gebote, die sie in der Schule gelernt hat, konnten wir herausfiltern, was uns von Gott trennt und wie diese Trennung wieder geheilt werden kann.
Vor der Beichte war sie sehr nervös, aber danach fühlte sie sich erleichtert und als ob sie fliegen könnte. Es war wunderschön, ihr Strahlen zu sehen und wie sie sich durch den Erlass ihrer Sünden positiv verändert hat.
Credo: Wie erklärst du deiner Tochter die Eucharistie?
Elisabeth: Bei der Wandlung von Brot und Wein geschieht ein ganz großes Geheimnis, oder besser ein Wunder. Wir feiern in der Hl. Messe nicht nur den Tod und die Auferstehung Jesu, sondern wir tun auch das, was Jesus seinen Aposteln beim letzten Abendmahl aufgetragen hat, als er sagte: „Das ist mein Leib, das ist mein Blut. Tut dies zu meinem Gedächtnis.“ Wir glauben daran, dass durch die Worte des Priesters, der sozusagen Christus die Stimme leiht, tatsächlich Brot und Wein in Jesu Leib und Jesu Blut gewandelt werden. Es sieht noch aus wie Brot und Wein, aber es ist Jesus, den wir zu uns nehmen.
Wenn ich einen Menschen gern habe, möchte ich mit ihm zusammen sein und ich möchte ihn umarmen, um ihm ganz nah zu sein. Doch Jesus möchte mich nicht nur umarmen, sondern er gibt sich uns zur Speise. Er macht sich so klein wie ein Brot, damit wir ihn buchstäblich in uns aufnehmen und dadurch in ihm aufgehen können. Das ist ein wunderbares Geschenk der Liebe Gottes.
Credo: Was würdest du Eltern empfehlen, die ihre Kinder christlich bzw. katholisch erziehen wollen? – Gehen wir von ”normalen” Kirchgängern aus.
Elisabeth: Ich glaube, am wichtigsten ist es, selbst Vorbild zu sein. Durch Vorleben werden die Sakramente vertraut und zur Normalität. Es gehört quasi zum Familienleben dazu. Wenn die Kinder außerdem merken, dass uns die Sakramente verändern und erfüllen, werden sie meiner Meinung nach auch neugierig und wollen es auch selbst erleben. Hilfreich ist für uns auch der Youcat, der uns schon viele Fragen beantwortet hat. Meine Kinder lesen gerne selbst darin, weil alles so anschaulich und verständlich beschrieben ist.
Uns helfen zudem tägliche Rituale, um eine Kultur des Glaubens und des Gebets zu entwickeln, wie z.B.:
- Das Segnen jedes Familienmitgliedes vor dem Verlassen des Hauses
- Das (Dank-)Gebet vor jedem Essen
- Ebenso vor dem Schlafengehen. Wir ermutigen unsere Kinder zudem, mit freien Worten, Gott zu danken und ihm Bitten entgegenzubringen.
- Der fest eingeplante gemeinsame Gottesdienst am Sonntag
- Das Gebet für eine Person bei Krankheit, Ängsten, Unsicherheiten, vor Prüfungen, etc.. Gott hört jedes Gebet!
- Die selbstverständliche Integration des Dankgebetes in den Alltag. Z.B. „Danke für diese wundschöne Blume.“ oder „Danke Jesus, dass es mir in der Schulaufgabe gut ging.“