Auch wenn das Feuer nicht im Kamin, sondern nur auf der Leinwand des großen Saals im Haus Sankt Ulrich knisterte, tat dies der familiären Wohnzimmerstimmung keinen Abbruch. Wie ein Treffen mit alten Bekannten fühlte es sich an – und sowohl für Bertram Meier als auch für die zahlreichen Teilnehmer der Jugendwerkwoche war es das wohl auch. Spätestens als der baldige Bischof viele in der Runde mit Namen begrüßte und damit sein exzellentes Namens- und Personengedächtnis unter Beweis stellte, war das Eis gebrochen.
„Der Stallgeruch der Diözese Augsburg ist mein Aftershave“, las Bertram Meier passenderweise aus einem Lebenslauf vor, den die Organisatoren der Jugendwerkwoche für ihn geschrieben hatten. Amüsiert über diesen Vergleich begann er sofort, aus dem Nähkästchen seiner Kindheit zu plaudern. „Schon als kleines Kind habe ich mich in der Kirche wohlgefühlt, weil ich dort Jesus ganz nah sein konnte.“ Deshalb hätten sich die Urlaubspläne der Familie Meier auch immer nach dem Kauferinger Ministrantenplan richten müssen.
Geistliche Schätze und eine echte lebendige Jesusbeziehung
Sein Bischofsamt aus dieser Jesusfreundschaft heraus anzutreten und sie, bei der Menge an Terminen, auch beizubehalten, sei sein großer Wunsch. Was die ersten Amtshandlungen angeht, wolle Bertram Meier das fortführen, was Konrad Zdarsa begonnen hat und zunächst einmal auf das viele Positive schauen, was schon da ist. Besonders am Herzen liege ihm eine spirituelle geistliche Entwicklung und eine Hervorhebung „unserer geistlichen Schätze“.
Ganz im Sinne Papst Franziskus‘ setze er nicht auf eine Neuausrichtung, sondern auf eine Bekehrung der Kirche. Dies sei auch die richtige Übersetzung – Bertram Meier lebte lange Zeit in Rom und spricht gut italienisch – wenn der Papst von einer „Conversione della chiesa“ spricht. Die Bekehrung der Kirche hänge für den Prälaten ganz klar zusammen mit der Bekehrung zum Evangelium in der Ausrichtung auf Jesus Christus. „Wir brauchen Leute, die eine echte, lebendige Jesusbeziehung pflegen. Nicht nur mit dem Kopf sondern mit dem Herzen und Leben“, betonte der designierte Bischof mehrfach. Das Entscheidende dabei sei die Nachfolge und unsere Berufung, Zeuge zu sein. „Dabei kommen wir nicht drum herum, die Quelle anzuzapfen, die Jesus uns zum Heil und zur Pflege der Freundschaft mit ihm zurückgelassen hat“, so Prälat Meier weiter. „Wir können nicht nur sagen: ‚Jesus, I love you!‘ und von diesem Jesus gar nichts wissen.“ Die Kenntnis der heiligen Schrift sei deshalb elementar und die Leute müssten „wieder lernen, das Wort Gottes zu lesen“.
Geistlicher Trainer am Spielfeldrand der Diözese
Aber nicht nur die hervorragenden Italienischkenntnisse kommen Bertram Meier für seine künftigen Aufgaben zugute. Auch seine Begeisterung für Fußball weiß er gut einzusetzen, wie er mit einem verblüffenden Vergleich deutlich machte. „Eine meiner Aufgaben als Bischof sehe ich darin, ein geistlicher Trainer am Spielfeldrand der Diözese zu sein“. Sein Anliegen für die Pastoral sei es, erstmal zu beobachten und die Priester, Diakone und pastoralen Mitarbeiter entsprechend ihrer Fähigkeiten und Talente – auch mit Mut zur Lücke – ins Spiel zu bringen. An dieser Stelle stellt man sich nur zu gerne die Bilder vor, die dieser Vergleich in den Köpfen der Kaminrunde hervorruft. Aber der Blick in die vielen schmunzelnden Gesichter reicht aus, um zu sehen: Bei den Teilnehmern der Jugendwerkwoche hat der ernannte Bischof schon jetzt den ersten Heimsieg eingefahren. Allerspätestens als er bei der abschließenden Schnellfragerunde das große Geheimnis lüftete: „Vormittags eher Gelbwurst, aber sonst auf jeden Fall Salami“.