Thema · Virtual und Augmented Reality

„Der Augsburger Dom auf der Mondoberfläche? Ja, möglich.“

Virtual-Reality-Headsets, Metaverse und VR Church – die Technik der Virtual und Augmented Reality durchdringt immer mehr unseren Alltag. Joshua Golde, Jahrgang 1994, hat Interaktive Medien in Augsburg studiert. Er beschäftigt sich sowohl beruflich als auch privat mit Medien, Technik, Foto und Design und experimentiert in diesen Bereichen. Wir haben ihn gefragt, was die aktuellen Trends in VR und AR sind und ob er diesen positiv oder kritisch gegenübersteht.

von Veronika Striegel · 10.03.2022

Junger europäischer Mann mit roten Locken in weißem T-Shirt
Joshua Golde. Foto: privat

Credo: Was versteht man unter Virtual und Augmented Reality?

Unter „Virtual Reality“ (VR) versteht man Folgendes: Man schnallt sich einen kleinen Bildschirm vor die Augen, sodass man nichts anderes mehr sieht, außer das, was der Computer dahinter vorgibt. Als Interaktionsmöglichkeit werden nicht mehr Tastatur, Maus oder Touchscreen verwendet, sondern meistens die Kopf- und Handbewegungen. Wenn man sich dann noch Kopfhörer aufsetzt, werden Hör- und Sehsinn komplett vom Computer eingenommen.

Die „Augmented Reality“ (AR) dagegen blendet die echte Umgebung nicht aus. Sondern sie erweitert die Realität indem sie Elemente einblendet – zum Beispiel einen Fernseher, der mitten im Raum schwebt und ein Video zeigt. Viele AR-Geräte erinnern deshalb oft an Brillen mit extra Technik drumherum. Aber auch heutige Handys werden für AR genutzt, wobei sich dann aber die Immersion, also das „Eintauchen“ in eine andere Wirklichkeit, auf das Handydisplay beschränkt.

Junge Frau mi langen roten Haaren mit Augemented Reality Brille im Büro
Eintauchen in eine andere Wirklichkeit mit der Augmented-Reality-Brille. Foto: © Gorodenkoff – stock.adobe.com

Credo: Was sind gerade die neuesten Trends bei VR und AR?

Mit VR und AR verfolgt man im Grunde das Ziel, selbst Welten zu erschaffen. Wofür man die VR- und AR-Technik genau nutzen kann, wird gerade an vielen Ecken erprobt. Virtuelle Meetings, virtuelle Kinosäle, Reiseführer, Navigationssysteme, … da gibt es viel zu erforschen.

Allerdings ist die Verbreitung der Technik noch nicht im Alltag angekommen und fristet noch ein starkes Nischendasein – im Gegensatz zum Beispiel zu Handys, die nahezu jeder hat. Auch wenn mittlerweile mehrere Millionen VR-/AR-Geräte pro Jahr verkauft werden, vor allem im Bereich Spielkonsolen mit entsprechenden VR-Systemen und Virtual- und Mixed-Reality-Brillen. Die aktuellen Entwicklungen haben zum Ziel, die Geräte immer leichter zugänglich zu machen. Durch niedrigere Kosten, leichtere Einrichtung, einfachere Bedienung u. ä.

Avatare im Virtual Reality Meeting
Avatare im virtuellen Meeting. Bild: © nana – stock.adobe.com

Credo: Welche Ziele verfolgen Unternehmen bei der Entwicklung von VR und AR?

Diese neue Technik zieht alle möglichen Berufskreise an. Marketingabteilungen wollen die Technik als bessere Visualisierungsmöglichkeit für ihre Produkte verwenden. Designer streben an, diese neue Welt schöner und besser bedienbar machen. Mathematiker und Techniker möchten die Technik dahinter verbessern.

All die Firmen, die daran arbeiten, versprechen sich mit der VR-/AR-Technik und den zugehörigen Geräten einen großen Markt. Aktuell hat Meta, ehem. Facebook, mit dem recht ungenauen Begriff „Metaverse“ Großes angekündigt. Im Metaverse sollen die Realität und die Augmented und Virtual Reality komplett miteinander verschmelzen. Also keine Video-Calls mehr, wenn man im Homeoffice ist, sondern VR-Meetings, und vieles mehr. Es wird gerade viel ausprobiert und vieles wird sich nicht durchsetzen. Die Frage ist nur, was bleiben wird.

Credo: Welche Potentiale und welche Gefahren siehst du bei VR/AR?

Muss man über diese neue Entwicklung gleich die Nase rümpfen und es als gefährliche Technik ablehnen? Nein, dafür sehe ich keinen generellen Anlass. Genauso wie in Videospielen, Webseiten, im Supermarkt und vielen anderen Bereichen unseres Lebens wird versucht, mehr Zeit, Geld und Sonstiges von uns zu bekommen. Da ist auch VR nicht anders. Auf der einen Seite ist es für die Augen und den Kopf sicher anstrengender, längere Zeit in einer kompletten VR-Welt zu verbringen. Andererseits ist die Nutzung von VR und AR aufgrund der Bewegungssteuerung vielleicht sogar „gesünder“, als vor dem Computer oder Handy zu sitzen.

Junger europäischer Mann mit Glatze beim Gebet mit einem Virtual Reality Headset Kopfhörer
Beten in der VR Church. Foto: © James Carroll – stock.adobe.com

Credo: Sind in Zeiten von schrumpfenden Kirchengemeinden und Virus-Lockdowns Gottesdienste in der Virtual Reality ein Zukunftsmodell?

In Zeiten von Corona gab es vermehrt Liveübertragungen von Heiligen Messen. Doch nicht jeder gibt sich damit zufrieden, nur über Audio oder Video dabei zu sein. Deshalb finden mittlerweile, auch in Europa, Gottesdienste in der Virtual Reality statt. Man kann sich über diese Technik dann vor dem Gottesdienst mit anderen Leuten treffen und austauschen. Die Kirche kann dann so prächtig oder auch so einfach sein, wie man es will . Und sie befindet sich an einem Ort, den man frei bestimmen kann. Der Augsburger Dom auf der Mondoberfläche? Ja, möglich.

Doch bietet diese Technik mehr, als immersiver zu sein als ein einfaches Video? Für die meisten Menschen eher nicht. Dann hat man eben die Auswahl zwischen der Radioübertragung, der Videoübertragung und der VR-Übertragung. Aber für die Leute, die aus verschiedensten Gründen nicht zum Gottesdienst kommen können, ist VR die Methode, wie man in den eigenen vier Wänden vielleicht „am nächsten“ an einem Gottesdienst teilnehmen kann.

Die VR-Technik ist also ein weiterer Kanal, den man den Menschen anbietet. Deshalb werden sie nicht wieder anfangen, an Gott zu glauben, dafür benötigt man die Kirche und die Priester vor Ort. VR ist nur eine weitere Möglichkeit, etwas aus der Distanz leichter erlebbar zu machen.

Credo: Vielen Dank für das Gespräch.