Thema · Interview mit Manuel Bühler von „Fussball mit Vision“
Das Bekenntnis von Profi-Fußballern
von Samuel Bittner · 10.12.2025
Credo: Wie ist „Fussball mit Vision“ entstanden und was ist diese Vision?
Manuel Bühler: Die Idee zu „Fussball mit Vision“ entstand im Jahr 2019, als ich nach meinem Karriereende bei 1860 München immer häufiger zu Veranstaltungen eingeladen wurde. Dabei habe ich gemerkt, wie sehr die Themen Profifußball und Glaube die Menschen bewegen. Ich begann, andere Spieler einzubinden und erste Projekte zu entwickeln. Aus dieser wachsenden Arbeit entstand ein Team, das den christlichen Glauben und den Profifußball verbinden wollte.
Im Jahr 2022 wurde schließlich ein offiziell eingetragener, überkonfessioneller und gemeinnütziger Verein mit neun Gründungsmitgliedern daraus. Seitdem wird „Fussball mit Vision“ von aktiven und ehemaligen Fußballprofis mit verschiedenen Angeboten für Profifußballer, Kirchen, Schulen, Sportvereine und sonstige Veranstaltungen gemeinsam getragen.
Credo: Ihr arbeitet eng mit Nachwuchs- und Profispielern zusammen. Ist der Glaube an Jesus für Fußballer in besonderer Weise relevant?
Bühler: Der Glaube an Jesus Christus ist grundsätzlich für jeden Menschen relevant, unabhängig vom Beruf. Wenn Jesus Christus der Sohn Gottes ist, dann betrifft seine Botschaft uns alle! Im Profifußball treten jedoch Fragen, die viele Menschen bewegen, besonders deutlich hervor: die Suche nach bedingungsloser Annahme und einem Wert, der nicht von Leistungen abhängig ist. Oder die Frage nach Stabilität in einem Geschäft, das schnelllebig ist und sich ständig verändert. Die Frage nach innerer Erfüllung, selbst wenn man materiell vieles erreicht hat. Orientierung, wenn Erfolg kommt oder ausbleibt. Und der Wunsch nach innerem Frieden, auch wenn äußerlich viel Druck herrscht.
In all diesen Momenten kann der Glaube an Jesus Christus eine Quelle von Halt, Hoffnung und Kraft sein. Viele Spieler erleben den Glauben als etwas Bleibendes, das ihnen die Gewissheit schenkt, dass ihr Wert nicht von Toren oder Tabellenplätzen abhängt, sondern von Gottes Liebe.
Credo: Ihr seid mit Fußballern an Schulen unterwegs. Welche Veränderungen oder Erfolge konntet ihr seit eurer Gründung beobachten?
Bühler: Wir sind sehr dankbar für das, was Gott in den letzten Jahren getan hat. Es gibt viele schöne Geschichten und Rückmeldungen. Viele Schülerinnen und Schüler beschreiben unsere Besuche als ermutigend, authentisch und inspirierend. Lehrkräfte berichten, dass die Impulse der Profifußballer ein echtes Highlight waren, lange nachwirken und zum Nachdenken anregen. Das zeigt uns, dass unsere Arbeit etwas Positives bewirken kann.
Credo: Dass sich Fußballer offen über „Fussball mit Vision“ zu Christus bekennen wurde Mitte des Jahres von Medien, wie der Tagesschau, kritisiert. Hat euch das überrascht? Wie geht ihr damit um?
Bühler: Ja, die Kritik hat uns zunächst überrascht, da wir in unserer bisherigen Arbeit überwiegend sehr positive Rückmeldungen erhalten haben – sowohl von lokalen Medien als auch von Schulen, Vereinen und den Menschen vor Ort.
Grundsätzlich gehört Kritik an der Verbindung von Glauben und Fußball zu einer offenen Gesellschaft dazu. Wichtig ist uns dabei nur, dass sie sachlich bleibt und unterschiedliche Weltanschauungen respektiert. Im konkreten Fall des Tagesschau-Beitrags haben wir den Eindruck gewonnen, dass die Darstellung nicht in allen Teilen ausgewogen war. Wie der CDU-Politiker Johannes Volkmann treffend formulierte: „Wenn eine öffentlich-rechtliche Redaktion gezielt christliche Bekenntnisse mit einem negativen Werturteil versieht und dabei Grundsätze journalistischer Sachlichkeit oder Ausgewogenheit außen vorlässt, wird die Grenze zu einer einseitigen Weltanschauungskommunikation überschritten.“
Wir finden es daher richtig, dass der Beitrag im Nachgang angepasst und die Social-Media-Beiträge gelöscht wurden, um dieser wichtigen journalistischen Ausgewogenheit gerecht zu werden. Fußballerinnen und Fußballer haben das verfassungsrechtlich garantierte Recht, ihren Glauben frei zu leben und zu äußern. Deshalb hat es uns auch gefreut, dass wir über die ganze Zeit so viel Zuspruch erhalten haben.
Gleichzeitig suchen wir nicht die Konfrontation. Unser Anliegen ist es, jungen Menschen ein authentisches Christsein und Werte wie Respekt, Fairness und Nächstenliebe vorzuleben. Mit Kritik oder öffentlichen Diskussionen gehen wir offen und dialogbereit um. Wir hören zu, prüfen, was wir daraus lernen können, und halten gleichzeitig an unseren Grundwerten fest. Unser Wunsch ist, dass Menschen erleben, wie positiv sich Glaube und Fußball verbinden lassen – ganz ohne Zwang, aber mit viel Freude und echten Begegnungen.
Credo: Müssen wir in Zukunft auch in Deutschland wieder stärker für das Recht auf Religionsfreiheit eintreten?
Bühler: Das kann gut sein. In einigen gesellschaftlichen Debatten entsteht der Eindruck, dass religiöse Überzeugungen vor allem in der Öffentlichkeit weniger selbstverständlich akzeptiert werden als früher. Dabei ist Religionsfreiheit ein Grundpfeiler unserer Verfassung.
Gerade deshalb ist es wichtig, dass Christinnen und Christen ihren Glauben nicht verstecken, sondern diesen stattdessen respektvoll, offen und authentisch leben. Wenn wir das tun und dabei Gottes Liebe sichtbar wird, dann leisten wir einen konstruktiven und wichtigen Beitrag für unsere Gesellschaft!