
Thema · Junge Einblicke von der KLB-Fußwallfahrt nach Flüeli
Pilgern mit der Vision von einer mitgehenden Kirche
von Samuel Bittner · 26.08.2025

An einem sonnigen Tag sitzen einige der jüngeren Pilgernden neben einer kleinen Kapelle im Melchtal. Die Bergmesse ist gerade vorbei. Das Tagesmotto lautet: „Ich glaube an die Heilige Katholische Kirche“ und knüpft an das Jahresthema „Ich glaube!?“ an. Dieses greift das Glaubensbekenntnis von Nizäa auf und lädt dazu ein, über Glauben, Gemeinschaft, Kirche und Hoffnung ins Gespräch zu kommen.
Credo: Warum pilgert ihr?
Die Gründe sind individuell, doch oft bewegen sie sich im Dreiklang des Pilgerns: „Ich – Du – Gott“. In der Stille der Morgenstunden haben wir die Möglichkeit, uns mit persönlichen Fragen auseinanderzusetzen. Zentral ist aber auch die Begegnung mit anderen Menschen, das gemeinsame Lachen und tiefe Gespräche, in denen wir Sorgen, Nöte und Hoffnungen – kurz: das Leben und den Glauben – teilen.
Während des abendlichen Gottesdienstes besteht die Gelegenheit, Erlebtes zu reflektieren und vor Gott zu legen – manchmal auf ganz neue Art und Weise. Es ist wie in der Emmauserzählung: Gemeinsam unterwegs sein, das Leben mit allen Emotionen teilen und am Abend das Brot brechen.
Credo: Warum macht ihr euch gerade mit der KLB Augsburg auf den Weg in die Schweiz?
Weil wir hier erfahren, was uns im Alltag oft fehlt. Zuhause erleben wir immer wieder eine starre Kirche. Entscheidungen werden verzögert getroffen und Menschen werden ausgeschlossen. Auf der Wallfahrt lernen Jung und Alt voneinander. Alle sind in ihrer Vielfalt willkommen. Wir schätzen uns mit unseren Unterschieden und unseren Auf- und Umbrüchen im Leben. Hier wird die aktive Beteiligung aller Gläubigen gelebt: Laien und Geweihte begegnen sich auf Augenhöhe.
Viele bringen ihre Talente ein, sei es in der geistlichen Begleitung, in der Organisation oder in der Musik. So entstehen Gottesdienste, die den Menschen im Fokus haben, ohne Gott aus den Augen zu verlieren. Beim Pilgern mit der KLB wird unsere Vision von einer für alle offenen, zuhörenden, suchenden und mitgehenden Kirche Realität.
Credo: Habt ihr eine christliche Hoffnung?
Unsere Hoffnungen sind ebenso individuell wie die Gründe, warum wir pilgern. Einige von uns leben aus der Hoffnung auf ein Leben in Fülle – auch nach dem Tod. Was man bei den Teilnehmenden oft spüren kann, ist eine Hoffnung, die sich in einer tiefen Zuversicht in die Liebe Gottes ausdrückt. Eine Liebe, die uns zusagt, dass wir auch in schwierigen Zeiten nicht allein sind und gerade darauf vertrauen dürfen.

Credo: Was ist mit Nicht-Gläubigen, die den Jakobsweg gehen? Ist das auch Pilgern oder ist das nur vom sportlichen Anreiz motiviert? Und wie groß ist der sportliche Anreiz für euch?
Wir haben uns bewusst für eine neuntägige Fußwallfahrt entschieden und nicht für eine Buswallfahrt. Der sportliche Anreiz spielt auch für uns eine Rolle. Miteinander bewältigt man eine Herausforderung, die man allein nicht auf sich nehmen würde. Aus christlicher Perspektive glauben wir, dass Gott den Weg eines jeden Menschen mitgeht und ihm Begegnungen schenkt. Als nichtgläubige Person entdeckt man ebenfalls Neues über sich selbst und andere. Auch das ist deswegen für uns Pilgern.
Credo: Ist die KLB-Fußwallfahrt auch eine Form der Evangelisierung?
Ja. Wir sind ein sichtbares Zeichen des Glaubens. Wenn wir als Gruppe Menschen am Wegesrand begegnen und dabei das Pilgerkreuz vorantragen, weckt das Fragen, fordert manchmal heraus und berührt. Immer wieder melden sich neue Teilnehmende an, weil sie selbst erleben wollen, was uns so begeistert!