
Thema · Hoffnungstypen
Hoffnung in der Bibel: „Ich will euch Zukunft und Hoffnung geben“ (Jer 29,11)
von Samuel Bittner · 17.07.2025

Gemeinsam mit Markus Weiland, Diplomtheologe und Bibelreferent im Bistum Augsburg, haben wir verschiedene Personen herausgesucht, deren Geschichten exemplarisch für christliche Hoffnung stehen. Welche Bibelstelle gibt dir in deiner Situation Hoffnung?
No. 1
Unerschütterliche Hoffnung
Hoffnung brauchen wir vor allem dann, wenn im Leben etwas aus der Bahn gerät. Für viele Menschen ist der Glaube an die Wissenschaft ein Anker, beispielsweise wenn ein geliebter Mensch krank wird. Doch die Möglichkeiten des Menschen sind immer begrenzt.
Davon zeugt auch die biblische Geschichte der sogenannten „blutflüssigen Frau“. Zwölf Jahre lang sucht sie vergeblich Hilfe bei verschiedenen Ärzten – doch ihre Lage verschlechtert sich zusehends. Jesus ist ihre letzte Hoffnung. Während einer Versammlung drängt sie sich durch die Menschenmenge und berührt den Saum seines Gewandes. In diesem Moment versiegt die Quelle ihrer inneren Blutung. Jesus spricht zu ihr: „Meine Tochter, dein Glaube hat dich gerettet. Geh in Frieden! Du sollst von deinem Leiden geheilt sein!“ (Mk 5,34). Der Frau hat also ihr Vertrauen auf Jesus Christus geholfen.

No. 2
Zweifelnde Hoffnung
Glaube und Hoffnung sind eng miteinander verbunden. So heißt es im Hebräerbrief: „Glaube aber ist: Feststehen in dem, was man erhofft.“ (Hebr 11,1) Doch oft zweifeln wir auch. Glauben wir dann etwa nicht „richtig“?
Markus erzählt in seinem Evangelium von einer fast schon dramatischen Begegnung Jesu mit einem Vater, dessen Sohn unter einer dämonischen Belastung leidet. Jesus fragt den Vater, ob er glaube, dass er seinen Sohn heilen könne. Aus ganzem Herzen ruft der Vater Jesus zu: „Ich glaube; hilf meinem Unglauben!“ (Mk 9,24). Mit anderen Worten: „Ich glaube – und doch zweifle ich.“ Offenbar reicht Jesus das, um zu handeln. Nicht der große Glaube bewirkt letztendlich die Heilung, sondern Gott selbst.
No. 3
Enttäuschte Hoffnung
Doch was ist eigentlich, wenn alles ganz anders kommt als erhofft? Wenn die Hoffnung ins Leere läuft und alte Überzeugungen ins Wanken geraten?
So erging es auch den sogenannten „Emmausjüngern“. Als sie zwei Tage nach der Kreuzigung Jesu von Jerusalem in das circa 11km entfernte Emmaus laufen, verstehen sie gar nichts mehr. War das alles nur eine Farce? Wo ist die erhoffte Erlösung Israels? In der Geschichte begleitet sie Jesus zunächst auf ihrem Weg mit all den unbeantworteten Fragen Und am Ende erkennen sie ihn – neu und tiefer – in der Deutung der Schrift und im Brechen des Brotes. Genau das können auch wir heute noch bei der Feier der Heiligen Messe erleben.
No. 4
Gemeinschaftliche Hoffnung
Aus Hoffnung heraus leben können wir am besten in Gemeinschaft. Sie verbindet uns und erweckt das Bedürfnis anderen Menschen von dieser Hoffnung zu erzählen.
Genau das geschieht nach der Auferstehung Jesu und dem Herabkommen des Heiligen Geistes: Die junge Kirche in Jerusalem beginnt zu wachsen. Die Jünger und Jüngerinnen verbreiten die Botschaft von Gottes Liebe, die im Leben, Sterben und der Auferstehung Jesu sichtbar geworden ist, in alle Welt. Das Christentum ist eine Hoffnungsbewegung, der inzwischen rund 2,6 Milliarden Menschen angehören und die bis heute existiert.

No. 5
Vollendete Hoffnung
Zu Beginn wurde darauf hingewiesen, dass Hoffnung mehr ist als Optimismus. Angesichts der Probleme in der Welt blicken die Menschen jedoch heute eher pessimistisch in die Zukunft. Bietet der christliche Glaube eine Alternative dazu?
Paulus hat in Damaskus Unfassbares erlebt. Die Begegnung mit Jesus hat sein Leben verändert. Die Vergebung der Sünden, das ewige Leben – seine Texte an die Gemeinden sind erfüllt von Hoffnung. Trotzdem hat er eine noch größere Vision. Im achten Kapitel des Römerbriefes schreibt er, dass die ganze Schöpfung letztlich von dem Zustand „der Vergänglichkeit befreit werden wird hin zur Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes“ (Röm 8,21). Am Ende wird dann doch alles auf Gottes Weise gut werden. Ein neuer Himmel und eine neue Erde. Garten Eden 2.0. – eine Verheißung, die auch heute noch gilt.