Das war’s jetzt erstmal mit entspannten Griechenlandurlauben, spontanen Gardasee-Trips oder gemütlichen Leseabenden. So egoistisch mir diese Gedanken heute erscheinen, als ich vor etwa einem Jahr den positiven Schwangerschaftstest in der Hand hielt, war mein Kopf voll davon. Es gab sogar Tage (und schlaflose Nächte), in denen diese Gedanken die Freude über den baldigen Familienzuwachs – unser kleiner Mann ist ein absolutes Wunschkind – überschatteten. Schließlich gehörte ich nie zu diesen „geborenen Müttern“, wie ich sie gerne nannte. Ich bin keine gute Hausfrau, kann weder basteln noch backen. Vor allem war es mir völlig unverständlich, wie sich kultivierte, erwachsene Menschen ernsthaft über den Windelinhalt ihrer Babys unterhalten können. (Ich möchte jetzt nicht die Pointe vorwegnehmen, aber man kann sich sicher denken, worum sich das ein oder andere Gespräch mit anderen Neu-Mamis so dreht.) Um in diesem Sinnzusammenhang zu bleiben: Ich hatte Riesenschiss vor dieser enormen Veränderung in meinem Leben!
Gleichzeitig wuchs während der Schwangerschaft immer mehr eine tiefe Berufung zum Muttersein. Meine Prioritäten veränderten sich. Während ich mir vorher nie vorstellen konnte, nicht zu arbeiten, freute ich ich mich auf meine Elternzeit. Mit jedem Ultraschallbild gefiel mir der Gedanke, „nur“ noch Mama zu sein, besser. Und trotzdem stand ich immer wieder beinahe verzweifelt vor der Frage: Wie soll das gehen? Wie kann ich die Verantwortung für so ein hilfloses kleines Wesen übernehmen, wenn ich es gerade mal so schaffe, mein eigenes Leben mehr oder weniger erfolgreich zu managen?
Berufen
In diesen Panikmomenten haben mir die Berufungsgeschichten der Bibel wahnsinnig geholfen: Schließlich sind die Berufenen dort auch keine Überflieger, die alles unter Kontrolle hatten. Bei den meisten war sogar noch einiges an Luft nach oben. Mose war nicht die geborene Führungsperson, Jona lief vor dem Ruf Gottes sogar davon und auch Maria fühlte sich vor der Heimsuchung des Engels vermutlich noch nicht zur Mutter berufen. Auch ich muss keine „geborene Supermutter“ sein, um eine gute Mama werden zu können!
Wenn Gott mir dieses Kind schenkt, befähigt er mich auch dazu, eine gute Mutter zu sein. Auch bei mir war definitiv einiges an Luft nach oben. Genügend Raum, um ihn Gott zu überlassen, damit sein Geist darin wirken kann. Als ich begann, meine Befürchtungen und Ängste vor Gott niederzulegen, erkannte ich, dass es gar nicht die bevorstehende Veränderung war, die mir Angst machte. Vielmehr tat ich mir schwer mit dem Gedanken, mich selbst und meine Bedürfnisse ein Stück weit aufgeben zu müssen, sobald der kleine Mann auf der Welt sein wird.
Egoismus überwinden
Und was soll ich sagen: Der Moment, als es dann soweit war und unser Sohn zur Welt kam, veränderte einfach alles! Und zwar so richtig. Was ich bisher zwar mit meinem Verstand erfasst hatte, kam jetzt auch in meinem Herzen an. Auf die allerschönste Weise durfte ich erfahren: Gott befähigt mich dazu, eine Mutter zu sein, indem er mich zur Mutter werden lässt. Seitdem der Kleine bei uns ist, fällt es mir unfassbar leicht, meinen eigenen Egoismus zu überwinden und Gott zu vertrauen, dass er für mich sorgt. Meine eigenen Bedürfnisse stehen inzwischen immer hinter denen meines Kindes. Und das fühlt sich so gut und richtig an. Ich hätte nie gedacht, wie sehr ich es lieben werde, meine Berufung als Mutter zu leben! Auch wenn Mamasein bedeutet, in so vielen Situationen zurückzustecken, kann ich mir gerade nichts schöneres vorstellen. Schlaf wird sowieso überbewertet, genauso wie regelmäßiges Duschen und feste Mahlzeiten.
Natürlich gibt es auch jeden Tag neue Situationen, die mich extrem überfordern. Und natürlich gibt es immer noch Momente, in denen ich auf mein (neues) Leben gar nicht klarkomme. Dass Berufung einfach ist, hat ja auch keiner behauptet. Doch wenn das gefühlt süßeste Wesen auf mir (und meinem vollgekotzten Oversize-Shirt) liegt, würde ich mein typisches „Muddi“-Leben gegen nichts auf der Welt eintauschen wollen. Nicht mal gegen einen Griechenlandurlaub, einen Gardaseetrip und einen Leseabend zusammen. Was wohl mein früheres Ich dazu sagen würde…