Vor Ort · In der Quarantäne

Wie die Quarantäne zu deiner größten Chance wird

Seit Mitte März sitze ich nun zu Hause – Homeoffice, keine Treffen mit Freunden, das Studium pausiert, Rausgehen nur für die wichtigsten Besorgungen, Spaziergänge oder Joggen. Bei so viel Zeit in den eigenen vier Wänden kann einem schnell mal die Decke auf den Kopf fallen – es sei denn, ich nutze die Zeit für die vielen Dinge, die ich schon lange erledigen und tun wollte.

von Carolin Anett Brändle · 08.04.2020

Die Quarantäne als Chance, sich neu zu definieren und zu wachsen
Die Quarantäne als Chance nutzen, sich weiterzuentwickeln und zu wachsen. (Foto: Benjamin Combs on Unsplash)

Ehrlich gesagt habe ich mich auf die zusätzliche Zeit gefreut. Als erstes habe ich die vielen unerledigten Sachen im Haushalt in Angriff genommen, die sich während des Studiums und meines Jobs aufgestaut hatten. Abgesehen davon, dass ich die Wohnung von mir und meinem Mann nicht nur auf Hochglanz gesäubert und somit gleich den Frühjahrsputz getätigt habe, haben mein Mann und ich auch gleich ein bisschen in die Zukunft gedacht: ein größerer Kleiderschrank für unser Schlafzimmer, die Möbel, die bisher dort standen, auf Flur und Gästezimmer verteilt, und alles neu um- und eingeräumt.

Endlich sind durchgehend Wäscheberge gewaschen, die Bügelwäsche gebügelt und Bad sowie Küche blitzsauber. Es ist wohltuend, Ordnung zu schaffen, grade wenn draußen Chaos und eine Ausnahmesituation herrschen. Dabei gleich mal alles dekoriert – frühlingshaft, lebendig, wohnlich – einfach gemütlich. Wenn wir schon nicht draußen großartig am Leben teilnehmen können, warum nicht den Frühling hereinholen?

Nutze diese Zeit, um Ordnung zu schaffen – äußerlich und innerlich

Dazu gehört für mich auch die innere Ordnung – jetzt habe ich so viel Zeit für Stille und Gebet. Es ist so wohltuend, dass der ganze Alltag ein bisschen verlangsamt ist. Vieles, was man nicht verarbeiten konnte, kommt dann natürlich erst mal hoch. Das ist anfangs schwierig, tut weh und man rutscht vielleicht in ein Loch. Ich habe gelernt, den Schmerz und das Unangenehme zuzulassen, damit ich heilen und Freude neu verspüren kann. Gegen das Loch hilft mir die Aussprache mit Gott. Das beginnt direkt nach dem Aufwachen zusammen mit meinem Ehemann im Bett: Dankgebet, Fürbittgebet und das Segnen des anderen. So endet auch unser Tag.

Und zwischendrin? Jetzt, wo wir des Kirchgangs für Messe oder Anbetung beraubt sind, heißt es, das Wort „Hauskirche“ neu zu entdecken. Da darf die regelmäßige Messübertragung in unser kleines Obergemach (unsere Wohnstube und Küche) nicht fehlen. Aber auch den Spaziergang für einen Rosenkranz zu nutzen, ist bei uns ein sehr beliebtes Ehe-Ritual. Und sonst hilft mir gegen das Loch, dass sich dann und wann auftut, in der Bibel zu lesen, Lobpreis und andere kirchliche Musik zu hören. Es ist das Zuhören, das „Sich-füllen-lassen“ von Gott, das die Wunden heilt, die Schmerzen nimmt und das Loch und die Dunkelheit darin in Licht verwandelt.

Jetzt ist Zeit, dich weiterzuentwickeln

Wir sollten nicht unterschätzen, wie wichtig für uns Menschen unsere körperlichen Bedürfnisse sind. Thomas von Aquin sagte: „Gnade baut auf der Natur auf.“ Und es stimmt – unser Leib ist Ausdruck unserer Seele und andersherum. Wir sollten die vielen Neujahrsvorsätze, wie gesünder und ausgewogener zu essen, mehr Sport zu machen und qualitätvolle Gemeinschaft aufzusuchen, gerade in dieser Zeit umsetzen. Jetzt ist die Zeit, ein paar neue gesunde und schmackhafte Rezepte auszuprobieren – schon einmal etwas von einer Rohkosttorte gehört? Mega lecker und trotzdem gesund! Momentan liebe ich es, mich in der Küche, aber auch im Sport neu zu definieren. Beim Joggen habe ich nun ein Zwischenziel erreicht, worauf ich schon länger hingearbeitet habe, umso größer war dann die Freude.

Und was die Gemeinschaft angeht: Klar, momentan leben wir isoliert, aber Medien wie Skype, WhatsApp und Zoom machen es uns so einfach, mit unseren Liebsten in Kontakt zu treten und mit ihnen zu kommunizieren. Nutze auch du diese Möglichkeiten, um familiäre und freundschaftliche Bande zu nutzen! Und vor allem: Nutze diese Zeit als Chance, um dich weiterzuentwickeln, um Dinge zu tun, die du seit Langem erledigen wolltest und schaffe Ordnung in deinem Leben – es wird sich auszahlen!

Caro Brändle ist 25 und studiert Theologie in Heiligenkreuz. (Foto: privat)