Es ist ungewohnt, so viel Zeit in den eigenen vier Wänden zu verbringen. Sonst bin ich immer in der Schule, an meinem Ausbildungsplatz, im Fitnessstudio, in der Messe, treffe mich mit Freunden, gehe auf Veranstaltungen und bin nur zum Schlafen und Kochen daheim. Mit Corona hat sich vieles geändert. Der Unterrichtsstoff wird mir per Mail zugeschickt, mein Ausbildungsbetrieb hat für vier Wochen zugemacht und ich hab auf einmal Zeit. Viel Zeit.
Ich gebe zu, die ersten Tage hab ich immer mal wieder lange ausgeschlafen, aber ich hab‘ genauso schnell gemerkt, dass ich Unmengen an Kaffee brauche, um nachmittags so fit zu sein, dass ich mich dem Schulstoff konzentriert widmen konnte.
Gestern Abend gab’s einen Livestream mit Doro auf dem Insta-Kanal der Jugend 2000, wo auch die Frage war: Wie behalte ich den Fokus? Doro hat diese Frage an uns zurückgegeben mit der Bitte, ihr doch unsere Tipps und Tricks zu schreiben und das hab‘ ich getan.
1. Kaffee oder Tee
Ich brauch ihn einfach. Das ist mein Genuss-Moment des Tages. Mein Kaffee und ich und sonst nichts. In Maßen, nicht in Massen. So kann der Tag starten. Alternativ geht natürlich auch Tee 😊
2. Lad‘ Jesus ein
Gerade dann, wenn ich mir viele Gedanken um eine Situation oder ein Gespräch mache, hilft es mir, ganz bewusst Jesus in diese Situation mit einzuladen oder bei diesem Gespräch gegenwärtig zu sein. Es macht einen Unterschied, ob ich es mir nochmal konkret bewusst mache oder nicht, dass er wirklich da ist und mir zur Seite steht.
3. Jesus-Momente im Alltag
An manchen Tagen ist das ganz einfach, an manchen Tagen nicht so sehr. Hier jeweils ein kurzes Beispiel:
Am Samstag-Morgen bin ich um kurz nach 6 Uhr aufgestanden, weil ich um 7 Uhr eine der ersten im nächsten Supermarkt sein wollte. Klopapier für unsere WG kaufen, wir hatten nur noch eine Rolle und brauchten dringend welches. Ich bin die Straße entlanggelaufen, seh‘ die Kirchtürme des Doms und auf einmal fang ich an, leise „Our god is greater“ zu singen. Gleichzeitig hab ich mir gedacht, dass es das Lied dieser Tage ist. Im Supermarkt musste ich dann erfahren, dass sie samstags nie Klopapier geliefert bekommen… ein Stoßgebet und einen weiteren Supermarkt später hab ich dann doch noch eine kleine Packung Klopapier mit nach Hause bringen können.
Der ganze Tag war meinem Empfinden nach einfach nur chaotisch und anstrengend gewesen, eine Erkältung hat mir auch noch zugesetzt, meine Lieblingskekse waren schon gegessen und zum Einkaufen war es zu spät. Ich hab mich hinter meinen Laptop verkrochen und Videos geschaut, bis mich am späteren Abend mein Handy drauf aufmerksam machte, dass ich gerade eine Nachricht bekommen hatte. Ich hab das Sprachmemo angehört und sie hat mein Herz total berührt. Worte der Wertschätzung und Ermutigung nach so einem Tag zu hören, das ist Balsam pur für die Seele. Das war mein Jesus-Moment dieses Tages.
Etwas, das ich auch schon länger mache: Jesus-Momente in ein Notizbuch aufschreiben. Lesen und staunen dürfen, in welchen Situationen ER da und am Werk war.
4. Wenn ich nicht weiterkomm‘…
Du arbeitest schon seit Stunden an einem Text und es scheint nix vorwärts zu gehen? Du investierst viel Zeit für ein Projekt, aber nichts funktioniert so, wie du dir das vorstellst?
Ich erleb‘ es hier gerade sehr häufig, weil ich perfektionistisch veranlagt bin und da komm ich immer wieder an den Punkt, wo mein Hirn nach Stunden der Arbeit sagt „Nö, ich liefer‘ dir jetzt keinen vernünftigen Gedanken“
Und dann mach ich eine Pause. Schalte den Laptop aus (sehr wichtig, weil sonst ist es keine richtige Pause), mache das Fenster auf und schaue auf die Straße. 5 Minuten nichts anderes tun als meine Umgebung mit allen Sinnen wahrzunehmen. Was kann ich alles sehen/hören/riechen/schmecken/fühlen? Dabei tief ein- und ausatmen. Und dann wieder weitermachen. Es funktioniert und ich kann’s nur weiterempfehlen.
5. Wenn ich mal nicht so viel geschafft hab‘, wie ich wollte – tu dir trotzdem was Gutes!
Es gibt so Tage, da stellt man am Ende des Tages fest, dass man nur wenig geschafft hat. Vielleicht nur einen von fünf Punkten auf seinem To-do-Zettel.
Sei liebevoll zu dir und freu dich, dass du es geschafft hast – und belohn‘ dich dafür, sei stolz auf dich!
Und: Schau mal bei Zefanja 3, 17 nach, wie Gott das sieht 😊
6. Prioritäten setzen
Prioritäten setzen ist für den einen leichter, für den anderen ist es eine echte Herausforderung.
Ich tu‘ mir persönlich am leichtesten, wenn ich mir Listen schreibe. Am Sonntagnachmittag setze ich mich hin und notiere mir alles, was die kommende Woche so an verschiedenen Aufgaben auf mich zukommt. Dann teile ich die in Kategorien wie z. B. „1“ („dringend“), „2“ („wichtig“), „3“ („alles andere, was sonst noch zu tun ist“) auf und dann kann ich das so auf die Tage verteilen, dass die dringenden und wichtigen Sachen vormittags stattfinden, alles andere am Nachmittag. So eine Prioritäten-Liste macht das Leben um einiges stressfreier und entspannter.
7. Tagesziele setzen, auf die ich mich freue
Was mir gerade sehr hilft, jeden Tag mindestens ein positives Erlebnis zu haben, sind, wenn ich mir am Abend vorher oder in der Früh bei meiner Tasse Kaffee Gedanken mach, was mein Tagesziel für diesen einen Tag sein soll. Das kann alles Mögliche sein. Ein Telefonanruf bei jemandem, mit dem ich schon länger keinen Kontakt mehr hatte. Einen Brief schreiben. An einer Geschichte schreiben. Mir was Leckeres kochen. Oder auch mal die Bügelwäsche erledigen. Alles, was mir gut tut.
8. Freunde
Wie können Freunde helfen, den Fokus zu behalten? Die einfache Begründung: Sie kennen dich und noch wichtiger, sie sind da. Nicht physisch, aber nur einen Anruf entfernt. Wenn wir, wie jetzt, viel Zeit haben, dann kommt der ein oder andere früher oder später ins Grübeln. Über sich, das Leben, seinen Lebensstil, etc. und da kann’s auch vorkommen, dass einem nicht nur die Decke auf den Kopf fällt, sondern man auch an sich selbst (ver-)zweifelt. Eine sehr gute Freundin hat es mir vor einiger Zeit ziemlich deutlich gesagt: „Du kannst mir Tag und Nacht Nachrichten schicken und wenn’s dir richtig schlecht geht, dann klingle so lange durch, bis ich abnehm‘! Du bist es mir wert, du bist mir wichtig und ich will, dass es dir gut geht!“
Was noch helfen kann, wenn man verzweifelt ist und sich vielleicht nicht traut, mit Freunden drüber zu sprechen, sind verschiedene Hotlines, wie z. B. die Telefonseelsorge (geht auch im Chat)
9. Pausen
Die Autokorrektur hat automatisch „Pausenlos“ daraus gemacht – die kennt meinen Arbeitsstil…
Pausen sind wichtig, um Kraft zu tanken, wieder mit neuer Konzentration weiterzumachen. Mein Herz hat das schon begriffen, aber mein Verstand – ist ein Workaholic, den man zu seinem Glück zwingen muss. Dabei hilft es mir, wenn mir einen Wecker stelle, den ich nach eineinhalb Stunden Arbeit klingeln lasse. Länger als 20 Minuten Pause würde ich nicht machen, ich hab mir danach sonst eher schwer getan, weiterzuarbeiten. Wichtig auch: Laptop komplett ausschalten, die Arbeit läuft dir nicht weg. Mach‘ in diesen Pausen was komplett anderes und etwas, dass dir Spaß macht. Dreh deine Lieblingsmusik auf volle Lautstärke und tanz durch die Wohnung. Sing deine Lieblingsmusik lautstark mit. Lache über Videos, die dir Freunde geschickt haben, etc…
10. Gebetszeiten
Es hilft, hier eine feste Tagesstruktur zu haben. Das hab‘ ich aus dem Basical übernommen. Nach meinem Kaffee bete ich die Laudes, meistens am Nachmittag den Rosenkranz und abends die Komplet. Sich immer wieder am Tag aus dem Alltag ausklinken und Zeit mit Gott verbringen heißt, zur Ruhe kommen zu können, sich unter seinen liebenden Blick zu stellen und einfach da zu sein. Vor der Komplet hab ich meine „Stille Zeit“, Handy, Laptop und Ipad sind ausgeschalten und ich schau auf den Tag zurück, was so alles los war und was grad noch so mein Herz bewegt. Und dann schreib ich drei Sachen auf, für die ich Gott dankbar bin. Danach drei Sachen, um die ich ihn bitte (für mich, für andere). Und dann zehn Minuten Stille, bis zur Komplet.
All das führt letztendlich dazu, dass ich zur Erkenntnis komme: Ich kann IHM vertrauen, ER sorgt für mich.