Thema · Identität im Beruf

Tun was ich bin oder sein was ich tu?

„Und, was willst Du einmal beruflich machen?“ oder „Was machst Du eigentlich beruflich?“ Wer kennt diese Fragen nicht… Mir sind sie schon unzählige Male gestellt worden, erst als Schülerin, später als Studentin und auch jetzt als Berufstätige.

 

von Theresa Essler · 30.10.2020

Foto: unsplash

Aber ich gebe zu, ich stelle diese Fragen gerne auch selbst, um mit Personen ins Gespräch zu kommen, die ich noch nicht so gut kenne oder schon lange nicht mehr gesehen habe. Damit ist vielleicht die Hoffnung verbunden, etwas Wichtiges über eine Person zu erfahren, sie besser kennenzulernen, einschätzen oder einordnen zu können. „Ich bin KFZ-Mechatroniker, Lehrerin, Verkäuferin,  …“ lautet dann meist die Antwort. Kenne ich dadurch mein Gegenüber wirklich schon besser? Natürlich verrät der Beruf meist einiges über eine Person: Ob sie gut mit Autos, Zahlen oder Menschen umgehen kann. Ob sie eine soziale Ader hat oder alleine am PC arbeitet. Ob sie ein Händchen für Kreatives oder Künstlerisches hat oder ob sie sich gerne mit wissenschaftlichen Themen auseinandersetzt. Und natürlich formen die beruflichen Tätigkeiten, Erfolge und Misserfolge im Job und der berufliche Status unsere Identität und prägen unser Leben. Ich bin also, was ich tue. Oder nicht?

Ich würde diesen Satz gerne umdrehen und in einen Wunsch umwandeln. Nicht: Ich bin, was ich tue, sondern: Ich möchte tun, was ich bin. Wie wäre es, wenn wir unsere Identität nicht vorrangig von unserem Tun her definieren, sondern umgekehrt unser Tun von unserem Sein bestimmen lassen?

Dann geht es bei der Berufswahl nicht mehr vorrangig darum, bei welchem Beruf ich das meiste Geld verdiene, welcher Beruf am angesehensten ist oder in welchem Berufsfeld ich die größten Karrierechancen habe. Dann stelle ich mir vielmehr die Fragen: Wer bin ich? Was kann ich? Und wofür und wozu will ich meine Fähigkeiten, Gaben und Persönlichkeit verantwortungsvoll einsetzen?

Dieser Prozess, sich seiner eigenen Identität bewusst zu werden, seine Fähigkeiten zu entdecken und aus dem heraus erste berufliche Entscheidungen zu treffen, ist in einer so komplexen Welt mit unendlichen Möglichkeiten eine herausfordernde Aufgabe. Deshalb habe ich mich nach meiner Schulzeit nicht sofort für einen Studiengang eingeschrieben, sondern wollte erst einmal innehalten, in Ruhe überlegen, was ich will und – für mich als Christin noch viel wichtiger – hinhören, was Gott eigentlich aus meinem Leben machen will. Wozu er mich ruft. Was sein Plan mit meinem Leben ist. Was meine Berufung ist.

Was mich an dem Wort Berufung begeistert, ist, dass es im Kern ausdrückt, wer Gott ist – nämlich ein Rufender! Er ruft dich und mich. Beim Namen. In seine Nähe. Immer wieder. Berufung bedeutet also zunächst einmal nicht, dass ich etwas tun müsste oder sollte, sondern dass ich ein Leben lang von Gott gerufen werde, weil er mich gewollt hat und mich liebt, sich für mich interessiert und eine Freundschaft zu mir will. Meine tiefste Identität ist, dass ich eine Gerufene bin.

Theresas Herz schlägt dafür, junge Menschen auf ihrem Lebens-, Glaubens- und Beruf(ung-)sweg zu begleiten. (Foto: Berufe der Kirche)

Als Christ/-in ist mir schon ein ganz konkreter Auftrag, eine Berufung, mitgegeben: Jesus Christus nachzufolgen und ihn, seine Botschaft und seine Liebe in dieser Welt zu bezeugen. Und neben diesem gemeinsamen Auftrag als Christen hat jede und jeder von uns auch noch einen ganz persönlichen Ruf, eine persönliche Berufung. Und diese Berufung kann sich dann konkretisieren im Beruf, im Privatleben, im Ehrenamt und in der Wahl eines Lebensstandes.

Was ist Dein Ruf?

Falls Du Dir nun die Frage stellst, wie Du herausfinden kannst, was Dein ganz persönlicher Ruf in dieser Welt ist, möchte ich Dich einladen: Geh auf Entdeckungsreise und finde heraus, wer Du bist und wie Du bist, denn so entdeckst Du auch wozu Du berufen bist. Deine Berufung ist nämlich schon in Dir angelegt, Gott hat sie in Dich hinein gelegt und sie wartet nur darauf, sich entfalten zu können. Du kannst ihr zum Beispiel auf die Spur kommen, wenn Du Dir Deine Gaben und Talente anschaust oder auch darüber nachdenkst, welchen Charakter und welche Persönlichkeit Du hast. Was kannst Du gut? Was machst Du gerne? Was schätzen andere an Dir? Welche Eigenschaften beschreiben Dich gut? Aber nicht nur der Blick nach innen, sondern auch der Blick nach außen kann Dir helfen, ein Gespür für Deinen Ruf zu bekommen. Was resoniert in Dir und gerät in Schwingung, wenn Du auf Welt schaust? Was bewegt oder verärgert Dich? Wo würdest Du Dich gerne engagieren, einbringen, Veränderung bringen? Wo tust Du es vielleicht auch schon?

Komm deiner Berufung mit dem Berufungstrack auf die Spur! (Foto: Berufe der Kirche)

Im letzten Schritt kannst Du alles, was Du über Dich herausfindest, im Gebet bewegen und Gott einladen, Dir den roten Faden in all dem zu zeigen. Denn er hat Dich mit all Deinen Fähigkeiten und Charaktereigenschaften geschaffen und Dir einen ganz eigenen Blick auf die Welt geschenkt.

Und wenn Du Dein ganzes Leben als Berufung verstehen lernst, dann kannst Du Berufung in allen Lebensbereichen leben. Du bist dazu eingeladen, Deiner Berufung in ihrer Einzigartigkeit Ausdruck zu verleihen. Dort wo Du bist, wo Du arbeitest, wie Du lebst. Denn du bist berufen.

 

Die Abteilung Berufe der Kirche hat einen Berufungstrack entwickelt, mit dem Du Deiner Berufung auf die Spur kommen kannst. HIER  kannst Du ihn kostenlos herunterladen.

Hast Du Fragen oder magst mit jemandem über Deine persönliche Berufung ins Gespräch kommen? Wir sind für Dich da! Unsere Kontaktdaten findest Du auf unserer Homepage www.berufung-augsburg.de.