Thema · zur Kanonisierung eines Friedensapostels

Max Josef Metzger – jetzt seliger Märtyrer

Pfarrer Max Josef Metzger, geboren 1887, setzte sein Leben für Frieden und Verständigung zwischen den Völkern und den Kirchen ein. Ein hochbegabter Geistlicher, der in vielerlei Hinsicht seiner Zeit voraus war. Wegen seiner Friedensaktivitäten wurde er 1943 verraten und 1944 von den Nazis ermordet. Am 17. November wird er in Freiburg seliggesprochen.

von Raphael Schadt · 15.11.2024

Bild: Pax Christi – Internationale Katholische Friedensbewegung. Bearbeitet.

Max wird als erstes von vier Kindern 1887 im badischen Schopfheim geboren. Nach dem Abitur studiert er Philosophie und Theologie in Freiburg i.B. und in Fribourg in der Schweiz. 1911, gerade mal mit 24 Jahren, wird er in Theologie promoviert und empfängt die Priesterweihe. Er gilt als hochbegabt, aber manchen auch als unorthodoxer Exot. So wird auch seine Bewerbung zur Habilitation von einem Professor mit den Worten „verrückter Kerl” abgelehnt. Er gibt die wissenschaftliche Laufbahn auf und wendet sich praktischen Tätigkeiten zu.

Friedensarbeit

Max Joseph erlebt den ersten Weltkrieg als Divisionspriester. Seine anfängliche Kriegsbegeisterung weicht angesichts der Schrecken einem entschiedenem Pazifismus. Er wird zum leidenschaftlichen Apostel für Völkerverständigung. Dazu baut er ein großes Netzwerk, unterhält zahlreiche Briefkorrespondenzen, darunter mit Papst Benedikt XV., dem er 1917 sein „internationales religiöses Friedensprogramm” zukommen lässt. Er gründet Werke wie „Weltfriedensbund vom Weißen Kreuz”, das heutige “Christkönigs-Institut” in Meitingen, nördlich von Augsburg, und beteiligt sich an der Gründung des „Friedensbundes Deutscher Katholiken“, um seine Friedensarbeit voranzutreiben. Er spricht auf zahlreichen internationalen Konferenzen.

Seiner Zeit voraus

Metzger stellt vieles in Frage und eckt damit immer wieder an. Beispielsweise engagiert er sich für die Therapie von Alkoholkranken, für die es damals kaum Hilfe gibt. Er zieht sich den Ärger des Bischofs zu, weil er wiederholt die Messe auf Deutsch, statt auf Latein feiert. Er wählt und befürwortet einen vegetarischen Lebensstil, engagiert sich für die Plansprache Esperanto und sucht den Dialog auch mit anderen Religionen.

Ökumene

Seit 1923 setzt er sich für die Einheit der Christen ein. Dazu gründet er 1939 die Bruderschaft “Una Sancta”. Er leidet darunter, dass sich erneut Christen, die das Evangelium kennen, bekriegen. Den Grund dafür sieht er in der Spaltung der Kirche. Es brauche die „letzten Anstrengungen, um die Zerrissenheit der christlichen Kirche zu überwinden, um das Friedensreich Christi wirksam zu machen in der ganzen Welt.“ schreibt er im Advent 1939 an Papst Pius XII. aus seiner Gefängniszelle. Neu ist damals, dass seine Una Sancta Bewegung für die Einheit der Kirche arbeitet, ohne auf den Alleinvertretungsanspruch der katholischen Kirche zu beharren.

Weiter schreibt er dem Papst, es gelte bei anderen kirchlichen Gemeinschaften den Verdacht der „Beanspruchung von Herrschaftsansprüchen, die nach ihrer Auffassung mit der evangelischen Einfachheit nicht vereinbar seien, Herrschsucht und allzu menschliches Geltungsbedürfnis“ abzubauen. ”Nichts würde wirksamer diese Vorurteile aus der Welt schaffen und dadurch eine innere Annäherung bei den von uns getrennten kirchlichen Gemeinschaften vorbereiten als eine von innen heraus sichtbar werdende aufrichtig demütige Haltung aller Hirten der Kirche trotz und gerade wegen der verantwortlichen Ausübung ihres apostolischen Hirtenberufes.”

Verrat und Martyrium

1943 verfasst Metzger ein Friedensmemorandum: „Das Demokratische Manifest” für ein Deutschland nach dem Krieg. Eine deutsch-schwedische Mitarbeiterin der Una-Sancta-Bewegung soll es an den Erzbischof von Uppsala weiterleiten. Tatsächlich ist sie aber eine Gestapoagentin, die ihn umgehend verrät. Metzger wird verhaftet und nach einem kurzen Schauprozess vom Volksgerichtshof Berlin wegen “Hochverrat und Feindbegünstigung” zum Tod verurteilt. Am 17. April 1944 wird er im Zuchthaus in Brandenburg-Görden hingerichtet.

Noch an seinem Todestag schreibt er seinen Freunden und Gemeinschaftsmitgliedern: “Meine viel lieben Brüder und Schwestern! Nun will der Herr von mir das Lebensopfer. Ich sag mein frohes Ja zu seinem Willen. Ich hab‘ Ihm ja das Leben angeboten für den Frieden der Welt und die Einheit der Kirche – Er will es haben. Möchte Er es segnen!”. Der damalige Gefängnispfarrer gibt 1952 in einer Ansprache eine Bemerkung des Henkers wieder: er habe „noch nie einen Menschen mit so frohleuchtenden Augen in den Tod gehen sehen, wie diesen katholischen Geistlichen“.

Seligsprechung

2006 – 2015 findet in Freiburg der Informativprozess für seine Seligsprechung statt. Das Ergebnis wird anschließend der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse in Rom übergegeben. Am 17. November 2024 wird er durch Kurienkardinal Kurt Koch im Auftrag von Papst Franziskus im Münster in Freiburg seliggesprochen.

Quellen:
heiligenlexikon.de;
Zeugen für Christus. Das deutsche Martyrologium des 20. Jh.; Hrsg. Helmut Moll. 6. Auflage 2015

Mehr zum Thema: