Thema · Credo Talk mit Cedric Solms

Mach einfach mal, Junge

Der Startup-Unternehmer, Buchautor und BWL-Student Cedric Solms hat mit seinen kaum 25 Jahren bereits ein Recycling-Startup in Armenien, eine Social Media-Agentur und ein Startup für alternative Bildungswege gegründet. Zusätzlich pflegt er als Influencer noch einen TikTok-Kanal mit 2,1 Million Followern. Wir haben uns mit Cedric über seine Motivation und darüber was Jungs einfach mal machen sollten unterhalten.

von Raphael Schadt · 05.07.2023

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Cedric Solms beim Credo Talk in den „goldenen Hallen”, die unsere schönen Roll-ups suggerieren.

Credo: Cedric, du hast schon sehr viel aufgerissen, was treibt dich an?

Cedric: Ich habe Lust, Sachen zu machen. Ich kam beispielsweise mit 17 Jahren nach Armenien – ein wunderschönes Land – und wir gingen dort oft wandern. Aber überall lag Müll herum. Damit lag etwas vor mir, eine Aufgabe, ein Problem. Ich dachte: Da könnte man doch etwas machen. Woanders funktioniert es ja auch. 

Ich habe versucht das anzupacken und daraus hat sich das Recycling-Startup entwickelt. Ebenso bei Tiktok und bei der Social Media-Agentur. Aktuell baue ich ein Education Technology-Startup mit einer Freundin in Litauen auf. Die Sachen kommen und dann entwickelt es sich oder eben nicht. Ich versuche, sehr offen durch die Welt zu gehen und zu schauen, wo Dinge auf mich zukommen, die ich mit meinen Fähigkeiten verbessern kann.

Credo: Ist es Idealismus oder Pflichtbewusstsein oder einfach nur die Lust, etwas zu machen?

Cedric: Ich kann zum einen ganz schlecht mit Langeweile umgehen. Aber gerade in der Zeit in Armenien habe ich gemerkt, wie gut es uns in Deutschland geht und was für Möglichkeiten wir haben. Da kommt schon so etwas wie Pflichtbewusstsein auf: Ich habe diese Privilegien, jene Fähigkeiten, dann sollte ich auch etwas damit machen und das nutzen.

Credo: Spielt der Glaube an Gott dabei für dich eine Rolle?

Cedric: Auf jeden Fall. Wenn ich sage „offen durch die Welt gehen” meine ich: offen, um den Weg zu finden, den Gott für mich vorgesehen hat. Das ist oft schwierig, denn oft hat man seine eigenen Vorstellungen, das merke ich bei mir und denke: Ich muss das jetzt so machen oder weitermachen. Da versuche ich dann einen Schritt zurückzutreten und zu überlegen: Was will denn Gott jetzt, dass ich tue. Mein Ziel ist, den Weg zu gehen, den Gott für mich ersonnen hat.

Credo: Bei deinen Unternehmungen scheinst du ja ein Händchen zu haben. Gut, es gelingt dir wahrscheinlich auch nicht immer alles …

Cedric: Ja, man sieht natürlich die Sachen, die gut funktionieren, und am Ende ist das auch das, was dann hervorsticht. Aber es sind auch viele Sachen, die weniger gut funktionieren. Zum Beispiel eine Fernsehshow, die wir letztes Jahr angefangen haben. Aber wenn man es immer wieder versucht und einfach etwas macht in der Hoffnung, dass es das Richtige ist, dann wird’s was oder eben nicht. Und wenn es nichts wird, dann soll es halt nicht sein.

Credo: Das heißt, du hast die innere oder äußere Freiheit zu experimentieren?

Cedric: Ja, die versuche ich mir immer wieder zu schaffen. Aber gerade die innere Freiheit ist eine schwierige Sache, weil man ja doch Ängste hat: Ich kann nicht ganz frei machen, was ich will, weil ich auch finanziell gebunden bin. Da denke ich immer an das Schriftwort: „Seht euch die Vögel des Himmels an: Sie säen nicht, sie ernten nicht und sammeln keine Vorräte in Scheunen; euer himmlischer Vater ernährt sie.” (Mt 6,26)

Credo: Du hast 2021 das Buch geschrieben: „Junge, das musst du wissen.” Was müssen Jungs denn wissen, das sie noch nicht wissen?

Cedric: Das Buch ist für Jungs ab zwölf und ich habe einfach versucht, mich daran zu erinnern, wie es war, als ich zwölf war und was ich in diesem Alter gerne gewusst hätte, wo ich gerne Unterstützung gehabt hätte oder was ich gerne gelesen hätte. Ich war kein großer Leser damals, gar nicht. Wenn ich Bücher geschenkt bekam, dann musste ich mir das „Danke” gequält abzwingen. Mittlerweile lese ich gerne. Aber deswegen ist es auch das Buch so gemacht, dass man es wie ein Handbuch lesen kann: Praktische Tipps für die Schule, leicht aufbereitete Glaubenssachen, Spaßsachen, Rätsel, Witze und so, um das zu verbinden.

Credo: Warum nicht Mädchen?

Cedric: Ja, die Frage kam natürlich auf, nach dem Motto „It’s 2021!”. Das Buch können natürlich auch Mädchen lesen. Aber ich denke, dass es bei den Interessen Unterschiede gibt. Es gibt zum Beispiel ein Kapitel über’s Gentleman sein. Heutzutage sagen viele: „Ne, das gibt es nicht mehr. Wir machen da nichts mehr.“ Aber es gibt Dinge, wo sich Jungs und Mädchen unterscheiden und Jungs andere Verantwortungen haben als Mädchen und andersrum. Deswegen für Jungs. 

Das wird auch immer wichtiger. Man sieht es schon an den Zahlen: Immer weniger Jungs gehen an die Uni, Jungs sind schlechter in der Schule, in Gefängnissen überrepräsentiert etc. Ich glaube, es braucht in Zukunft noch mehr, um Jungs zu unterstützen und zu sagen „Okay, ihr könnt so sein, wie ihr seid“.

Credo: Du hast vorhin vom Educational Technology-Startup gesprochen. Ist es dir ein besonderes Anliegen, dass Leute in ihr Potenzial kommen? 

Cedric: Ja, das Educational Technology-Startup soll personalisiertes Lernen ermöglichen. Viele leiden darunter, dass in der Schule alle über einen Kamm geschert werden. Gleiches Tempo für alle. Ich habe selbst darunter gelitten, weil vieles hinten runterfällt und man vieles machen muss, das keine Freude macht. Danach bleibt man lange im Glauben, man sei unbegabt, und verliert so die Motivation für vieles. Ich glaube, wenn man personalisierter auf die Stärken und Interessen der Leute eingeht, wenn Jungs zum Beispiel nicht nur sitzen – das fällt Jungs in dem Alter schwerer – kann man noch viel Potenzial schöpfen.

Credo: Danke vielmals fürs Kommen und das Gespräch.